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Meteor

Meteor

Titel: Meteor
Autoren: Dan Brown
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Stimme wurde allmählich ungeduldig. »Sonst würde ich sie Ihnen nicht vorlegen.«
    Die Ratlosigkeit schien zuzunehmen. Sexton glaubte sogar Gekicher zu hören, was überhaupt nicht der Reaktion entsprach, die er sich vorgestellt hatte. Hatte er etwa die Fähigkeit der Journalisten überschätzt, eins und eins zusammenzuzählen?
    »Äh, Herr Senator«, sagte jemand mit völlig deplatziertem Grinsen, »dürfen wir davon ausgehen, dass Sie sich zur Echtheit dieses Bildmaterials bekennen?«

    Sexton wurde sauer. »Meine Freunde, ich sage es zum letzten Mal: Das Material in Ihren Händen ist absolut authentisch. Falls jemand mir das Gegenteil beweisen kann, fresse ich einen Besen!«
    Er wartete auf die Reaktion, aber kein Mensch lachte über seine Pointe.
    Ausdruckslose Gesichter.
    Totenstille.
    Der Reporter, der zuletzt gesprochen hatte, trat auf Sexton zu.
    »Herr Senator, Sie haben Recht, das ist in der Tat skandalöses Material.« Er kratzte sich am Kopf. »Wir sind alle ziemlich perplex, dass Sie ausgerechnet jetzt damit herauskommen, zumal Sie es vor einiger Zeit so heftig abgestritten haben.«
    Sexton verstand nicht, was der Mann meinte. Der Reporter hielt ihm die Blätter hin. Einen Moment lang begriff Sexton überhaupt nichts.
    Er starrte auf Schwarzweißfotos, die er noch nie gesehen hatte, Leiber zweier nackter Menschen, Arme und Beine ineinander verschlungen. Einen Augenblick wusste er nichts damit anzufangen, dann traf ihn die Erkenntnis wie ein Keulenschlag.
    Schreckensstarr schaute Sexton in die Menge. Die meisten amüsierten sich köstlich und lachten. Viele Reporter hatten bereits die Redaktion am Draht und telefonierten den Bericht durch.
    Sexton spürte, dass ihm jemand auf die Schulter tippte.
    Benommen fuhr er herum. Rachel und eine zweite Frau standen vor ihm.
    »Wir haben alles versucht, dich davon abzuhalten. Wir haben dir jede Chance gelassen.«

    Bebend musterte Sexton die Frau an Rachels Seite. Es war die Reporterin im Kaschmirumhang mit der Baskenmütze, die seine Umschläge auf den Boden gestoßen hatte.
    Das Blut stockte in seinen Adern. Gabrielles dunkle Augen durchbohrten ihn. Sie schlug den Umhang zurück. Ein Stapel von zehn Umschlägen klemmte unter ihrem Arm.
131
    Vor den Fenstern des Oval Office legte sich die Abenddämmerung über die westlichen Parkanlagen. Die Messinglampe auf dem Schreibtisch des Präsidenten verstärkte das Zwielicht.
    Gabrielle Ashe stand hoch erhobenen Hauptes vor dem Präsidenten.
    »Wie ich höre, wollen Sie uns verlassen«, sagte Herney. Bedauern schwang in seiner Stimme.
    Gabrielle nickte. Der Präsident hatte ihr zwar im Weißen Haus großzügig unbegrenzten Aufenthalt zum Schutz vor der Presse angeboten, doch Gabrielle zog es vor, diesen Sturm nicht im Auge des Orkans abzuwarten.
    Herney schaute sie über seinen Schreibtisch hinweg an. Anerkennung und Bewunderung lagen in seinem Blick. »Die Wahl, die Sie heute Morgen getroffen haben, Gabrielle…« Er schien die richtigen Worte zu suchen. Herneys Blick war offen und direkt – ganz anders als die tiefen, rätselhaften Augen Sextons, die Gabrielle einst so fasziniert hatten. Ungeachtet des hochoffiziellen Ortes spürte Gabrielle in diesem Blick echte menschliche Wärme, Aufrichtigkeit und Würde, die sich ihr unvergesslich einprägten. »Ich habe es auch für mich selbst getan«, sagte sie schließlich.
    Herney nickte. »Deswegen bin ich Ihnen nicht weniger zu Dank verpflichtet.« Er erhob sich und geleitete Gabrielle auf den Flur hinaus. »Ich hatte eigentlich gehofft, Sie würden hier bleiben, damit ich Ihnen einen Posten in meinem Planungsstab für Finanzen anbieten kann.«
    Gabrielle sah ihn von der Seite an. »Weniger ausgeben, mehr ausrichten?«, scherzte sie.
    Herney lachte. »So in der Art.«
    »Ich glaube, wir wissen beide, dass ich momentan eher eine Belastung als eine Hilfe für Sie wäre«, meinte Gabrielle.
    Herney zuckte mit den Schultern. »In ein paar Monaten ist das Schnee von gestern. Dann wird kein Mensch mehr davon reden.
    Viele große Männer und Frauen haben ähnliche Phasen durchmachen müssen, bevor sie zu Ruhm gekommen sind.« Er blinzelte sie an. »Ein paar haben es sogar zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gebracht.«
    Gabrielle wusste, dass er Recht hatte. In den paar Stunden, die sie nun arbeitslos war, hatte sie bereits zwei lukrative Angebote abgelehnt – ein Stellenangebot von Yolanda Cole bei ABC, und den geradezu obszön hohen Vorschuss eines Verlegers für die
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