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Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter

Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter

Titel: Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter
Autoren: Raymond Feist
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Harry, und aus seiner Miene konnte man schließen, wie wenig lustig er die Ausrede fand. Er hatte erwartet, die Jungen würden während seiner Besprechung mit dem Prinzen lernen und nicht mit ihrem Boot Kriegsschiffe im Hafen rammen.
    Den Jungen gegenüber saßen Anitas Mutter und Amos Trask. Der Admiral und Prinzessin Alicia hegten seit Jahren eine tiefgehende Freundschaft, welcher der Klatsch am Hof mehr als bloße Liebäugelei nachsagte. Alicia blühte trotz ihres Alters – sie war genauso alt wie Amos – in der Gesellschaft des Admirals jedes Mal auf. Anita ähnelte ihrer Mutter sehr, auch wenn Alicias rotes Haar längst ergraut war und ihr Gesicht die Geschichte eines ganzen Lebens erzählte. Doch bei Amos’ leisen Scherzen errötete die ältere Dame stets, und ihre funkelnden Augen und das verlegene Lachen gaben ihrem Gesicht dann wieder etwas Mädchenhaftes.
    Amos drückte Alicias Hand, während er ihr etwas zuflüsterte, offensichtlich etwas Zweideutiges, und die verwitwete Prinzessin lachte hinter vorgehaltenem Taschentuch. Anita mußte bei diesem Anblick lächeln. Amos war nach dem Spaltkrieg zu einer willkommenen Bereicherung von Aruthas Hof geworden. Denn Anita mochte es, wenn ihre Mutter lachte, und niemand brachte sie mehr zum Lachen als Amos.
    Zur Linken des Admirals saß Aruthas militärischer Bevollmächtigter, William, der Marschall von Krondor, ein Cousin der fürstlichen Familie. Cousin Willie, wie ihn alle nannten, zwinkerte den beiden Jungen zu. Er diente schon seit zwanzig Jahren im Palast, und in dieser Zeitspanne hatte er miterlebt, wie Nicholas ältere Brüder, Borric und Erland, alles mögliche ausprobiert hatten, um den Zorn ihres Vaters zu erregen. Bei Nicholas war das neu.
    William griff nach einer Scheibe Brot und sagte: »Brillante Strategie, Junker. Bloß keine unnötigen Einzelheiten preisgeben.«
    Nicholas versuchte, gezüchtigt auszusehen, doch das gelang ihm kaum. Schnell schnitt er sich ein Stück Lamm ab und stopfte es sich in den Mund, damit er nicht lachen mußte. Er blickte Harry an, der seine Belustigung hinter einem Becher Wein versteckte.
    Arutha sagte: »Wir müssen uns eine angemessene Strafe für euch beide ausdenken. Etwas, was euch den Wert eines Bootes und den eurer beider Leben veranschaulicht.«
    Harry grinste Nicholas von hinter dem Weinbecher an; beide Jungen wußten, die Chancen standen gut, daß Arutha unter dem Druck der Amtsgeschäfte eine ernsthafte Bestrafung vergessen würde, so wie das häufig der Fall war.
    Da der Westen eigentlich ein Reich für sich war, wurde er von Krondor aus regiert, und nur die gröbsten Richtlinien der Politik kamen von König Lyams Hof. Im Verlauf eines Tages mußte Arutha sich oft mit zwei Dutzend wichtigen Adligen, Händlern und Gesandten treffen, ein halbes Dutzend wichtiger Dokumente lesen und dazu noch jeder wichtigen Entscheidung zustimmen, die das Fürstentum betraf.

    Ein Junge in der purpurrot-blauen Livree der Palastpagen trat ein und ging zum Fürstlichen Zeremonienmeister, Baron Jerome. Er flüsterte dem Baron etwas zu, der sich daraufhin Arutha näherte.
    »Sire, zwei Männer sind am Haupteingang und wünschen Euch zu sehen.«
    Arutha war klar, es mußten ungewöhnliche Leute sein, wenn der Feldwebel der Wache sie zum Haushofmeister schickte und dieser den Prinzen stören ließ. »Wer ist es?« fragte Arutha.
    »Sie behaupten, Freunde von Prinz Borric zu sein.«
    Arutha zog die Augenbraunen leicht hoch. »Freunde von Borric?«
    Er sah seine Frau an und fragte: »Haben sie vielleicht Namen?«
    Der Zeremonienmeister sagte: »Sie haben sich als Ghuda Bulé und Nakor der Isalani vorgestellt.« Jerome, ein übertrieben diensteifriger Mann, dem Würde und Pomp wichtiger waren als Luft und Wasser, legte eine gehörige Portion Mißbilligung in seine Stimme, als er hinzufügte: »Sie sind aus Kesh, Sire.«
    Arutha überlegte immer noch, wer die beiden sein mochten, doch Nicholas sagte: »Vater! Das sind die zwei, die Borric geholfen haben, als er in Kesh von den Sklavenhändlern gefangengenommen worden war! Erinnerst du dich nicht, er hat uns doch alles über sie erzählt?«
    Arutha blinzelte, dann kam ihm alles wieder in den Sinn.
    »Natürlich.« Jerome teilte er mit: »Laßt sie sofort herein.«
    Jerome machte dem Pagen ein Zeichen, und Harry wandte sich an Nicholas. »Sklavenhändler?«
    Nicholas sagte: »Das ist eine lange Geschichte. Vor neun Jahren war mein Bruder in Kesh als Gesandter unterwegs. Er wurde von
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