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Metanoia - Du sollst Buße tun (Kommissar Pfeifers zweiter Fall)

Metanoia - Du sollst Buße tun (Kommissar Pfeifers zweiter Fall)

Titel: Metanoia - Du sollst Buße tun (Kommissar Pfeifers zweiter Fall)
Autoren: Hanna Alber
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Minderdurchblutung verbundene Kribbeln und die Schmerzen
einsetzten. Doch Silke schenkte dem kaum Beachtung. Vielmehr weiteten sich ihre
Augen, als sie spürte, was gleich geschehen würde.
    Langsam zog sich das Seil immer enger zusammen und
schnürte ihr die Luft ab. Dabei hielt er die gesamte Zeit über Augenkontakt.
Sein Blick war warm, gefühlvoll und fast ein bisschen traurig. Er schien sie um
Verzeihung zu bitten für das, was er tat.
    Verzweifelt trat das Mädchen um sich. Sie wollte
schreien, aber das Seil nahm ihr bereits den Atem. Mit einem übermenschlichen
Kraftakt schaffte sie es, die linke Hand zu befreien, und versuchte, ihre
Finger zwischen das Seil und ihren Hals zu zwängen, um sich etwas Luft zu
verschaffen, doch vergeblich. Es hatte sich bereits so tief in ihre Haut
eingegraben, dass dies unmöglich war.
    Silke wollte nicht wahrhaben, dass das hier
wirklich geschah. Es musste doch jemand kommen. Um diese Uhrzeit waren sonst
immer noch Leute unterwegs, die hier spazieren gingen, oder Jugendliche, die
heimlich trinken wollten. Doch ausgerechnet heute war der Park wie
ausgestorben.
    Verzweifelt rang sie nach Luft. Die Schmerzen in
ihrer Kehle wurden unerträglich, der Kampf um Sauerstoff beherrschte allein
ihre Gedanken. Ihre Gegenwehr wurde allmählich schwächer, bis sie schließlich
ganz aufhörte. Ihre Gesichtsfarbe hatte von rot zu bläulich gewechselt. Ein
letzter Blick hinauf zu den Sternen, ein leises Röcheln und es war vorbei.
    „Du bist die Unermesslichkeit des Lebens. Isisblut.
Wir sehen uns auf der anderen Seite“, flüsterte er, küsste sie liebevoll auf
den Mund und legte ihr die Kette mit dem Amulett an. Mühelos hob er sie hoch,
trug sie zu seinem Wagen und legte sie in den Kofferraum. Ein kurzer Blick auf
seine Armbanduhr verriet ihm, dass er sich beeilen musste. Es würde bald hell
werden und die Stadt zum Leben erwachen. Bis dahin wollte er Silke in seinem
Keller haben, denn er musste sie noch vorbereiten. In zwei Tagen war Vollmond.
Dann würde er sie zu ihrer endgültigen Begräbnisstätte bringen. Er hatte alles
von langer Hand geplant und freute sich jetzt über seine Genialität und den
reibungslosen Ablauf der Dinge. Am liebsten hätte er sich lobend auf die
Schulter geklopft. Doch sein Ego musste warten. Für Streicheleinheiten wäre
später noch Zeit genug.

1
     
    Kriminalhauptkommissar Karl Pfeifer lag wach in
seinem Bett und lauschte den Geräuschen der Nacht. Es war ungewöhnlich warm für
diese Jahreszeit und das lockte die Nachtschwärmer hinaus, auf die Straßen
Freiburgs. Fröhlich lachende und laut schwatzende Menschen zogen an seinem
Fenster vorüber. Vermutlich kamen sie gerade aus einer Bar, in der sie einen
entspannten Abend verbracht hatten. Jetzt gingen sie zufrieden und leicht
angetrunken nach Hause, legten sich ins Bett und schliefen durch bis morgen
früh.
    Beneidenswert, dachte er säuerlich. Pfeifer gönnte ihnen ihre ungezwungene
Fröhlichkeit nicht. Wieder einmal ärgerte er sich maßlos darüber, dass er nicht
schlafen konnte. Der Digitalwecker zeigte 1.20 Uhr an. Er sah kurz hinüber zu
seiner Frau. Frauke schien tief und fest zu schlafen. Pfeifer beglückwünschte auch
sie ironisch zu ihrer ungestörten Nachtruhe, seufzte tief und stand schließlich
auf.
    Nachdem er im Dunkeln endlich seine Birkenstock,
halb unter dem Bett versteckt, gefunden hatte, ging er hinüber in die Küche, um
sich einen Tee zu kochen. Eigentlich verabscheute er nichts so sehr wie Tee. Er
trank viel lieber Kaffee, doch er hatte Angst, dass er dann überhaupt nicht
mehr in den Schlaf finden würde. Und er wollte schlafen, sogar ganz dringend.
Sein Körper, aber vor allem seine Psyche schrie förmlich nach ein paar Stunden
Erholung. Noch immer spürte er die Nachwehen seines letzten Falles. Zu denen
gehörte auch, dass Frauke sich beinahe von ihm getrennt hätte. Er schauderte
bei dem Gedanken, sie nicht mehr täglich um sich zu haben. Fast hätte er alles
zerstört, was sie sich gemeinsam aufgebaut hatten. Er schüttelte den Kopf über
so viel Trübsinn.
    Von seiner Urlaubswoche blieben ihm jetzt noch zwei
Tage und die beabsichtigte er sinnvoll zu nutzen. Nämlich wie andere Leute auch,
nachts zu schlafen und tagsüber seinem Hobby, der Shodō-Kalligrafie, nachzugehen.
Pfeifer zog die Schublade auf und wusste nicht, ob er lieber Kamillen- oder
Fencheltee trinken sollte. Beides klang ziemlich widerlich. Kurzentschlossen
griff er nach dem Beutel mit der
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