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Merlin und die Feuerproben

Merlin und die Feuerproben

Titel: Merlin und die Feuerproben
Autoren: Thomas A. Barron
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dann senkte er die Schnauze auf meine Füße. Plötzlich packte er mit dem Maul einen meiner Stiefel
     und riss daran, wodurch ich der Länge nach auf den Rücken fiel.
    Hallia lachte. »Er erkennt dich.«
    Trotz meines schmerzenden Rückens musste ich ebenfalls lachen. »Vor allem erkennt er meinen Stiefel. Daraus habe ich ihn bei
     unserer ersten Begegnung gefüttert.«
    Der kleine Drache zog wieder und bekam den Stiefel frei. Es war der gleiche Stiefel, fiel mir ein, an dem ich selbst vor langer
     Zeit gekaut hatte, als ich Valdeargs Höhle aufgesucht hatte. Bevor ich danach greifen konnte, warf der Nestling den Kopf zurück
     und verschluckte den Stiefel ganz. Ich schrie auf, aber es war zu spät. Mein Stiefel war weg.
    Ionn stieß ein Schnauben aus, das einem herzhaften Gelächter glich. Plötzlich stand er wie angewurzelt und stellte die Ohren
     auf. Er schwang den Kopf zur Seite und stampfte mit dem Huf auf den Boden. Hallia sprang auf die Füße. Wir folgten beide Ionns
     Blick.
    Eine Gruppe kleiner gedrungener Gestalten kam um den pyramidenförmigen Hügel herum. Schilder undBrustpanzer blitzten in der Sonne. In der Mitte der Gruppe ging eine Gestalt mit einem Stock, die einen spitzen Hut auf dem
     wirren roten Haar trug. Urnalda.
    In mir kochte die Wut, aber ich hielt den Mund. Obwohl mir ein Stiefel fehlte, straffte ich die Schultern und stand so aufrecht
     wie möglich da.
    Urnaldas Muschelohrringe funkelten, als sie näher kam. Den Ausdruck ihrer Augen konnte ich nicht erkennen, aber ihr vorgeschobenes
     Kinn wirkte grimmig und selbstgerecht. Als die Gruppe nur noch ein paar Schritt von uns entfernt war, ging Urnalda langsamer
     und hob eine ihrer dicken Hände. Die anderen Zwerge blieben stehen und griffen nach ihren Äxten und Bogen.
    Die Zauberin trat vor und musterte die Leiche des gefallenen Drachen. Als sie das Drachenbaby daneben sah, zuckte sie zurück,
     sagte aber nichts. Sie bemerkte die dampfende Pfütze, die mit dem Blut und den Überresten von Bachod und den Kreelixen verklumpt
     war.
    Schließlich wandte sie sich an mich. »Ich sehe, deine Kräfte sein wiederhergestellt.«
    Ich kniff die Augen zusammen. »Sie hatten mich nie verlassen, wie du weißt. Du hast mich nur mit deinen Tricks glauben lassen,
     sie wären verschwunden.«
    »Das sein wahr.« Die Ohrringe klimperten, als sie nickte. »Ein Zauber, der Magie raubt, kann nur wirken, wenn das Opfer davon
     überzeugt sein, dass seine Kräfte zerstört wurden. Dann sein er und alle um ihn getäuscht. Das alles sein Teil von Urnaldas
     Plan.«
    Ich schloss die Hand, in der ich immer noch die Saite meines Psalters hielt, zur Faust. »Und gehörte es auch zu deinem Plan,
     Valdeargs Junge bis auf eins umzubringen?«
    »Nein«, antwortete sie kühl und drehte die Spitze ihresStocks in der geschwärzten Erde. »Aber das sein kein schlechtes Ergebnis.«
    »Und was ist mit den Kreelixen? Waren sie auch in deinem Plan vorgesehen? Dank deiner Hilfe haben sie diesen Drachen getötet
     – und hätten auch dich und mich und jedes andere magische Geschöpf in Fincayra umgebracht.« Ich senkte die Stimme zu einem
     Knurren. »In deiner Überheblichkeit, Urnalda, hättest du beinah Rhita Gawr die Tür geöffnet! Es war sein Plan, nicht deiner,
     der deine Handlungen bestimmte. Ich glaube, du hast es unwissentlich getan, aber du hast ihm trotzdem als Werkzeug gedient.«
    Ihr sonst so bleiches Gesicht wurde tiefrot. »Bah! Ich irre mich nie«, erklärte sie. Dann senkte sie nur einen Moment den
     Blick. »Es sein allerdings möglich, dass ich vorübergehend getäuscht worden sein.«
    Sie streckte die Hand mit der Innenseite nach oben aus. Ein Blitz zerriss die Luft und ließ mehrere Zwerge zur Seite springen,
     wobei sie übereinander stolperten. Da, in ihrer Hand, lag mein Stock. Sie stieß ein paar Worte aus und er schwebte anmutig
     wirbelnd zu mir herüber.
    Begierig griff ich danach und umklammerte ihn wie die ausgestreckte Hand eines alten Freundes. Mit meinem zweiten Gesicht
     betrachtete ich alle die vertrauten eingeschnitzten Symbole – den zersprungenen Stein, das Schwert, den Stern im Kreis und
     die übrigen. Die sieben Schritte zur Weisheit. Jetzt endlich fühlte ich mich wieder ganz hergestellt.
    Urnalda beobachtete mich, während sie an einem ihrer Muschelohrringe spielte. »Das sein für das, was du getan hast, um meinem
     Volk zu helfen.«
    Eine eindeutigere Entschuldigung würde ich nie von ihr zu hören bekommen. Ich wog den Stock in
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