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Messertänzerin

Messertänzerin

Titel: Messertänzerin
Autoren: S Rauchhaus
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Hand. »Weil er dich geliebt hat.« Sie drückte seine Finger ganz fest und strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Ist dir klar, was das bedeutet? Nicht du bist schuld an seinem Tod. Warkan und Sannean haben ihn ermordet!«
    Tajan nickte, obwohl Divya spürte, dass es noch lange dauern würde, bis er diese Worte begreifen konnte.
    »Und seine Leiche?«, fragte er mit brüchiger Stimme. »Müsste sie nicht hier angeschwemmt worden sein?«
    Yorak nickte. »Ihn und auch die Maurer habe ich oben im alten Garten begraben.«
    »Kann ich sein Grab sehen?«
    Yorak legte eine Hand auf Tajans Schulter und führte ihn und Divya den Steinstrand entlang auf die Felswand zu. Ein paar Lichter flatterten aufgeregt um ihn herum und folgten ihm.
    Die Wand führte hinter der Bibliothek entlang und endete an einer Schutthalde, wo offenbar die oberen Stockwerke nach unten durchgebrochen waren. Zum Teil waren die steinernen Reste der Räume noch erhalten, und an einer Stelle führte sogar ein Gang hindurch, schräg nach oben wie bei einem gekenterten Schiff.
    Yorak ging langsam, aber trittsicher durch den Schutt hindurch, bog zweimal ab und kletterte schließlich über stufenförmige Abbrüche hinauf zu einer Tür, die statt senkrecht quer über ihnen lag. Yorak öffnete sie und kletterte, nun mit etwas mehr Mühe, hinauf.
    Oben drehte Divya sich überrascht um die eigene Achse. Sie standen in einer Art Raum, der wie eine Luftblase im dichtesten Gestrüpp der Insel versteckt liegen musste.
    »Die Lichter haben damals den einzigen Eingang nach unten in kürzester Zeit zuwachsen lassen«, erklärte Yorak. »Folgt mir. Sie haben einen schmalen Weg durch die Dornenhecke freigelassen, aber es ist mühsam, hindurchzukommen. Bleibt also dicht hinter mir.«
    Er lief direkt auf das Dornengestrüpp zu, und Divya konnte erst jetzt erkennen, dass sich die Zweige nicht miteinander verbunden hatten. Außerdem schien es, als wichendie Ranken sogar ein Stück vor Yorak zurück – oder vor den Lichtern , die ihn begleiteten.
    Als sie endlich hindurch waren, erkannte Divya die Stelle wieder. Sie waren vorhin hier vorbeigekommen, aber sie hätte nie vermutet, dass es einen geheimen Weg geben könnte.
    Tajan wollte allein zum Grab seines Vaters gehen, und Divya versuchte nicht, ihn davon abzubringen. Stattdessen bat sie Yorak, ihr zu folgen, um Leasar und Roc kennenzulernen.
    In den Augen der beiden konnte Divya lesen, dass sie nicht mehr mit ihrer und Tajans Rückkehr gerechnet hatten. Noch überraschter aber reagierte Leasar auf Yorak, den er auf beinahe unhöfliche Weise anstarrte.
    »Wir sind uns schon einmal begegnet, als ich noch bei der Wache war. Nie hätte einer von uns zu träumen gewagt, dass Ihr noch am Leben seid!«
    »Erstaunlich, dass Ihr mich wiedererkannt habt«, erwiderte Yorak, »damals trug ich noch einen weißen Umhang, wie es sich für einen Magier gehört. Aber Weiß nimmt leider mit den Jahren die Farbe der Erfahrung an – und der Schuld.«
    Leasar lachte trocken, aber Divya spürte, dass Yorak die Bemerkung nicht als Scherz gemeint hatte.
    Gemeinsam beratschlagten sie, was zu tun war. Leasars Vorschlag, die Bücher von den Rebellen herausholen zu lassen, ließ Yorak nachdenklich mit dem Kopf wackeln.
    »Tausende von Büchern brauchen ein Dach über dem Kopf«, gab er zu bedenken, »und der Transport über das Wasser unter den Augen der Wachen dürfte wohl unmöglich sein.«
    Divya dachte über ihren Versuch nach, als sie das Buch der Erfindungen erfolglos auf dem Markt hochgehalten hatte. Schließlich sprach sie ihre Gedanken aus: »Die Bücher sind ein Beweis für die großartigen Errungenschaften der alten Regierung, wenn wir das Volk erst auf unserer Seite haben. Wenn sie bereit sind, die Bücher zu lesen oder sie sich vorlesen zu lassen. Aber wie sollen wir ihnen klarmachen, wie wunderbar es ist, dass dieser Schatz erhalten geblieben ist – und dass er ihnen gehört?«
    »Warum sind wir dann überhaupt hier?«, murrte Leasar.
    »Weil diese Bücher bisher unsere beste Chance waren. Jetzt haben wir noch eine andere.«
    Eine Hand legte sich von hinten auf Divyas Schulter, und erstaunt stellte sie fest, dass Tajan lautlos zurückgekehrt war. Sein Blick war traurig, aber es lag nicht mehr die dunkle Wolke über ihm, die Divya aus seinen düsteren Stunden kannte. Diese Seite seiner Vergangenheit hatte er endgültig umgeschlagen.
    »Ihr müsst mit uns kommen, Yorak«, nickte Tajan. »Ihr wart vor Jahren das Symbol für
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