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Meteor

Meteor

Titel: Meteor
Autoren: Dan Brown
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schief. »Was meinen Sie damit?«
    Rachel hob den Blick und verzog das Gesicht. Verdammte Joumalistenbande. Die Hälfte von ihnen stand ohnehin bei einem Politiker auf der Gehaltsliste. Sie wusste genau, worauf die Schauspielerei ihres Vaters abzielte. Die Frage war ein typisches journalistisches Zuspiel: Es sollte nach einem Interview aussehen, aber in Wirklichkeit war es eine Steilvorlage für ihren Vater, die er mit Bravour in ein Tor verwandeln konnte, um bei dieser Gelegenheit ein paar Dinge an den Mann zu bringen.
    »Nun, Sir…«, Sneeden gab sich betroffen über die missglückte Fragestellung, »könnte man es nicht als Interessenkonflikt deuten, dass Ihre Tochter für Ihren Gegner arbeitet?«
    Sextons Gelächter nahm der Frage die Spitze. »Erstens einmal, der Präsident und ich sind keine Gegner. Wir sind Patrioten, die lediglich unterschiedliche Vorstellungen haben, was unserem Land, das wir beide lieben, zum Besten gereicht.«
    »Und zweitens?«
    »Zweitens ist der Präsident nicht der Arbeitgeber meiner Tochter. Sie arbeitet für unsere Aufklärungsdienste. Sie wertet Informationsmaterial aus und übermittelt es ans Weiße Haus. Es ist keine herausragende Position.« Er hielt inne und schaute Rachel an. »Ich glaube, du hast den Präsidenten noch nie persönlich getroffen, stimmt’s?«
    Rachel starrte ihn mit glühenden Augen an. In diesem Moment meldete sich ihr Piepser und zog ihre Aufmerksamkeit auf das Display mit der eingehenden Nachricht.

    – RPRT DIRNRO HQT –
    Schon beim Mitlesen des Textstenogramms runzelte sie die Stirn. Die Nachricht kam unerwartet und bedeutete mit hoher Wahrscheinlichkeit nichts Gutes, aber immerhin lieferte sie ihr einen Grund zum Aufbruch.
    »Meine Herren«, sagte sie, »ich muss leider gehen. Es bricht mir das Herz, aber ich bin jetzt schon zu spät dran.«
    »Miss Sexton«, sagte der Reporter rasch, »könnten Sie uns etwas zu den Gerüchten sagen, Sie hätten um dieses Frühstückstreffen gebeten, um Ihre gegenwärtige Tätigkeit zu Gunsten einer Position im Rahmen des Wahlkampfs Ihres Vaters aufzugeben?«
    Rachel kam sich vor, als hätte ihr jemand eine Tasse heißen Kaffee ins Gesicht geschüttet. Die Frage erwischte sie kalt. Sie schaute ihren Vater an. Er grinste schief. Sie spürte, dass diese Frage abgesprochen war.
    Rachel bedachte den Reporter mit einem giftigen Blick. »Ich habe nicht die Absicht, meinen Job zu Gunsten von Senator Sexton aufzugeben. Nehmen Sie das gefälligst zur Kenntnis. Falls Sie etwas Gegenteiliges schreiben, wird Ihnen jemand Ihr Diktiergerät mit der Geburtszange aus dem Arsch ziehen müssen!«
    Der Reporter schaltete mit einem unterdrückten Grinsen das Gerät aus. »Ich bedanke mich«, sagte er und war auch schon verschwunden.
    Rachel bedauerte ihren Ausbruch sofort. Sie hatte das Temperament des Vaters geerbt. Ruhig, Rachel, ruhig.
    Sexton schaute sie missbilligend an. »Du würdet gut daran tun, dir ein bisschen Haltung anzugewöhnen.«

    Rachel sammelte ihre Siebensachen ein. »Die Sitzung ist geschlossen.«
    Der Senator war offensichtlich ohnehin mit ihr fertig. Er griff zum Handy. »Ja. Bis dann. Schau dieser Tage doch mal bei mir im Büro vorbei. Und sieh um Himmels willen zu, dass du heiratest. Du bist dreiunddreißig!«
    »Vierunddreißig«, zischte sie. »Deine Sekretärin hat mir zur Feier des Tages eine Karte geschickt.«
    »Vierunddreißig. Fast schon eine alte Jungfer. Als ich vierunddreißig war, hatte ich schon…«
    »… meine Mutter geschwängert und mit der Nachbarin geschlafen.« Rachel war lauter geworden, als es ihre Absicht gewesen war. Die Worte hingen in der Luft. Von den Nachbartischen schauten bereits die Gäste herüber.
    Der Blick des Senators wurde kalt. »Pass gut auf dich auf, junge Frau.«
    Rachel strebte zur Tür. Passen Sie lieber auf sich selbst auf, Herr Senator.
2
    Die drei Männer saßen schweigend in ihrem Therma-Tech-Sturmzelt. Draußen tobte ein eisiger Wind. Er rüttelte an der Unterkunft und drohte sie aus den Verankerungen zu reißen.
    Die Männer achteten nicht darauf. Sie hatten schon weitaus gefährlichere Situationen erlebt.
    Das grellweiße Zelt duckte sich sichtgeschützt in eine flache Mulde. Bewaffnung, Kommunikations- und Transportmittel der Männer entsprachen dem letzten Stand der Technik. Ein geschmeidiger muskulöser Bursche war der Anführer der Gruppe.
    Seine Augen waren so kalt und hart wie Eis. Er hatte den Codenamen Delta-1.
    Aus dem Militärchronografen am Handgelenk
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