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Meteor

Meteor

Titel: Meteor
Autoren: Dan Brown
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Flanellhosen mit scharfer Bügelfalte und eine elfenbeinfarbene Laura-Ashley-Bluse. Sie hielt sich sehr gerade, mit leicht erhobenem Kinn, nicht arrogant, doch überaus selbstbewusst. Das hellbraune Haar war in die derzeit beliebteste Washingtoner Damenfrisur gelegt – Typ Fernsehmoderatorin: stumpf geschnitten und über den Schultern weich nach innen geföhnt. Lang genug, um noch sexy zu wirken, aber kurz genug, um dem männlichen Gegenüber zu vermitteln, dass die Trägerin möglicherweise mehr auf dem Kasten hatte als er.
    »Ich bin ein bisschen spät dran«, sagte die junge Frau. Ihre Stimme klang zurückhaltend. »Ich bin mit Senator Sexton zum Frühstück verabredet.«
    Der Oberkellner war sichtlich beeindruckt. Senator Sedgewick Sexton . Der Senator war ein Stammgast des Hauses und derzeit einer der bedeutendsten Männer des Landes. Als Sieger sämtlicher Vorwahlen der Republikaner am »Super-Dienstag« der vergangenen Woche hatte er praktisch die Garantie seiner Partei in der Tasche, als republikanischer Kandidat für das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten anzutreten. Viele gaben ihm gute Chancen, den angeschlagenen derzeitigen Amtsinhaber aus dem Weißen Haus zu verdrängen. In jüngster Zeit hatte man den Eindruck, dass Sextons Gesicht sämtliche Titelblätter zierte und Plakate mit seinem Wahlslogan »Weniger ausgeben, mehr ausrichten« an jeder Ecke prangten.
    »Der Senator sitzt an seinem Stammplatz«, sagte der Oberkellner. »Wen darf ich melden?«
    »Rachel Sexton. Ich bin seine Tochter.«
    Der Oberkellner musterte die Frau. Die Ähnlichkeit war nicht zu übersehen. Rachel hatte die durchdringenden Augen des Senators und das Charakteristische seiner Haltung – jene perfekte Ausstrahlung selbstverständlicher Noblesse. Das gute Aussehen des Senators hatte sich eindeutig auf seine Tochter vererbt, wobei Rachel ihr attraktives Äußeres jedoch mit einer zurückhaltenden Anmut trug, die ihrem Vater fehlte.
    »Miss Sexton, es ist uns ein Vergnügen, Sie als unseren Gast begrüßen zu dürfen.«
    Der Weg durchs Restaurant grenzte an ein Spießrutenlaufen.
    Selbst dem Oberkellner war es peinlich, wie die Blicke der Männer mehr oder minder verstohlen der Tochter des Senators folgten. Von den wenigen Frauen, die bei Toulos speisten, sahen nur wenige so gut wie Rachel Sexton aus.
    »Tolles Weib«, murmelte einer der Gäste. »Da hat Sexton aber schnell eine Neue gefunden.«

    »Das ist doch seine Tochter, du Trottel«, sagte sein Gegenüber.
    Der andere lachte in sich hinein. »Wie ich Sexton kenne, bumst er sie trotzdem.«
    Als Rachel zum Tisch ihres Vaters kam, schwadronierte er am Handy lautstark über einen seiner unlängst errungenen Siege und schenkte Rachel nur einen kurzen Blick. Er tippte auf seine Cartier-Armbanduhr, um sie daran zu erinnern, dass sie sich verspätet hatte.
    Auch ich habe es eilig, dachte Rachel.
    Ihr Vater hieß mit Vornamen Thomas. Den zweiten Vornamen, Sedgewick, hatte er sich vor Jahren zugelegt. Rachel hatte den Verdacht, dass er es wegen der Alliteration getan hatte: Senator Sedgewick Sexton. Er war ein silberhaariger, glattzüngiger Politprofi, dem ein gnädiges Schicksal das Aussehen eines Fernsehserien-Arztes geschenkt hatte, was angesichts Sextons Talent, in Rollen zu schlüpfen, passend und zweckdienlich zugleich war.
    »Rachel!« Der Senator legte das Handy zur Seite, erhob sich und küsste seine Tochter auf die Wange.
    »Hi, Dad.« Sie erwiderte seinen Kuss nicht.
    »Du siehst erschöpft aus.«
    Das fängt ja gut an. »Ich habe deine Nachricht erhalten. Worum geht’s?«
    »Darf ich meine Tochter denn nicht mal zum Frühstück einladen?«
    Rachel hatte schon vor langer Zeit begriffen, dass ihr Vater sehr gut ohne sie auskam – es sei denn, er wollte etwas von ihr.
    Sexton nahm einen Schluck Kaffee. »Wie geht es dir?«
    »Hab viel zu tun. Deine Kampagne läuft gut, wie ich sehe.«

    »Lass uns nicht vom Geschäft reden.« Sexton lehnte sich über den Tisch zu Rachel und senkte die Stimme. »Was ist mit dem Burschen vom State Department, mit dem ich dich bekannt gemacht habe?«
    Rachel schnaubte. Sie hatte schon jetzt das Bedürfnis, auf die Uhr zu schauen. »Dad, ich bin wirklich nicht dazu gekommen, ihn anzurufen. Und es wäre mir lieber, du würdest aufhören…«
    »Du solltest dir Zeit für die wirklich wichtigen Dinge nehmen, Rachel. Ohne Liebe hat das Leben keinen Wert.«
    Rachel zog es vor zu schweigen. Bei einer Diskussion hatte ihr Vater ohnehin
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