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Mettwurst ist kein Smoothie

Mettwurst ist kein Smoothie

Titel: Mettwurst ist kein Smoothie
Autoren: Markus Barth
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een blasen?»
    Henrys Gesicht hellte sich auf. Das war sein großer Moment. Ich konnte es regelrecht sehen: Er kramte in den Ecken seines Gehirns, die noch nicht von Mojito, Mai Thai und Beck’s überflutet waren, nach dem Satz, den er sich zurechtgelegt hatte. Nun kam er endlich, endlich zum Zug. Er holte tief Luft und sagte: «Nee! Wir schauen uns nur um!»
    Ich stutzte und drehte mich zu Henry. «Was?»
    Die Frau reagierte ebenfalls verdattert. «Wat?» Sie schaute mich an. «Wat sacht er? Dit macht doch gar keen Sinn!»
    Ich schüttelte stumm den Kopf.
    Henry sackte in sich zusammen und wurde mit einem Schlag sehr traurig. «Ich weiß», jammerte er und lehnte sich an meine Schulter. «Aber den anderen Satz hab ich vergessen.»
    Ich brachte ihn dann nach Hause.
    Wenigstens sind wir jetzt quitt.

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    Noch Fragen?
    Es geht einfach nicht. Man kann auf knapp 200  Seiten nicht alle Fragen beantworten, die einen so beschäftigen. Klar, ich könnte noch ein paar Seiten dranhängen, aber wann soll ich denn dann die «Lange Nacht der Museen» besuchen, bei einem Flashmob am Hauptbahnhof mittanzen und Kurse für chinesischen Obertongesang belegen?
     
    Trotzdem: Ein paar Fragen muss ich noch loswerden, weil sie mich sonst garantiert nicht schlafen lassen und Stefan mir dann schon morgen früh zuflüstern wird: «Wenn du eh nicht schlafen kannst, geh doch mit dem Hund raus!»
    Also:
    Passiert es nur mir ständig, dass sich beim Umarmen anderer Menschen mein Ohr an deren Wange festsaugt?
Noch mal: Chicorée? Wer zur Hölle braucht Chicorée???
Was bedeutet es, wenn sich in der Umkleide meines Fitness-Studios ein Mann drei Minuten lang voller Hingabe die Armbeugen föhnt?
Wenn bei meinem Bäcker ein Schild hängt: «Über nicht verkaufte Ware freuen sich täglich Kölner Obdachlosen-Organisationen» – wie soll ich denen denn da noch guten Gewissens ein Teilchen wegkaufen?
Kann man vom Aufhängen weißer Wäsche in der Sonne schneeblind werden?
Ist es eigentlich arg scheinheilig, wenn man nachts um vier bei McDonald’s hochzufrieden einen Hüttengaudi-Burger in sich hineinstopft, auf das dazugehörige Plakat starrt und sich dabei denkt: «Also, dass der Schuhbeck für so was Werbung macht – der hat ja wohl gar keinen Stolz!»
Warum werden Chips, die man draußen stehen lässt, weich und Brezeln, die man draußen stehen lässt, hart?
Und was für eine Verbform benutzte eigentlich der Typ, der kürzlich neben mir in der Bahn am Telefon mit seiner Mutter übers Abendessen sprach und dabei sagte: «Wär schön, wenn was übrig bläbe.»?
    Vielleicht können Sie mich da ja aufklären. Wenn ja, schreiben Sie mir doch einfach eine Mail: [email protected] Oder auch einen E-Postbrief, falls Ihnen so eine Mail zu kostenlos ist.
    Wär schön, wenn ich ein paar Antworten beküme.

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    Epilog: 5 Sterne
    Drei Wochen nach Erscheinen meines erstens Buches, «Der Genitiv ist dem Streber sein Sex», rief mich mein Lektor an und brüllte: «Platz 9 ! Dein Buch ist bei Amazon auf Platz 9 der erotischen Literatur!»
    «Ähm … kann ich das Wort vor ‹Literatur› noch mal hören?», fragte ich.
    «Ja, keine Ahnung, wie es auf diese Liste kommt. Ist doch auch egal. Platz 9 ! Mit ein bisschen Glück überholst du noch ‹Hurenherz› und ‹Gefangener der Begierde›. Wobei die natürlich beide sehr gut sind.» Dann nahm seine Stimme einen geschäftsmäßigen Ton an. «Und jetzt sag mal deinen Freunden, die sollen sich rezensionstechnisch ein bisschen ins Zeug legen.»
    Ich musste lachen. «Du willst doch nicht ernsthaft, dass ich meine Freunde um irgendwelche Amazon-Kritiken anbettle, oder?»
    Mein Lektor lachte ebenfalls. «Natürlich nicht. Du sollst sie um
positive
Kritiken anbetteln. Macht schließlich jeder. Kennst du nicht die goldene Vierer-Regel? Rezension 1 bis 3 kannste bei Amazon immer überspringen. Die sind von den besten Freunden. Ab Nummer vier wird’s interessant.»
    Ich dachte kurz nach. Zum einen darüber, wie verderbt die Welt doch ist. Zum anderen, warum von meinen besten Freunden noch keiner auf diese Idee gekommen ist.
    Die nächsten Tage verbrachte ich damit, mir eine möglichst unpeinliche Art zu überlegen, wie ich meinen Bekanntenkreis um Bewertungen bitten könnte. Mir fiel keine ein.
    Eine Woche später rief mein Lektor wieder an «Wo bleiben die Kritiken?»
    «Ich kann das nicht», antwortete ich genervt. «Ich würde sterben vor Scham.»
    «Für sein erstes Buch
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