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Messias-Maschine: Roman (German Edition)

Messias-Maschine: Roman (German Edition)

Titel: Messias-Maschine: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Beckett
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dass, selbst wenn ich nie eine der Türen öffnete, es keine Garantie gab, dass sich nicht plötzlich und ohne Vorwarnung eine von alleine öffnen würde …
    Unvermittelt wachte ich auf. Ich saß mit bandagierten Füßen auf einem Bett und war in einen sauberen Wollmantel gehüllt.
    »Hier, trink das!«, sagte einer der Mönche. »Dann wird dir warm. Und anschließend gehst du besser ins Bett und schläfst dich richtig aus.«
    Ich hob die warme Tasse an die Lippen. Gerade wollte ich trinken, als mir die Worte der alten Frau auf dem Platz vor dem Kloster wieder einfielen.
    »Der Maschinen-Messias!«, murmelte ich. »Ich will den Maschinen-Messias sehen!«
    »Noch nicht, mein Freund, noch nicht. Du bist zu erschöpft und zu krank. Du kannst ihn später sehen. Er wird dir nicht weglaufen.«

Kapitel 67
    D och sobald der Mönch mich allein ließ, stand ich auf und trat auf den Gang hinaus. Es war früher Abend. Die Wolkendecke war aufgebrochen, und das Sonnenlicht zeichnete Muster auf die Fliesen vor den vergitterten Fenstern. Es war sehr still. Auch mich erfüllte Stille. Nach all meinem verwirrten Geplapper und all meinen Halluzinationen war ich nun ruhig und klar im Kopf.
    Ich kam an einer Küche und einer Kapelle vorbei, in der gerade eine Art Gottesdienst abgehalten wurde, und erreichte den sonnendurchfluteten Hof, an dem ich auf dem Weg herein vorbeigekommen war.
    Mönche saßen dort draußen, schauten etwas an, das ich nicht sehen konnte, und lauschten. Voller Angst schlich ich auf den Torbogen zu.
    Ich hörte eine seltsame, surrende, unmenschliche Stimme.
    Wie sollte ich mich ihm stellen? Dem weisen, gestrengen Silberkopf …
    Sollte ich nicht vielleicht einfach weiter den Gang entlanggehen?

    Auf einer Steinbank unter einem Fenster kauerte ein kleines, geducktes Klappergestell, das kein bisschen silbrig, sondern von einem fleckigen, schmutzigen Braun war. Es hatte Stielaugen wie ein Krebs, die in halbkugelförmige Metallhöhlen eingelassen waren und von einer Seite zur anderen schwenkten. Seine Gliedmaßen schlackerten wie die einer alten Puppe. Seine Stimme klang wie ein rauschendes Radio und zischte und knackte. Ich konnte seine Worte nicht verstehen, und das Gleiche galt offenbar für die restlichen Anwesenden, denn ein Mönch, der vor der Maschine saß, fungierte als Übersetzer.
    Ich war am Boden zerstört. Das Ganze war offenbar ein schlechter Scherz. Es handelte sich bloß um einen Schrotthaufen, der per Mikrofon mit einem versteckten Sprecher verbunden war oder eine Art Aufzeichnung abspielte. Der sogenannte »Übersetzer« dachte sich wahrscheinlich alles aus. Es war ein so billiger und offensichtlicher Trick. Einen abergläubischen, des Lesens nicht mächtigen Mann aus dem Volke konnte man damit vielleicht täuschen – die Sorte Mensch, die auch auf Heiligenknochen und weinende Statuen hereinfiel. Aber wer schon einmal einen echten Roboter gesehen hatte, ließ sich nicht so leicht zum Narren halten.
    So viel dazu, dachte ich hoffnungslos. Wahrscheinlich hätte ich es besser wissen sollen.
    Trotzdem setzte ich mich hin und hörte zu. Wahrscheinlich war es besser, Interesse an dem eigenartigen Idol dieser Mönche zu heucheln, wenn ich wollte, dass sie mir weiterhin mit Wohlwollen begegneten und mich bleiben ließen.
    Neben mir rülpste ein alter Mönch. Ein halbes Dutzend weiterer Mönche saß auf Bänken herum, spielte mit Rosenkränzen herum, döste oder erfreute sich am unverhofften Sonnenschein. Die meisten waren alt, aber zwei dunkelhaarige junge Männer, die anders gekleidet waren als der Rest, hockten schützend zu beiden Seiten des Maschinen-Messias.
    Wahrscheinlich haben die das Ding gebastelt, dachte ich. Mir wurde ganz schwummerig im Kopf von dem weißen und blauen Licht, und ich hatte das Gefühl, dass das Fieber mir wieder zuzusetzen begann.
    Bin ich also wieder in Griechenland?, fragte ich mich. Dort waren die Fahnen blau und weiß, ebenso wie die Dörfer am Meer. Und auch das Meer war blau. Im Meer stand ein riesiger, silberner Turm wie eine Schachfigur. Aber vielleicht war das bloß ein Traum gewesen.
    Ja, und dann gab es den Ort, an dem ich mein Auto angehalten und das hübsche Mädchen mit dem blonden Haar geküsst hatte. Dort war der Himmel blau gewesen, und die Blätter hatten grün geleuchtet.
    »Es gibt verschiedene Ebenen des Seins«, sagte der Roboter mit seiner dünnen, schnarrenden Stimme. »Die einfachste Ebene ist die der unbelebten Materie …«
    Er sprach meine

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