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Merode-Trilogie 1 - Teufelswerk: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)

Merode-Trilogie 1 - Teufelswerk: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)

Titel: Merode-Trilogie 1 - Teufelswerk: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)
Autoren: Günter Krieger
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jungen Anna. Er selbst streitet das bis jetzt mit Nachdruck ab.“
    Leo lachte matt. „Wer mordet, hat mit einer Lüge erst recht kein Problem. Es geht um seine Haut. Ihr hättet ihn sehen sollen. Kam dort durch die Tür, schrie nach Wein, und in seinen Augen brannte ein seltsames Feuer. Seine Bewegungen waren fahrig und nervös, und als ich ihn bediente, sah ich, wie seine Glieder zitterten. So verhält sich wohl jemand, der soeben eine Mordtat begangen hat.“
    „Er war aber doch völlig durchnässt, oder?“
    Leo überlegte einen Augenblick. „Sicher, es hatte ja tüchtig geschüttet.“
    „Vielleicht hat er deshalb gezittert. Vor Kälte. Ein seltsames Feuer in seinen Augen kann ich schwerlich als Beweis anerkennen.“
    Leo schüttelte den Kopf. „Glaubt mir, Herr Mathäus, jede Faser meines zierlichen Körpers sagt mir, dass er’s getan hat. Sucht Ihr nur die Beweise, Ihr werdet bestimmt welche finden. Oder besser noch, prügelt die Wahrheit aus ihm heraus, das geht schneller.“
    „Und dann hängt das Schwein an den höchsten Baum in der Herrschaft!“, schrie Rudolf.
    Nachdenklich verließ Mathäus die Gaststube. Die wenigen Schritte bis zu seinem Haus legte er zu Fuß zurück und führte seinen Gaul am Zügel.
    „Tja, Brauner, mir scheint, als hätte ich da ein Problem, das eigentlich keins sein dürfte.“
    Eine riesige Ratte huschte wie ein Schatten über die Straße. Zwei weitere folgten ihr auf dem Weg zum Bach, der sich, vom Wald kommend, durch das Dorf schlängelte.
    Klar und wolkenlos spannte sich der Nachthimmel über die Herrschaft. Aus der Ferne war wieder dumpfes Donnergrollen zu vernehmen. Mathäus nahm es nicht wahr. Zu sehr hing er seinen Gedanken nach.
    Da war ein Mord an einem jungen Mädchen geschehen, am helllichten Tag, abseits vom Dorf, völlig unbeobachtet. Ein Verdächtiger war festgenommen worden, ein fremder Kaufmann, der sich nach einheitlicher Aussage reichlich seltsam verhalten hatte. Jedermann war von seiner Schuld überzeugt, und wirklich schien vieles, wenn nicht alles auf den Mann als Täter hinzudeuten. Der rote Stofffetzen - war er wirklich Beweis genug für seine Schuld? Mathäus fragte sich, warum er das Beweisstück bislang niemandem präsentiert hatte, nicht einmal dem Verdächtigen selbst. Etwas hielt ihn davon ab. Vielleicht fürchtete er die Lynchjustiz aufgebrachter Dorfbewohner oder die Willkür des Burgvogts. Aber der Fremde hatte noch nicht gestanden. Konnte denn ein Mörder, dessen Innerstes schwarz war wie die Hölle, eine solche Gräueltat abstreiten? Musste er nicht an sein Seelenheil denken, an die Vergebung, die Gott ihm schenken mochte, wenn er Reue zeigte? Oder war er wirklich ein Gottloser, ein Diener Satans? Weitere Beweise mussten her, Beweise für seine Schuld. Beweise, die dem Kaufmann keine andere Wahl mehr ließen als zu gestehen. Mathäus schauderte bei dem Gedanken an Paulus’ Folterwerkzeuge, alles in ihm wehrte sich gegen diese Barbarei. Viel Zeit blieb ihm wohl nicht. Er nahm sich vor, am kommenden Tag die Eltern der Ermordeten aufzusuchen, den Wolfsbauern und dessen Weib. Außerdem würde er Eberhard, Annas Verlobten, einen Besuch abstatten. Zwar wusste er selbst noch nicht genau, was er sich eigentlich davon erhoffte, er wusste nur, dass er keine Ruhe fände,wenn er es bleiben ließe. Vielleicht warteten ja irgendwo noch Überraschungen auf ihre Enthüllung.
    Er hatte sein Häuschen erreicht. Das Schnauben eines fremden Pferdes ließ ihn aufhorchen. Auch Julius spitzte die Ohren. Und da – Schritte! Kein Zweifel, irgendwer war hier, direkt hinter Julius’ kleinem Stall. Mathäus tastete nach dem Dolch an seinem Gürtel.
    „Wer da?“, rief er barsch.
    Stille. Die Schritte waren verstummt. Langsam bewegte sich Mathäus auf die tiefschwarze Finsternis zu. Nichts war zu erkennen, gar nichts. Mathäus blieb stehen. Julius war ihm gefolgt.
    „Zeigt Euch!“, befahl Mathäus. „Sonst ergeht es Euch wie allen dreisten Dieben und Räubern, die ich zu fassen kriege.“
    Wieder Schritte. Aus dem Dunkel wuchs ein Schatten. Jemand trat ihm langsam entgegen. Auch die Konturen des Pferdes, das der Schemen bei sich führte, wurden erkennbar. Damit nicht genug: Ein weiterer Schatten, der eines riesigen Wolfes, begleitete ihn lautlos gleich einem dämonischen Wesen.
    „Was geschieht denn hierzulande mit Dieben und Räubern?“, drang es aus der Finsternis.
    Des Dorfherrn Herz krampfte sich zusammen. Die Stimme des Fremden war klar und ruhig,
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