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Messer, Gabel, Schere, Mord: Mitchell& Markbys Vierter Fall

Messer, Gabel, Schere, Mord: Mitchell& Markbys Vierter Fall

Titel: Messer, Gabel, Schere, Mord: Mitchell& Markbys Vierter Fall
Autoren: Granger Ann
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Szene vor, die von Brueghel hätte stammen können. Im ersten Augenblick ein heilloses Durcheinander, das sich bei näherer Betrachtung auflöste in hektische Souschefs, Berge von Feinkost, riesige, glänzende, brodelnde Kochtöpfe und unzählige geheimnisvolle Flaschen. Über allem schwebte ein Duft nach Knoblauch, Schweiß, Wein, Fleischsäften, Zwiebeln und siedenden Knochen.
    Eric näherte sich einem kleinen, untersetzten, schwitzenden Mann mit langen Armen und niedriger Stirn. Seine hoch gekrempelten Ärmel gaben den Blick frei auf muskulöse Unterarme, die von einem dichten lockigen Pelz schwarzer Haare bedeckt waren und sein affenartiges Aussehen noch verstärkten.

    »Grüezi, Ulli!«, begrüßte ihn Eric mit einem Schlag auf die muskulöse Schulter.
    »Samstag wird der größte Tag in meiner Karriere – unserer Karriere, Ulli.«
    »Ja, Herr Schuhmacher!«, grollte der Küchenchef.
    Doch Eric hatte bereits einen Missstand entdeckt. Plötzlich schoss er davon und stürzte sich auf eine Kiste Pfirsiche.
    »Wer hat diese Lieferung angenommen? Bis Samstag sind die längst verdorben!«

    »Tut mir leid, Herr Schuhmacher«, entschuldigte sich einer der Souschefs.
    »Tut mir leid reicht nicht, Mickey! Du weißt ganz genau, was ich für dieses Hotel anstrebe! Vier Sterne! Und eines Tages vielleicht sogar fünf! Das ist es, was ich möchte! Und wie bekommt das Springwood-Hall-Hotel seine Sterne? Indem wir unsere Aufmerksamkeit auf jedes Detail richten, Mickey. Jedes Detail!« Er kehrte zu Ulli Richter zurück, der schwitzend über einem Marmorblock mit einem makabren abgetrennten Tierkopf stand.
    »Ich kann meine Augen nicht überall haben, Herr Schuhmacher!«, sagte Ulli.
    »Wir werden bis Samstag fertig, aber nur, wenn Gott es will! Der große Ofen macht schon wieder Zicken, und irgendjemand nimmt mir ständig meine Messer weg!« Das war eine ernste Beschuldigung, und Schuhmacher blickte gehörig entrüstet drein. Das persönliche Messerset eines Meisterkochs war heilig, und jeder in der Küche wusste das. Schuhmacher wandte sich zum Rest seiner Mitarbeiter um, die ausnahmslos ihre jeweilige Tätigkeit unterbrachen und in den verschiedensten Posen erstarrten, mit halb erhobenen Beilen, schräg gehaltenen Kochlöffeln, und ihre gesamte Aufmerksamkeit auf ihn richteten.
    »Am Samstagnachmittag werden unsere Ehrengäste früh hier eintreffen, und sie werden herumgeführt. Genau wie die Fernsehleute. Ich möchte keine Unordnung, nichts von diesem Chaos! Ich will Ordnung und absolute Sauberkeit, keine ungewaschenen Schüsseln, keine schmutzigen Lappen! Und jeder hat zu lächeln!«
    »Ja, Herr Schuhmacher«, erwiderten sie gehorsam im Chor, mit Ausnahme von Ulli Richter, der lediglich mit den buschigen Augenbrauen zuckte.
    »Gut. Zurück an die Arbeit!« Schuhmacher wandte sich wieder zu seinem Küchenchef um.
    »Scheinen alle hier zu sein, Ulli. Aber wer ist dann unten im Weinkeller? Die Tür steht offen.« Ulli überlegte einen Augenblick.
    »Ein junger Mann mit einer Werkzeugkiste ist vor zehn Minuten nach unten gegangen. Ein Elektriker. Die neue Beleuchtung macht Ärger, und ohne Licht sieht man dort unten nicht die Hand vor Augen.« Schuhmacher erbleichte.
    »Allein?« Er rannte zur Tür, und seine Stimme wurde zu einem wütenden Heulen.
    »Allein in einem Keller voller edelster Weine! Einige davon große Klassiker, die fast nicht mehr zu beschaffen sind! Und niemand ist mit ihm gegangen? Herr im Himmel, muss ich denn alles selbst machen?« Er verschwand durch die Tür.
    »Was bin ich verdammt noch mal froh«, murmelte Mickey, der Souschef,
    »wenn erst der Samstagabend vorbei ist.« Ulli Richter tat, als hätte er nichts gehört. Er nahm ein Schlachterbeil zur Hand, schwang es hoch, und mit einem widerlich dumpfen Geräusch krachte es auf den Block. Sauber gespalten zerfiel der Kalbskopf in zwei Hälften, wie ein aufgeschlagenes Buch, und gab den Blick frei auf ein wirres Durcheinander pinkfarbenen Hirns.

    »Wir verschwenden unsere Kraft und Zeit, meine Freunde«, sagte Charles Grimsby.
    »Diese Schlacht ist verloren. Gürten Sie Ihre Lenden für die nächste.«

    »Unsinn!«, widersprach Hope Mapple in ihrer Eigenschaft als Vorsitzende der Gesellschaft zur Bewahrung des Historischen Bamford fest.
    Zoë Foster betrachtete Hopes stattliche Gestalt und stellte sich im Geiste vor, wie sie Charles’ Bemerkung wörtlich nahm. Sie unterdrückte ein Kichern.

    »Was ist los, Zoë?«, erkundigte sich Hope
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