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Mettwurst ist kein Smoothie

Mettwurst ist kein Smoothie

Titel: Mettwurst ist kein Smoothie
Autoren: Markus Barth
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pass auf.»
    Er setzte eine neutrale Miene auf, und wir gingen an den ersten beiden Damen vorbei. Nichts geschah. Die eine schaute gelangweilt auf ihre neonrosa Fingernägel, die andere tippte auf dem Handy herum.
    Als wir vorbei waren, fragte Henry mich irritiert: «Warum sprechen die uns nicht an?»
    Ich zuckte die Schultern. «Weil wir schwul sind!»
    Henry prustete: «Das wissen die doch nicht!»
    «Doch», sagte ich. «Das wissen die.»
    Prostituierte merken so etwas tatsächlich sofort. Ich bin noch nie in meinem Leben von einer angesprochen worden, egal ob in Hamburg oder in Berlin, und das, obwohl ich weder bauchfreie Tops noch arschfreie Lederhosen trage. Die riechen das einfach. Falls Sie, liebe Eltern, einen Sohn haben, über dessen sexuelle Orientierung Sie sich etwas im Unklaren sind, gehen Sie mit ihm mal die Herbertstraße entlang. Wenn dann der Vater angegraben, die Mutter angespuckt, der Sohn dagegen noch nicht einmal angeschaut wird, dann ist es Zeit, den Traum vom Enkelkind zu begraben.
    Henry wollte meine Theorie nicht akzeptieren.
    «Wahrscheinlich hatten die grade ’nen Freier und machen ’ne kleine Pause.»
    «Klar», sagte ich. «Kennt man ja: Nach jedem Fick ein Knoppers-Päuschen. Steht, glaub ich, im Nutten-Tarifvertrag.»
    Henry ignorierte mich und steuerte auf die nächste Prostituierte zu. Um etwas heterosexueller zu wirken, ging er diesmal so breitbeinig, dass ein Kind ohne Schwierigkeiten auf einem Bobbycar durch die Lücke hätte fahren können. Und weil ihm das offenbar noch nicht reichte, spuckte er sogar auf die Straße. Aber auch das half nichts. Die Prostituierte schaute nur kurz gelangweilt auf den Speichelfleck, schüttelte den Kopf und drehte sich zur anderen Seite.
    Ich taperte auf Henry zu, der stehen geblieben war und genervt auf seiner Lippe herumkaute.
    «Verdammt», sagte er. «Ich will meinen Satz loswerden! Hab ich so lang geprobt!»
    Er schwieg einen Moment, dann brummte er: «Geh du mal ein paar Schritte voraus!»
    «Warum?», fragte ich.
    «Mach einfach!»
    «Ach, du meinst, es liegt an mir?», fragte ich einigermaßen amüsiert.
    Henry nickte und deutete auf meinen Kopf. «Ich wollte dir das schon lange mal sagen: So ’ne Glatze kommt einfach wahnsinnig schwul rüber.»
    «Ah, natürlich», erwiderte ich. «Sag das doch bitte bei Gelegenheit mal den Jungs in Mecklenburg-Vorpommern.»
    Henry hörte mir gar nicht zu. Er blieb einfach stehen und scheuchte mich mit einer unwirschen Handbewegung und einem «Ksst, kssst» voraus. Kopfschüttelnd ging ich weiter. Dann zog Henry nach. Er schlenderte auf eine Prostituierte zu, tat, als würde er Kaugummi kauen, und nickte ihr schließlich sogar zu. Aber nichts geschah. Das Mädchen schaute weg. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Da platzte Henry der Kragen. Er drehte um, steuerte auf die Frau zu und sagte: «Entschuldigung?»
    Sie schaute gelangweilt hoch.
    «Entschuldigung, ich muss Sie jetzt mal was fragen», blaffte Henry sie an. «Warum sprechen Sie mich nicht an? Haben Sie zu viel Geld? Sind Sie ausgebucht? Haben Sie geerbt?»
    Die Prostituierte runzelte die Stirn, ließ dann zweimal teilnahmslos ihr Zungenpiercing durch die Lippen spitzen und sagte: «Schatzi, wat soll ick von dir denn wohl wollen? Schminktipps?»
    Das war zu viel für Henry. Er riss den Mund auf, stemmte die Arme in die Hüfte, schnappte nach Luft und wollte gerade loslegen. Doch ich zog ihn schnell weg und raunte: «Henry, dein Cocktail hat angerufen. Er möchte dringend aus der Bar abgeholt werden.»
     
    Fünf Cocktails und einige Biere später torkelten wir wieder zu meinem Hotel. «Is ja doch noch ’n schöner Abend geworden, was?», lallte ich.
    Henry nickte. «Stimmt», lallte er zurück. «Aber eins muss ich noch erledigen!»
    Bevor ich reagieren konnte, riss er sich von mir los und rannte wieder auf die Prostituierte von vorhin zu. Er baute sich – so gut es noch ging – vor ihr auf und brüllte:
    «Sprich mich an! Sprich mich sofort an!» Dann zog er eine unsichtbare Peitsche aus der Tasche, ließ sie durch die Luft schnalzen und rief dazu noch einmal im verschärften Befehlston: «Sprich! Mich! An!»
    Das Mädchen verdrehte die Augen. Da ich Henry mittlerweile eingeholt hatte, schaute sie uns beide an, hatte dann offensichtlich Erbarmen und sagte: «Na jut, Jungs, ick würd zwar ooch ohne Straßenbeleuchtung, mit Augenbinde und zujehaltener Nase erkennen, dat ihr zwee Rosettenbügler seid. Aber von mir aus: Soll ick euch
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