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Meteor

Meteor

Titel: Meteor
Autoren: Dan Brown
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seine Mitarbeiter stets als »Kräfte«. Viele seiner Angestellten empfanden die Bezeichnung als etwas zu kaltschnäuzig.
    »Ihr Vater gewinnt politisch an Gewicht«, sagte Pickering, »sogar sehr viel Gewicht. Das Weiße Haus hat allen Grund, nervös zu werden.« Er seufzte. »Politik ist ein mehr als mühsames Geschäft. Wenn der Präsident ein Treffen mit der Tochter seines Herausforderers ansetzt, hat er nach meiner Meinung etwas anderes als knapp gefasste Geheimdienstanalysen im Sinn.«
    Rachel fröstelte. Pickerings Ahnungen trafen den Nagel nur allzu oft auf den Kopf. »Und Sie befürchten, das Weiße Haus ist schon so weit, dass man sich ausgerechnet von meiner Wenigkeit einen Vorteil im politischen Gerangel verspricht?«
    Pickerings Antwort kam nach einer kleinen Pause. »Sie machen aus Ihrer Einstellung zu Ihrem Vater kein großes Geheimnis.
    Das Zerwürfnis dürfte den Wahlkampfberatern des Präsidenten kaum entgangen sein. Ich habe den Eindruck, dass man Sie irgendwie gegen Ihren Vater ausspielen möchte.«
    »Und wann soll ich den Vertrag unterschreiben?«, scherzte Rachel halbherzig.
    Pickering wirkte unbeeindruckt. Mit ernstem Blick schaute er Rachel an. »Agentin Sexton, gestatten Sie mir ein paar warnende Worte. Wenn Sie den Eindruck haben, die persönlichen Verwicklungen mit Ihrem Vater könnten Ihr Verhalten gegenüber dem Präsidenten negativ beeinflussen, möchte ich Ihnen raten, das Treffen zu verweigern.«

    »Mich weigern?« Rachel lachte nervös. »Ich kann doch dem Präsidenten keinen Korb geben.«
    »Sie nicht«, sagte Pickering. »Aber ich. Ich trage die Verantwortung für meine Mitarbeiter, und ich mag es nicht, wenn es auch nur entfernt danach aussieht, dass eine meiner Kräfte als politisches Faustpfand missbraucht werden soll.«
    »Was sollte ich Ihrer Meinung nach tun?«
    Pickering seufzte. »Ich schlage vor, Sie gehen auf das Treffen ein. Aber vermeiden Sie jegliche Zusage. Sobald der Präsident die Katze aus dem Sack gelassen hat, rufen Sie mich an. Und wenn ich den Eindruck bekommen sollte, dass er mit Ihnen spielen will, dann hole ich Sie aus dem Spiel heraus, bevor der Mann überhaupt begriffen hat, wie ihm geschieht.«
    »Danke, Sir.« Rachel spürte, dass ihr oberster Chef eine schützende Aura um sie legte, die sie bei ihrem Vater so oft schmerzlich vermisst hatte. »Sie sagten, der Präsident hätte schon einen Wagen geschickt?«
    »Nicht unbedingt.« Pickering hob die Brauen und deutete zum Fenster hinaus.
    Verunsichert kam Rachel zu ihm. Ihr Blick folgte der Richtung des ausgestreckten Fingers.
    Ein stupsnäsiger MH-60G PaveHawk, einer der schnellsten Hubschrauber aller Zeiten, stand abflugbereit auf dem Rasen. Er trug die Insignien des Präsidenten. Der Pilot stand daneben und schaute auf die Armbanduhr.
    Rachel wandte sich ungläubig an Pickering. »Das Weiße Haus hat einen PaveHawk geschickt, um mich die zwanzig Kilometer zum Weißen Haus zu fliegen?«
    »Offensichtlich glaubt der Präsident, Sie damit beeindrucken oder einschüchtern zu können. Aber wie ich Sie kenne, sind Sie weder für das eine noch für das andere empfänglich.«
    Rachel nickte. Sie war für das eine und das andere empfänglich.
    Vier Minuten später verließ Rachel Sexton das NRO-Gebäude und stieg an Bord des wartenden Helikopters. Sie war noch nicht richtig angeschnallt, da war er bereits in der Luft und zog in einer engen Kurve über die Wälder von Virginia. Rachel schaute hinaus auf die vorbeifliegenden Baumkronen. Ihr Puls beschleunigte sich. Ihr Herz hätte noch schneller geschlagen, hätte sie gewusst, dass der Hubschrauber keineswegs das Weiße Haus anflog.
5
    Ein kalter Wind trommelte gegen die Plane des Therma-Tech-Zelts, doch Delta-1 nahm kaum Notiz davon. Er und Delta-3 beobachteten gebannt ihren Kameraden, der mit der Präzision eines Chirurgen einen Joystick handhabte. Auf dem Monitor war eine von dem stecknadelgroßen Kameraauge des Mikroroboters aufgenommene Liveübertragung zu sehen.
    Das Nonplusultra der Spionagetechnik, dachte Delta-1, der jedes Mal, wenn sie den winzigen Apparat in Gang setzten, aufs Neue staunen musste. Auf dem Gebiet der Mikromechanik schien in jüngster Zeit die Wirklichkeit der Fiktion davonzulaufen.
    Mikroelektronische mechanische Systeme (MEMS), so genannte Mikroboter, waren der letzte Schrei auf dem Gebiet der Hightech-Aufklärungstechnik. Die »Schwimmer« – Nanounterseeboote von der Größe eines Salzkorns – konnten in den menschlichen
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