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Merode-Trilogie 1 - Teufelswerk: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)

Merode-Trilogie 1 - Teufelswerk: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)

Titel: Merode-Trilogie 1 - Teufelswerk: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)
Autoren: Günter Krieger
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Mathäus konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, sie zu kennen. Und irgendetwas in ihr weckte Erinnerungen in den verborgenen Kammern seines Gedächtnisses.
    „Das, was allerorten mit ihnen geschieht, man sperrt sie ein“, beantwortete er die Frage des Schattenmannes. „Und manchmal hängt man sie auch an den nächsten Galgen.“
    „Ich wünsche mir weder das eine noch das andere!“ Mit diesen Worten trat der Unbekannte aus dem Dunkel heraus,flankiert von seinen beiden tierischen Gefährten. Das Pferd war schwarz wie die Nacht selbst, der Riesenwolf entpuppte sich als mächtige Dogge, die in der Tat etwas Dämonisches an sich hatte. Hechelnd sah sie zu ihrem Herrn hoch.
    Der trug einen dichten Vollbart, der das leise Lächeln auf seinen Lippen nur erahnen ließ. Seine Kleidung war abgenutzt, an zahllosen Stellen mit Flickwerk versehen, die Stiefel alt und löchrig. Mit stahlblauen Augen taxierte er den Dorfherrn erwartungsvoll.
    Die Kammern der Erinnerung öffneten sich. Fieberhaft rang Mathäus mit dem Zweifel. Diese unverkennbaren Augen, dieser Blick, diese Körperhaltung … Allein der Bart verwirrte ihn noch. Denn bartlos hatte er den Freund in Erinnerung!
    Es dauerte einige Herzschläge, bis die letzte Bastion des Zweifels gefallen war.
    „Beim Allmächtigen! Hein!“, hauchte er ergriffen.
    „Ja, Mätthes. Ich bin’s!“, entgegnete der andere leise.

5
    Die Freunde fielen sich in die Arme. Umschlungen wie ein Liebespaar standen sie eine ganze Weile da, bis die große Dogge eifersüchtig zu knurren begann.
    „Still, Chlodwig, das ist ein Freund“, beruhigte sie der Bärtige. Er legte beide Hände auf Mathäus’ Schultern, um ihn besser betrachten zu können. „Hast dich wenig verändert, Mätthes“, bemerkte er. „Wie lange haben wir uns nicht gesehen?“
    „Fast zehn Jahre, mein Freund.“
    „Zehn Jahre“, sinnierte der andere, „was für eine Winzigkeit im Lauf der Zeiten. Aber sie können die Hölle bedeuten.“ Offen sah er Mathäus in die Augen. „Verzeih mir, dass ich wie ein Dieb um dein Haus geschlichen bin. Aber ich war mir nicht sicher, ob -“
    „Ob ich’s wirklich bin, nicht wahr? Du konntest dir einfach nicht vorstellen, dass es mich aus dem gräflichen Nideggen in dieses Nest verschlagen hat.“
    „Nun ja …“
    „Es ist in der Tat ein Nest. Die Bauern sind stur und eigensinnig, die Burgherren überheblich und streitsüchtig. Das Leben hier ist mühselig, die Abwechslung rar. Und hätte ich die Base des Markgrafen nicht als dummes Sumpfhuhn bezeichnet, wäre mir all dies erspart geblieben.“
    „Ich erinnere mich an die Base. Eine treffendere Bezeichnung hätte wohl niemand ersinnen können.“
    Sie lachten.
    „Wie hast du mich gefunden?“, drängte Mathäus mit ungeduldiger Neugier. „ Doch nein, zuerst wollen wir die Pferde versorgen, dann gehen wir in meine Stube. Was wir unszu erzählen haben, ist nicht für die Nachteulen bestimmt.“ Er warf einen misstrauischen Blick auf den riesenhaften Hund.
    „Keine Sorge, du wirst Chlodwig gar nicht bemerken“, versprach der Besucher.
    Mathäus entzündete zwei Öllichter und holte Wein, Brot und Käse aus einer kleinen Kammer, nachdem er den sperrigen Lindenklotz, der der Gottesmutter und dem Erlöser noch in keinster Weise ähnlich sah, vom Tisch gehievt hatte. Er bemerkte den hungrigen Blick seines Gastes und hieß ihn, ordentlich zuzulangen. Sie lächelten einander zu und dachten dasselbe. Alles war wieder so wie damals. Als säßen sie im Speiseraum der markgräflichen Söldner. Die Vergangenheit holte sie ein.
    „Wie hast du mich gefunden, Hein?“, fragte Mathäus abermals.
    Hein legte sein Brotstück auf den Tisch. Mit einer langsamen Handbewegung verscheuchte er ein Insekt. „Ich komme viel herum“, sprach er kauend, „und brauche nur Augen und Ohren offen zu halten.“
    Mathäus nickte stumm. Beharrlich blieb sein Blick auf den alten Gefährten gerichtet.
    „Natürlich“, seufzte Heinrich, „du willst wissen, was aus mir geworden ist. Die Lumpen, die ich am Leib trage, mein verwahrlostes Äußeres – es muss dir alles sehr seltsam erscheinen.“
    „Du bist mir keine Erklärung schuldig.“
    „Und ob ich das bin. Denn du bist mein Freund. Der beste, den ich je hatte.“ Er starrte auf seine gefalteten Hände, und das flackernde Licht der Öllampe spiegelte sich in seinen Augen. „Ich bin eine Art Reisender“, fuhr er fort, „ich reise vonhier nach da, von West nach Ost, von Nord nach Süd. Ein Pilger
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