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Metanoia - Du sollst Buße tun (Kommissar Pfeifers zweiter Fall)

Metanoia - Du sollst Buße tun (Kommissar Pfeifers zweiter Fall)

Titel: Metanoia - Du sollst Buße tun (Kommissar Pfeifers zweiter Fall)
Autoren: Hanna Alber
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seinen
Selbstvorwürfen ab.
    Der Hauptkommissar werkte ein, vielleicht zwei
Stunden hochkonzentriert an seinem neuesten Kanji-Schriftzeichen, als ihn das unvermittelte,
schrille Läuten des Telefons zusammenfahren ließ. Er erschrak so sehr, dass er
mit dem Pinsel ausrutschte und das Malschälchen umstieß. „Verdammt noch mal!“,
fluchte er etwas zu laut. „Jetzt muss ich wieder von vorne anfangen.“
    Er hatte gute Lust, den Anruf nicht anzunehmen,
doch es konnte ja auch Frauke sein, die wissen wollte, was er heute essen
wollte. Er stand umständlich auf und machte sich auf den Weg zu dem kleinen
Sekretär im Flur, auf dem das Telefon lag. Ein schneller Blick auf das Display
verriet ihm jedoch, dass der Anruf aus dem Präsidium kam und nicht aus der
Klinik, wie erwartet. Er hob ab, allerdings ohne sich zu melden. Er wartete
einfach nur.
    „Karl? Ich bin es, Beate.“ Es folgte eine lange
Stille. „Hallo? Bist du dran? Karl? Alles in Ordnung?“
    „Ja.“ Nur zögerlich kam seine Antwort. „Wie geht es
dir so?“ Es entstand wieder eine längere Pause, bevor Pfeifer nochmals das Wort
ergriff: „Ich habe noch zwei Tage Urlaub.“ Er erwähnte das nur vorsichtshalber,
denn eigentlich hatte seine jüngere Kollegin keinen Grund, ihn an einem
stinknormalen Urlaubstag einfach so anzurufen.
    „Es tut mir leid. Ich wollte dir deinen
wohlverdienten Urlaub nicht verderben, aber die Schuler hat mich gebeten, dich
umgehend zu informieren. Wir haben einen Einsatz. Allerdings nicht hier in
Freiburg. Wir nehmen sozusagen an einem kreisübergreifenden Pilotprojekt teil.
Der Multi Gen Pharma-Fall hat für einiges Aufsehen gesorgt. Die Schuler meint,
man hält sehr viel von uns beiden an oberster Stelle und sie wollen uns jetzt
für dieses Projekt gewinnen. Es bleibt aber natürlich dir überlassen, ob du
mitkommst oder nicht. Wenn nicht, muss ich eben auf einen Kollegen
zurückgreifen. Wäre aber schade, denn es verspricht interessant zu werden. Ach
ja, beinahe hätte ich es vergessen: Du sollst das Projekt übrigens über die
nächsten zwei Jahre leiten.“ Beate Scheck ließ ihre Stimme bewusst unbeteiligt
klingen, obwohl sie tatsächlich ziemlich aufgeregt war. Sie kannte ihren Chef
und wusste, so würde sie ihn am ehesten dazu bringen, anzubeißen.
    Das hier war ihre Karrierechance und sie
hatte vor, diese auch zu nutzen. Allerdings hatte sie keine Lust, unter jemand
anderem zu arbeiten. Also musste sie Pfeifer unbedingt dazu bringen,
mitzumachen. Dazu war ihr jedes Mittel recht, auch vor einer offensichtlichen
Manipulation würde sie dabei nicht zurückschrecken. Und sie hatte Erfolg.
Pfeifers Neugier war geweckt. „Um was genau geht es denn?“, hakte er nach und
versuchte dabei nicht allzu interessiert zu klingen, obwohl sein Herz vor
Aufregung ein Rennen gegen sich selbst zu laufen schien. Es raste und klopfte
wie wild.
    Aber Beate ließ sich nicht so leicht täuschen.
Begeistert klatschte sie in die Hände: „Ha! Jetzt habe ich dich an der Angel,
was?“, rief sie fröhlich.
    Pfeifer konnte das siegessichere Grinsen der
Oberkommissarin förmlich sehen und schnitt eine Grimasse. Sie hatte ihn
durchschaut. Er wurde wohl langsam alt.
    Pfeifer schätzte seine 28-jährige Kollegin sehr. Sie
hatte in der Multi Gen Pharma-Sache wirklich hervorragende Arbeit geleistet.
Ganz im Gegensatz zu ihm selbst, so dachte er zumindest. Umso erstaunlicher
fand er es, dass die aus der oberen Etage ausgerechnet ihn mit der Leitung des
Projekts betrauen wollten. „Jetzt schieß schon los. Du platzt ja sonst noch!“,
brummte er. Pfeifer war kein Freund langer Reden und wurde langsam ungeduldig.
    Beate holte tief Luft und begann endlich mit ihrem
Bericht: „Polizeirätin Schuler hat beschlossen, dass es, im Zuge der Polizeireform,
ein Pilotprojekt für eine Sondereinheit geben soll. Kreisübergreifend, wie
schon gesagt. Diese Einheit kommt bei Außeneinsätzen in besonders brisanten
Fällen innerhalb des Breisgau- und Ortenaugebiets zum Einsatz. Natürlich ist
das nicht allein auf ihrem Mist gewachsen. Der Polizeidirektor, der
Landespolizeipräsident und der Innenminister haben da kräftig mitgemischt. Die
haben sich ausgerechnet, dass es kostengünstiger ist, uns hinzuschicken, als
jedes Mal eine eigene SOKO zu gründen. Spart selbstverständlich auch Personal.
Angeblich tüfteln sie schon lange an diesem Konzept. Aber das ist nur die
offizielle Version. Die inoffizielle Version lautet, wenn du mich fragst, so:
Die kriegen das dort
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