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Messertänzerin

Messertänzerin

Titel: Messertänzerin
Autoren: S Rauchhaus
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durcheinander.
    »Du da!«, herrschte Warkan den Bauern an. »Hiermit beschlagnahme ich alle deine Hühner. Sag meinem Steuereintreiber, dass du damit deine noch ausstehenden Steuern für dieses Jahr bezahlt hast.«
    »Aber ich habe schon bezahlt«, wandte der Bauer verstört ein.
    Warkan stieß ihn beiseite und hob einen Hühnerkäfig auf. Schwungvoll öffnete er den Deckel und ließ das Federvieh herausflattern, das sich gackernd auf dem Marktplatz verteilte. Das leere Holzgestell drückte der Fürst einem Wächter in die Hände.
    »Sperrt die Rebellen ein. Jeden in einen Käfig. Die bringt ihr dann auf einem Karren zum Galgen und befestigt sie ganz oben.«
    Er funkelte Divya an und stieß sie in die Seite.
    »Die Aussicht wird ganz hervorragend sein. Du siehst doch so gern von oben auf die Menschen herab, nicht wahr?« Er lachte, griff nach ihrem Arm und schob sie einem Wächter zu. »Fangt mit ihr an! Sie ist schwerer zu fangen, als es aussieht.«
    Tajan versuchte, trotz Fesseln auf Warkan loszugehen, aber Divya schüttelte den Kopf. »Es ist in Ordnung«, flüsterte sie ihm zu und warf einen vielsagenden Blick auf Yorak. »Wir müssen uns fügen.«
    Sie hoffte, er verstand, dass es hier um mehr ging als um sie beide. Yorak war ein Symbol für Pandrea, der größte Magier der alten Zeit. Wenn er heute starb, würde diese Zeit mit ihm sterben.
    Warkan beobachtete inzwischen genüsslich, wie Tajan in den Käfig geschoben wurde.
    »Warum bist du bei denen? Wenn du so wild darauf warst, einer Tassari beizuliegen, hättest du das auch einfacher haben können.« Er schnaubte amüsiert. »Du hast doch sicher mitbekommen, dass ich immer mal wieder eine in den Palast habe kommen lassen.«
    Divya, die soeben in einen Käfig gedrückt wurde, in den sie sich nur kniend und vornübergebeugt hineinquetschen konnte, keuchte auf. Eine Ahnung, die sie aus ihrem Bewusstsein verbannt hatte, fraß sich in ihr Denken und Fühlen. Tassari-Frauen, die gezwungen wurden, Warkans Bett zu teilen … kein Gedanke, den sie zu Ende denken wollte …
    »Dann habt Ihr meine Mutter auf dem Gewissen!«, stieß sie außer sich vor Abscheu hervor.
    Warkan stand lächelnd zwischen ihrem und Tajans Käfig und sah zu, wie seine Wachen die Deckel mit Metallspangen verschlossen.
    »Deine Mutter? Wer weiß das schon? Ihr seht euch alle so ähnlich.«
    Ein Pferdekarren wurde gebracht und beladen, und Warkan ging dem Wagen voller Käfige mit triumphierendem Lächeln voran. Die Menge teilte sich und das fröhliche Treiben des Marktes verstummte schlagartig. Allein das Knarren der Räder und das Klappern der Hufe schallten über den Platz – so laut wie leise Geräusche sonst nur nachts sein können.
    Den Galgen hatte Divya schon einige Male gesehen. Der massive Querbalken lag zwei Mannshöhen über dem Boden auf zwei kräftigen Stützen. Schweigend und tatenlosbeobachteten die Marktbesucher, wie fünf Käfige an Seilen befestigt, die Seile über den Balken geworfen und unten angeknotet wurden, sodass die fünf Rebellen gut sichtbar über der Menge hingen. Zusammengedrückt, gebeugt, gedemütigt. Schließlich stieg Warkan betont fröhlich auf das Podest darunter und hob die Arme.
    »Ihr Leute, lasst euch den Markt nicht verderben und handelt ruhig weiter! Aber werft vorher einen kurzen Blick auf diese Menschen, die euch alle belogen und ausgenutzt haben. Genau wie mich.«
    Er runzelte die Stirn, als könnte er es nicht fassen.
    »Rebellen in dieser Stadt … in einer Stadt, in der Wohlstand und Zufriedenheit herrschen. Was sind das für Menschen …?«, er sah mitleidig nach oben, »… die lügen, stehlen und morden? Und das sollte eine Rebellion gegen meine Regierung sein?« Er lachte bitter auf. »Wem schaden sie denn damit? Euch!«
    Sein Gesicht entspannte sich wieder. »Geht eurer Arbeit nach und seid beruhigt. Die Gefangenen sollen sehen, wie Diebe und Mörder in dieser Stadt behandelt werden. Nach einem Schandtag hier auf dem Marktplatz werden sie im Innenhof des Gefängnisses hingerichtet.«
    Divya hatte die Drohung in seinen Worten gehört – und auch gespürt, dass die Leute die Worte dahinter verstanden hatten: Wer sich gegen Warkan auflehnte, durfte nicht mit Gnade rechnen.
    Verzweifelt sah Divya Tajan an, der ebenso gebückt wie sie genau neben ihr hing. Versuchsweise streckte sie die Hand durch das Gitter und erreichte ihn tatsächlich, als auch er ihr die Hand entgegenstreckte. Ihre Augen waren voller Tränen.
    »Das war es wert«,
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