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Meteor

Meteor

Titel: Meteor
Autoren: Dan Brown
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Brüsseler Teppich… das berühmte geschnitzte Bett aus Rosenholz… das Porträt von Abraham Lincolns Gattin Mary Todd… sogar der Schreibtisch, an dem Lincoln die Emanzipationserklärung unterschrieben hatte, war im schummrigen Licht noch zu erkennen.
    Beim Schließen der Tür fächelte ein unangenehm kühler Luftzug um Rachels bloße Beine. Wo steckt er? Auf der gegenüberliegenden Seite stand ein Fenster offen, die weißen Seidenstores blähten sich im Wind. Als Rachel hinüberging, um das Fenster zu schließen, drang ein gespenstisches Flüstern aus dem Wandschrank.
    »Mary…?«
    Rachel fuhr herum.

    »Maaaryyy«, raunte die Stimme erneut. »Bist du es? Mary Todd Lincoln?«
    Rachel schloss eilig das Fenster und wandte sich dem Wandschrank zu. Das Herz pochte ihr bis zum Hals, obwohl sie wusste, dass es Unsinn war. »Mike, ich weiß, dass du es bist.«
    »Nein…«, antwortete die Stimme, »ich bin nicht Mike, ich bin Abe Lincoln.«
    Rachel stemmte die Fäuste in die Hüften. »Ach wirklich? Der redliche Abe?«
    Ein hohles Lachen drang aus dem Schrank. »Einigermaßen redlich.«
    Jetzt musste auch Rachel lachen. »Ist das deine Vorstellung, wie man eine Frau verführt?«
    »Entschuldigung«, klagte die Stimme, »ich bin seit Jahren aus der Übung.«
    »Man merkt’s.« Rachel riss die Tür auf.
    Vor ihr stand Michael Tolland mit seinem spitzbübischen Grinsen. In seinem marineblauen Pyjama sah er unwiderstehlich aus. Das Emblem des Präsidenten prangte auf seiner Brust.
    »Der Pyjama des Präsidenten?«, staunte sie.
    »Er lag in einer Schublade.«
    »Und ich musste mich mit einem Footballtrikot begnügen.«
    »Du hättest im Lincoln-Schlafzimmer schlafen sollen.«
    »Du hättest mich ja einladen können.«
    »Ich habe gehört, dass die Matratze eine Zumutung ist. Altes Rosshaar.« Er deutete auf ein Paket in Geschenkpapier auf einem Tischchen mit Marmorplatte. »Das wird dich mit allem versöhnen.«
    Rachel war gerührt. »Für mich?«

    »Eine Hausangestellte hat es für mich besorgt. Sie hat es eben erst gebracht. Sei vorsichtig, nicht schütteln!«
    Rachel entfernte sorgsam die Verpackung. Ein großes Goldfischglas kam zum Vorschein, in dem zwei hässliche Goldfische schwammen. Rachel betrachtete enttäuscht und verwirrt die Morgengabe. »Das ist doch wieder einer von deinen Scherzen, nicht wahr?«
    »Hehstoma temminicki« , antwortete Tolland voll Stolz.
    »Du hast ausgerechnet Fische für mich gekauft?«
    »Das sind ganz seltene chinesische Kussfische. Sehr romantisch.«
    »Fische sind nicht romantisch, Mike.«
    »Sag das nicht den beiden. Die knutschen stundenlang.«
    »Gehört das auch zu deinen Verführungskünsten?«
    »Ich bin halt aus der Übung. Würdest du mir die gute Absicht zugute halten?«
    »Mike, nur für zukünftige Fälle – mit Fischen kann man keine Frau rumkriegen. Versuch’s mit Blumen.«
    Tolland zog ein Bukett weiße Lilien hinter dem Rücken hervor.
    »Rote Rosen wären mir lieber gewesen, aber als ich in den Rosengarten einbrechen wollte, hätte man mich beinahe erschossen.«
    Michael Tolland zog Rachel an sich. Als er den zarten Duft ihres Haars einatmete, spürte er die harte Kruste der jahrelangen Isolation bröckeln. Er küsste Rachel, und sie schmiegte sich an ihn.
    Die weißen Lilien fielen auf den Boden zu ihren Füßen.
    Die Geister der Vergangenheit sind verschwunden.
    Tolland fühlte sich von Rachel sanft zum Bett gedrängt. »Du glaubst doch nicht wirklich, dass Fische romantisch sind?«, flüsterte sie ihm leise ins Ohr.
    »O doch«, sagte er und küsste sie wieder. »Du solltest mal den Hochzeitstanz der Quallen sehen! Unglaublich erotisch.«
    Rachel schubste ihn auf die Rosshaarmatratze der historischen Bettstatt und legte sich sanft auf ihn.
    »Und Seepferdchen…!«, sagte Tolland atemlos vom Genuss der Berührungen durch den dünnen Seidenstoff des Pyjamas.
    »Seepferdchen vollführen… einen unglaublich sinnlichen… Liebestanz!«
    »Jetzt aber genug von Fischen«, flüsterte Rachel, während sie seinen Pyjama aufknöpfte. »Hast du denn nichts über das Werbungsverhalten der hoch entwickelten Primaten in deinem Repertoire?«
    Tolland seufzte. »Ich furchte, bei den Primaten kenne ich mich nicht aus.«
    Rachel warf das Footballtrikot von sich. »Dann lass dich mal schnell auf den neuesten Stand bringen«, sagte sie.

EPILOG
    Hoch über dem Atlantik flog die Transportmaschine der NASA einen Bogen.
    NASA-Chef Lawrence Ekstrom warf einen letzten Blick auf den
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