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Messias-Maschine: Roman (German Edition)

Messias-Maschine: Roman (German Edition)

Titel: Messias-Maschine: Roman (German Edition)
Autoren: Chris Beckett
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»Zweifellos wurde ihr menschliches Fleisch verbrannt, aber weißt du, George, unsere Leiber sind Feuer gegenüber extrem widerstandsfähig.«
    »Ja, aber …« Ich verstummte. »Woher weißt du meinen Namen?«
    »Ich kenne dich.«
    Ich starrte das Ding an, und dann wurde ich wütend. »O nein, du kennst mich nicht! Komm mir nicht damit! Ich habe den Mönchen meinen Namen gesagt. Daher weißt du ihn! Jetzt verstehe ich. Das hier ist doch eine Masche.«
    »Ich kenne dich«, wiederholte der Maschinen-Messias ruhig. »Bist du dir sicher, dass du mich nicht kennst?«
    Damit streckte er die Hand aus und strich mit dem Daumen über die Stelle an meinem Handgelenk, wo ich früher mein Kreditarmband getragen hatte.
    Ich brauchte ein paar Sekunden, um das zu verdauen. »Aber … sie meinten, du wärst ein Er! «
    Der Maschinen-Messias lachte sein elektronisches Lachen. »Ach George, ich bin weder ein Er noch eine Sie. Ich bin eine Maschine. Fällt es dir immer noch so schwer, das zu begreifen?«

Kapitel 69
    F rüh am Morgen hatten sich zwei junge Männer in den Steinbruch hochgeschlichen, um einen Blick auf die verbrannten Überreste in der Asche zu werfen. Sie wollten sie sich ganz genau ansehen, weil sie weit hinten in der Menge gestanden hatten, als der Dämon verbrannt worden war. In ihrer Gemeinde waren sie Außenseiter.
    O bwohl ihre Großeltern aus dem Dorf stammten, waren sie selbst in den USA aufgewachsen. Tatsächlich waren sie erst vor etwas über einem Jahr in Griechenland eingetroffen. Sie sprachen besser Englisch als Griechisch, und obwohl ihre griechischen Namen Alecos und Stefanos lauteten, nannten sie sich, wenn sie unter sich waren, nach wie vor Alec und Steve.
    Sie standen am Rand der noch rauchenden Asche und schauten auf das, was von Lucy geblieben war.
    »Armes Ding«, sagte Alec und bekreuzigte sich.
    Steve nickte und tat es ihm nach.
    Die beiden Brüder waren aus Amerika geflohen, um den Pogromen zu entgehen, die die protestantische Theokratie begonnen hatte. Sie hatten die Häuser von Freunden und Nachbarn brennen gesehen und die Überreste von Menschen in der Asche. In Amerika hatte man sie als Griechen verfolgt, doch hier in Griechenland misstraute man ihnen und schikanierte sie oft wegen ihrer fremden Herkunft und ihrer schlechten Griechischkenntnisse. Vielleicht zeigten sie sich durch diese Erfahrungen geneigter, mit anderen Verfolgten mitzufühlen.
    Und dann regte Lucy sich.

    Sie bewegte sehr langsam erst einen Arm und dann ein Bein. Steve und Alec mussten an die Schildkröten denken, die sie in diesem Frühjahr zum ersten Mal gesehen und dabei beobachtet hatten, wie sie aus dem Winterschlaf erwacht waren.
    Lucy setzte sich auf. Sie lebte noch, doch sie war verwandelt worden. Nun hatte sie keinerlei Ähnlichkeit mehr mit einer hübschen Frau. An ihrer Stelle befand sich ein dürres, marionettenartiges Ding, das sich langsam mit Augen umschaute, die an die eines Krebses erinnerten.
    Im hellen, kalten Licht des frühen Morgens, der klar und still bis auf den Gesang der Vögel war, blickte dieses Strichmännchen von einer Maschine von der Asche auf und betrachtete die beiden Jungen.

    Zwar waren Steve und Alec genau wie die anderen Dörfler orthodoxe Christen, und natürlich hatte man ihnen beigebracht, dass Roboter böse wären. Sie hätten die Auferstehung dieses hässlichen, missgestalteten Etwas leicht als einen satanischen Vorgang auffassen können – so als würde ein Zombie aus seinem Grab steigen.
    Doch wenn man religiös ist, bringt das ein Problem mit sich. Einem wird beigebracht, dass das Übernatürliche tatsächlich existiert – Wunder, Engel, die Auferstehung der Toten. Doch aus irgendwelchen Gründen ereignet es sich immer nur hinter den Kulissen, entweder weit weg oder vor langer Zeit. Das eigentliche Leben spielt sich in genau der gleichen, langweiligen und kein bisschen übernatürlichen Welt ab wie bei den Ungläubigen. Es muss wirklich harte Arbeit sein, an Dinge zu glauben, die nie tatsächlich passieren.
    Von daher ist es wohl nicht weiter überraschend, dass religiöse Leute manchmal in helle Aufregung geraten, wenn eine Statue zu weinen scheint oder die Zeichnung eines Fischs wie der Schriftzug »Gott ist groß« auf Arabisch aussieht oder wenn ein Ölfleck auf einer Garagenauffahrt an die Jungfrau Maria erinnert …
    Und doch muss all das den Leuten in ihrem tiefsten Innern unzureichend erscheinen: bloße Krumen, die sie gierig hinunterschlingen, die ihren Hunger
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