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Meteor

Meteor

Titel: Meteor
Autoren: Dan Brown
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kräftig sie konnte.

129
    Tolland und Rachel durchstießen die Wasseroberfläche.
    Tolland wusste, dass es trotzdem vorbei war. Der Magmadom ist explodiert. Sobald der Unterwasserwirbel zur Oberfläche durchgebrochen war, würde ein riesiger Wassertornado alles nach unten ziehen. Seltsamerweise war es hier oben nicht mehr so ruhig wie noch vor ein paar Minuten. Es herrschte ohrenbetäubender Lärm. Wind peitschte das Wasser. War in den wenigen Minuten, die er unter Wasser war, ein Sturm ausgebrochen?
    Tolland war vom Sauerstoffmangel völlig benommen. Er versuchte Rachel über Wasser zu halten, doch sie wurde aus seinen Armen gerissen. Die Strömung! Tolland versuchte Rachel festzuhalten, aber die unsichtbare Kraft, die sie ihm zu entreißen drohte, wurde rasch stärker. Rachel entglitt ihm nun völlig – aber nach oben!
    Fassungslos sah Tolland, wie Rachel sich aus dem Wasser erhob.
    Das Osprey-Schwenkflügelflugzeug der Küstenwache schwebte über dem Wasser und zog Rachel mit der Rettungswinde an Bord. Vor zwanzig Minuten war der Küstenwache eine Explosion auf offener See gemeldet worden. Da der Kontakt zum Dolphin-Hubschrauber abgerissen war, der sich irgendwo in dem angegebenen Gebiet befinden sollte, hatte man einen Unfall befürchtet. Die Männer hatten die letzten Positionskoordinaten des Hubschraubers in ihr Navigationssystem eingegeben und waren auf gut Glück losgeflogen.

    Einen knappen Kilometer von der beleuchteten Goya entfernt hatten sie ein Feld brennender Wrackteile in der Strömung treiben sehen, die nach einem Schnellboot aussahen. In der Nähe schwamm ein Mann im Wasser und winkte wie besessen. Die Retter hatten ihn mit der Winde an Bord geholt. Er war splitternackt; nur ein Bein war mit Aluband umwickelt.
    Tolland schaute erschöpft zu dem Rettungsflugzeug hinauf, dessen waagerecht gestellte Propeller wütende Böen herunterfegen ließen. Rachel war von zahllosen entgegengestreckten Händen ins Flugzeuginnere geholt worden. Tolland sah eine vertraute Gestalt halb nackt aus der Luke herunterschauen.
    Corky! Er lebt!
    Von oben wurde Tolland das Rettungsgeschirr zugeworfen. Es klatschte drei Meter neben ihm aufs Wasser. Tolland versuchte hinzuschwimmen, doch der gnadenlose Sog des Wasserwirbels hatte ihn gepackt und zog ihn unter Wasser.
    Er kämpfte sich zurück zur Oberfläche, doch das Rettungsgeschirr war nach wie vor außer Reichweite. Die Erschöpfung drohte ihn zu überwältigen. Beim Blick hinauf zur rettenden Maschine sah er Rachel zu sich herunterschauen. Ihre Augen hatten sich an ihm festgesaugt und schienen ihn zu sich heraufziehen zu wollen.
    Tolland fand die Kraft zu vier mächtigen Schwimmschlägen.
    Unter Aufbietung der allerletzten Energie wand er sich in die Schlaufe; dann verließen ihn die Kräfte.
    Während Tolland nach oben schwebte, öffnete sich im Wasser ein gähnendes Loch. Der Siphon des Megaplumes war bis zur Oberfläche durchgestoßen.

    William Pickering stand auf der Brücke der Goya. Mit fassungslosem Entsetzen verfolgte er das Naturschauspiel, das sich um ihn herum entfaltete. Ein Stück hinter dem Heck der Goya bildete sich an Steuerbord eine Senke von mehreren hundert Metern Durchmesser in der Wasseroberfläche, die rasch größer wurde.
    Das Meerwasser strömte in enger werdenden Kreisen der Senke zu und floss mit gespenstischer Geschwindigkeit über den Rand in die Vertiefung. Aus der Tiefe erklang ein mächtiges, dumpfes Brausen. Verständnislos sah Pickering den Rand der Senke auf sich zugleiten wie die Lippe des aufklappenden Mauls eines hungrigen Gottes, der sich ein Opfer holt, während sich in der Mitte gleich einem Schlund ein Siphon öffnete.
    Das musst du träumen, dachte Pickering.
    Da brach aus der Mitte des Strudels explosionsartig ein gigantischer zischender Dampfpilz und riss mit einem Donnerschlag einen kolossalen Geysir in die Höhe, dessen Spitze in der Düsternis nicht mehr auszumachen war.
    Der Trichter wurde schlagartig tiefer und steiler, sein Umfang immer größer. Die Trichterkante fraß sich über das Wasser der Goya entgegen. Das Heck schwang hart herum. Pickering verlor das Gleichgewicht und fiel auf die Knie. Wie ein Kind vor seinem Schöpfer starrte er in den gähnenden Schlund.
    Seine letzten Gedanken weilten bei seiner Tochter Diana. Er betete darum, dass sie vor ihrem Tod nicht so viel Angst auszustehen gehabt hatte wie er.
    Die Druckwelle des Dampfausbruchs schleuderte den Osprey-Schwenkflügler aus der Bahn. Tolland und Rachel
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