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Mia - Vom Schicksal gezeichnet (Buch 1) (German Edition)

Mia - Vom Schicksal gezeichnet (Buch 1) (German Edition)

Titel: Mia - Vom Schicksal gezeichnet (Buch 1) (German Edition)
Autoren: M.S. Stone
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meiner
Überraschung löste er die Lederschnüre in seinem Nacken, legte die Kette ab und
hielt sie mir entgegen.
    Ich wollte schon
ablehnen, in dem Wissen, dass ihm dieser Stein viel bedeutete. Doch der Blick
mit dem er mich betrachtete, die Eindringlichkeit, die in seinen Augen stand,
ließ mich die Hand ausstrecken, und ihn an mich nehmen.
    „Danke!“, flüsterte
ich und fühlte die Wärme, die von diesem Geschenk ausging, und die ähnlich wie
Luciens Wärme, etwas Tröstliches für mich hatte.
    Meine Finger
schlossen sich um den Stein, als könne ich mich daran festhalten, als würde er
mir mehr Kraft geben und den Abschied etwas erträglicher machen. „Ich würde
gern noch durch den Park spazieren, bevor ich ins Bett gehe.“, hörte ich mich
sagen. „Ich bleibe im Gelände. Ist das OK für dich?“
    Ich vernahm sein
Nicken, drehte ab und stieg die Verandastufen nach unten.
    „Mia?!“
    „Ja?“
    „Warum bist du
plötzlich so … kooperativ?“, war seine Frage, die mich innehalten ließ, und in
die Vergangenheit zog.
    Ist Lügen eine
Sünde, Herr Pfarrer?
    Alles, was gegen
die 10 Gebote verstößt, ist eine Sünde, kleine Mia!
    Dann habe ich
eine Sünde getan.
    Erzähl mir davon.
    Clara hat mich
gefragt, ob es mir etwas ausmacht, dass alle Kinder mich verspotten und die
Schwestern mich als Balg bezeichnen. Ich habe gesagt, dass mir das egal ist.
Weil sie sonst immer so traurig wird, wenn ich traurig bin.
    Ist das deine
Lüge, kleine Mia?
    Ja, Herr Pfarrer.
    Dann hast du
keine Sünde begannen, sondern eine Notlüge getätigt.
    Was ist eine
Notlüge?
    Es ist die
umgekehrte Wahrheit.
    Aber so
bezeichnet man doch Lügen, hatte
das Mädchen, das ich einst war, geflüstert.
    Ein kleines Lächeln
huschte über das Gesicht des Pfarrers. Du bist ein kluges Kind. Eine Notlüge
ist etwas, was Mitmenschen vor Schmerz und Unglück bewahrt. Sie ist erlaubt,
solange man keinen eigenen Nutzen daraus zieht. Solange du das bedenkst, darfst
du die Wahrheit verdrehen, zum Schutz anderer.
    „Mia! Ist alles in
Ordnung!“, riss mich Luciens Stimme aus meiner Erinnerung.
    Nichts war in
Ordnung! Nichts würde je wieder in Ordnung sein! „Auch wenn ich stur bin,
Lucien“, hörte ich mich sagen. „bin ich dennoch nicht dumm! Ich weiß, wann es
Zeit ist, nachzugeben!“
    Mit dieser Lüge,
Notlüge, verdrehten Wahrheit, wie auch immer, ließ ich Lucien schweren Herzens
stehen und ging in die Dunkelheit.
    Nicht wissend, wo
mich meine Füße hintrugen, stand ich plötzlich vor dem steinernen Eingang, zur
Halle des Schicksals. Mein Blick ruhte auf der verschnörkelten Inschrift.
    Was uns
verbindet, ist unser aller Schicksal.
    Heiße Wut stieg in
mir auf und ich konnte nicht anders, als dieser nachzugeben, und mit meinem
Fuß, gegen die massive Marmorplatte zu treten. Ich hieß den Schmerz, der durch
mein Bein zog, willkommen, denn er war besser, als die Emotionen die in mir
tobten.
    Als nächstes krachte
meine Faust gegen den Stein. Immer und immer wieder, bis ich glaubte, meine
Finger wären Brei. Mit einem stummen Schrei ließ ich mich auf die Knie fallen,
hämmerte auf die Erde ein, und wünschte, es würde sich ein Loch auftun, und
mich einfach verschlinge.
    Doch das Schicksal
war nicht gnädig und die Erde unter meinen Füßen blieb fest und unnachgiebig.
    Erschöpft lehnte ich
mich an das Gebäude, das mir mehr denn je, wie ein Mausoleum vorkam, und zog
das Handy aus meiner Hosentasche.
    Mit zittrigen
Fingern rief ich das Telefonbuch auf und starrte auf den einzigen Eintrag, der
mir plötzlich wie die Eintrittskarte in die Hölle vorkam. Eine Hölle, die ich
selbst wählte, denn das Schicksal ließ mir ja meinen freien Willen, dachte ich
ironisch.
    Ich atmete noch einmal
tief durch, prüfte meine Stimmbänder mit einem Räuspern, und drückte die
Wähltaste.
    Sofort ertönte ein
tiefes, arrogantes: „Ja!“, am anderen Ende der Leitung.
    „Ist Elia da?“,
fragte ich mit einer Selbstsicherheit, die ich bei weitem nicht verspürte.
    „Wer will das
wissen?“
    „Jemand der einen
Kampf verhindern will!“, gab ich von mir und lauschte in die darauffolgende
Stille.
    „Wie reizend, Mia.
Das Schicksal scheint mir hold zu sein!“, drang es durch das Telefon. „Was
verschafft mir die Ehre?“
    All meine Nackenhärchen
richteten sich auf und ich sah das Bild dieses absolut abstoßenden Mannes vor
mir, wie ein Lächeln seine Troll-ähnlichen Züge zu einer aufgedunsenen Fratze
verzerrten.
    Anstatt auf seine
Frage zu antworten,
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