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Metanoia - Du sollst Buße tun (Kommissar Pfeifers zweiter Fall)

Metanoia - Du sollst Buße tun (Kommissar Pfeifers zweiter Fall)

Titel: Metanoia - Du sollst Buße tun (Kommissar Pfeifers zweiter Fall)
Autoren: Hanna Alber
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möglich war. Lassen Sie uns doch
hineingehen und alles in Ruhe besprechen.“ So gerne Pfeifer den Mann auch in
seine Schranken gewiesen hätte, er tat es nicht. Bolander war ein Vater, der um
seine Tochter trauerte, und deshalb eine gewisse Nachsicht verdient hatte.
Jeder verarbeitete seine persönlichen Schicksalsschläge anders. Und wenn er dem
Mann in diesem Fall als Ventil dienen konnte, würde er das auf sich nehmen,
obwohl er zugeben musste, dass er Torsten Bolander äußerst unangenehm fand. Er
löste in ihm ein Gefühl aus, das er nur als Widerwillen treffend beschreiben
konnte.
    Neugierig betraten die Kriminalbeamten das
Restaurant. Keiner der beiden war jemals in einem Drei-Sterne-Restaurant
gewesen und sie waren gespannt darauf, wie es drinnen wohl aussehen mochte.
    Beate hatte sich extra am Vortag noch den Michelin
Restaurantführer besorgt, aber dort gab es nur ein kleines Foto, auf dem der
sonnengebräunte Chef an einem Stehpult abgebildet war und gut gelaunt in die
Kamera lächelte. Dafür hatte sich der Kritiker in einem langen Artikel ausführlich
über die stadtnahe und dennoch beschauliche Lage und das ausgesprochen gut
ausgebildete Personal ausgelassen. Und selbstverständlich wurde auch das
hervorragende Essen über den grünen Klee gelobt.
    Das Foyer war klein und beherbergte außer dem
erwähnten Empfangspult und einer gedimmten Beleuchtung nichts weiter. Torsten
Bolander lotste sie in einen Speisesaal von mittlerer Größe, der, zu ihrer
beider Überraschung, nicht modern, sondern eher ländlich-rustikal gehalten war.
Überall standen kleine Puppen in Schwarzwaldtrachten herum. Die Tische und
Stühle waren aus dunklem Walnussholz - handgefertigt - wie Bolander ihnen
sofort eilig versicherte. Beeindruckt fuhr Beate mit der Hand über die
aufwändigen Schnitzereien der Stuhllehnen. Das war sicherlich sehr teuer
gewesen. Sie blickte sich weiter um.
    In krassem Gegensatz zu dem eher ländlichen
Ambiente hingen große und moderne Gemälde an den Wänden. Auch sie sahen sehr
teuer aus.
    „Das sind hauptsächlich Bilder von lokalen
Künstlern“, erklärte Bolander ihnen. „Ich greife ihnen gerne etwas unter die
Arme. Man hilft halt, wo man kann, nicht wahr?“ Beate nickte, aus einem Reflex
heraus, zustimmend. Obwohl sie sich Bolander nicht so richtig als guten
Samariter vorstellen konnte.
    Pfeifer sah sich währenddessen weiter in dem Raum
um. Ihm fiel sofort die ungewöhnliche Anordnung der Tische auf. Sie standen so
dicht beieinander, dass es unmöglich erschien, ein privates Gespräch während
des Essens zu führen, ohne, dass der Tischnachbar alles mithörte. Er vermutete
eine gewisse Absicht dahinter. Das Restaurant sollte offensichtlich nicht zum
langen Verweilen einladen. Es schien eher so, als würde versucht, hier so viele
Gäste wie möglich durchzuschleusen, um einen ordentlichen Profit zu erzielen.
Das passte zu dem ersten Eindruck, den er von Bolander gewonnen hatte.
    Pfeifer schüttelte den Kopf. Das hier wäre nichts
für ihn. Frauke und er harrten gerne länger bei Pasta oder einer Pizza und
einem Glas Wein aus. Essen, bezahlen, gehen. Fertig. Nur um hinterher sagen zu
können, dass man bei Bolander gegessen hatte? Wo blieb da der
Gemütlichkeitsfaktor? Er ließ einen abschätzenden Blick über die Tische
gleiten. „Wieviele Gäste bringen Sie hier unter, Herr Bolander?“
    „So um die sechzig, warum?“
    „Reine Neugier. Kein besonderer Grund.“
    „Na dann. Folgen Sie mir bitte hier entlang.“ Der
Restaurantchef führte sie weiter in eine Art Nebenraum, der schätzungsweise
zusätzliche zwanzig Gäste fassen konnte. „Das hier ist unser Zimmer für private
Feiern…“, unterbrach er seine Rede abrupt. Schnell wurden die Beamten auch des
Grundes der Unterbrechung gewahr. Ganz hinten in einer Ecke saß
zusammengesunken eine weinende Frau.
    „Melanie!“, rief der Restaurantbesitzer überrascht
aus und eilte zu ihr. „Was machst du denn hier? Du solltest zu Hause sein und
dich ausruhen.“ Leise sprach er auf sie ein, doch die Frau, die er Melanie
genannt hatte, hörte nicht auf zu weinen. Sie machte auch keine Anstalten
aufzustehen, sie blieb einfach, wo sie war, bis auf das Zucken der Schultern
völlig regungslos. Bolander sah hilflos auf. „Meine Frau, Melanie. Sie müssen
entschuldigen. Ich hatte angenommen, sie wäre zu Hause. Seit Silkes Tod kann
man nicht mehr mit ihr sprechen. Zu gewissen Zeiten bin ich mir nicht einmal
sicher, ob sie mich überhaupt wahrnimmt.
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