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Meteor

Meteor

Titel: Meteor
Autoren: Dan Brown
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Blutkreislauf injiziert werden, beobachteten per Videoübertragung das Gefäßsystem und lokalisierten Gefäßverschlüsse, was den Einsatz von Skalpellen überflüssig machte.
    Der eigentliche Durchbruch war auf dem Gebiet der Bionik erzielt worden – die technische Nachahmung von Vorgängen nach dem Vorbild der Natur. Es zeigte sich, dass Miniaturlibellen das ideale Muster für fliegende Mikroboter abgaben. Das Modell PH2, das Delta-2 zurzeit steuerte, war nur einen Zentimeter lang – so groß wie eine Schmeißfliege. Es hatte ein Paar gelenkig angebrachte Doppelflügel aus transparenter Silikonfolie, die ihm eine bislang nicht gekannte Mobilität und Zuverlässigkeit in der Luft verliehen.
    Ein weiterer Durchbruch betraf das Energieversorgungssystem.
    Die ersten Prototypen mussten zum Aufladen ihrer Energiezellen direkt auf oder unter einer hellen Lichtquelle verweilen, was ihrem geheimen Einsatz oder der Verwendung in dunklen Räumen ganz und gar nicht zugute kam. Die neueren Prototypen konnten sich aufladen, indem sie sich nahe an der Quelle eines Magnetfeldes niederließen – Steckdosen, elektrische Motoren, Computerbildschirme, Lautsprecher, Handys. Ein Mangel an Ladestationen schien nirgendwo zu bestehen. War ein Mikroboter erst einmal unauffällig in ein Objekt eingebracht worden, konnte er auf fast unbegrenzte Zeit Audio- und Videosignale übermitteln. Der PH2 der Delta Force sendete nun schon seit zwei Wochen ohne das geringste Problem.
    Wie ein Insekt in einer großen Scheune hing der fliegende Mikroboter in der gewaltigen Kuppel in der Luft. Lautlos kreiste er über den ahnungslosen Anwesenden – Technikern, Wissenschaftlern, Spezialisten mit unterschiedlichen Forschungsgebieten – und betrachtete das Geschehen aus der Vogelperspektive.
    Delta-1 erspähte zwei bekannte Personen, die sich angeregt unterhielten. Er ließ Delta-2 näher heranfahren, um zu lauschen.
    Nachdem Delta-2 mit verschiedenen Tasteneingaben die akustischen Sensoren des Roboters aktiviert und seine parabolische Übertragungsantenne optimal ausgerichtet hatte, ließ er ihn bis auf drei Meter über den Köpfen der Gesprächspartner heruntergehen. Die Übertragung war zwar schwach, aber klar zu verstehen.
    »Ich kann es immer noch kaum glauben«, sagte der eine der beiden. Die Erregung in seiner Stimme hatte sich in den achtundvierzig Stunden seit seiner Ankunft noch nicht gelegt.
    Sein Gesprächspartner teilte offensichtlich die Begeisterung.
    »Hätten Sie gedacht, dass Sie das zu Ihren Lebzeiten noch erfahren?«
    »Nein«, erwiderte der Erste. »Es ist der Traum eines jeden Wissenschaftlers.«
    Delta-1 hatte genug gehört. In diesem Gebäude lief alles nach Plan. Delta-2 steuerte den Mikroboter aus der Gesprächszone zurück in sein Versteck und parkte ihn neben dem Gehäuse eines elektrischen Generators. Sofort begannen die Energieversorgungszellen des PH2, sich für die nächste Mission aufzuladen.

6
    Der PaveHawk-Helikopter jagte durch den Morgenhimmel. Rachel Sexton war in Gedanken noch mit den bizarren Ereignissen des Vormittags beschäftigt. Erst als sie über die Chesapeake Bay dahinschossen, fiel ihr auf, dass sie in die völlig verkehrte Richtung flogen. Ihre anfängliche Verwirrung wich tiefer Beunruhigung.
    »He!«, rief sie dem Piloten zu. »Was soll das?« Ihre Stimme ging im Rotorenlärm fast unter. »Sie sollen mich ins Weiße Haus bringen!«
    Der Pilot schüttelte den Kopf. »Tut mir Leid, Ma’am. Der Präsident befindet sich heute Vormittag nicht im Weißen Haus.«
    Rachel versuchte sich zu erinnern, ob Pickering konkret vom Weißen Haus gesprochen hatte, oder ob es ihre eigene Annahme gewesen war. »Und wo ist der Präsident?«
    »Er wird Sie an einem anderen Ort empfangen.«
    Auch das noch. »Und wo ist ›an einem anderen Ort‹?«
    »Es ist nicht mehr weit.«
    »Das war nicht meine Frage.«
    »Noch fünfundzwanzig Kilometer.«
    Rachel sah den Mann finster an. Der Kerl hätte Politiker werden sollen. »Können Sie auch so gut ausweichen, wenn man auf Sie schießt?«
    Der Pilot gab keine Antwort.
    Der Helikopter brauchte keine sieben Minuten, um die Chesapeake Bay zu überqueren. Als erneut Land in Sicht kam, schwenkte der Pilot nach Norden und flog eine schmale Halbinsel entlang, auf der Rachel Landebahnen und militärisch aussehende Gebäude ausmachen konnte. Als die Maschine tiefer ging, erkannte Rachel den Ort. Die sechs Starttische und flammengeschwärzten Raketentürme waren nur schwer zu verkennen.
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