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Merlin und der Zauberspiegel

Merlin und der Zauberspiegel

Titel: Merlin und der Zauberspiegel
Autoren: Thomas A. Barron
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Gedanken auf. Denn während ich seine
     Beschreibung nicht kannte und schon gar nicht seine Kräfte, hatte ich oft davon geträumt, es zu finden, meist hinter einer
     undurchdringlichen Feuerwand. Immer wenn ich in meinen Träumen versuchte es zu retten, verbrannten die lodernden Flammen meine
     Hände, mein Gesicht, meine nutzlosen Augen. Alles, was ich hören konnte, waren meine Schreie; alles, was ich riechenkonnte, war der Gestank meiner verbrennenden Haut. Wenn ich die Qual nicht länger aushielt, wachte ich jedes Mal schweißgebadet
     auf.
    Sanft berührte Hallia meine Hand. »Ich sehe dir an, junger Falke, dass du auch ein paar Geheimnisse über die sieben weisen
     Werkzeuge kennst.«
    »Das stimmt.« Ich schaute immer noch in den Bach. »Ich habe sie alle in den Händen gehalten, sie sogar alle benutzt – bis
     auf das eine, das für immer verloren ging.«
    Gedankenverloren sah sie mich an. Schließlich flüsterte sie: »Es ging nicht verloren.«
    »Was meinst du damit? Alle haben es gesagt. Selbst Cairpré.«
    »Weil alle das dachten. Außer meinem Vater und den wenigen von uns, denen er sein Geheimnis anvertraut hatte. Weißt du, dieses
     weise Werkzeug war in seiner Obhut. Und als die Soldaten des niederträchtigen Königs Stangmar es holen wollten, gab ihnen
     mein Vater nicht das Werkzeug, sondern eine Kopie, die er gemacht hatte – eine Fälschung. Das echte versteckte er an einem
     sicheren Ort.«
    »Wo?«
    »Er verriet es nie. Bald nachdem er das Werkzeug ausgetauscht hatte, haben ihn die Jäger . . . aufgespürt.«
    Ich sah den Schmerz in ihren Augen und legte meine Hand auf ihre. Eine Weile saßen wir da und betrachteten die Wasserstrudel.
     Gern wollte ich ihr Geheimnis teilen, aber noch lieber ihre Last.
    Nach einiger Zeit redete sie weiter. »Es war ein Schlüssel, junger Falke, ein magischer Schlüssel. Aus einer polierten Geweihsprosse
     geschnitzt, mit einem einzelnen Saphir auf der Krone. Seine Kräfte . . . oh, ich habe es vergessen –wie so vieles, was mir mein Vater erzählte. Ich war damals so jung! Der Schlüssel war ihm sehr wichtig, vor allem daran erinnere
     ich mich.« Sie schlang die Finger um meine. »Obwohl ich auch noch weiß, dass er einmal sagte, so groß die Kräfte des Werkzeugs
     auch seien, könnten sie es doch nicht mit einer heilenden Hand aufnehmen.«
    In diesem Moment hörten wir einen Klageschrei von irgendwo stromabwärts. Der Schrei wurde rasch lauter – und vertrauter. Ein
     paar Sekunden später schwamm der Ballymag direkt auf uns zu, seine sechs Arme platschten heftig. Er schwamm den Bach herauf,
     plumpste ans Ufer und sprang zitternd und keuchend in meine Arme.
    Mit angstglühenden Augen stieß er hervor: »Entsetzbares Grausen! Zerfleischender Todmörder! Er rastkommt näherwürg.«
    Bevor ich fragen konnte, wovon er redete, hob sich ein riesiger Kopf aus einem Weißdorngehölz stromabwärts. Gwynnia! Ihr steifes
     Ohr schlug ein paar Zweige ab und schickte eine Laubwolke in die Luft, als sie den langen schuppigen Hals streckte. Sie trat
     zwischen den Bäumen hervor, die Flügel fest auf dem massigen Rücken gefaltet, und beugte sich zu uns. Das orange Licht ihrer
     Augen blitzte auf dem Wasser.
    »Der Schreckdrachen!«, quietschte der Ballymag und steckte den Kopf unter meinen Arm. »Wir sind todverflucht, jeder Einzelverlorene
     von uns.«
    »Unsinn«, sagte ich. »Der Drache ist unser Freund.«
    »Gwynnia tut dir nichts«, ergänzte Hallia.
    Als Gwynnia die Stimme ihrer Freundin hörte, klopfte sie heftig mit dem Schwanz auf den Boden. Doch dabei traf sie einen Weißdorn
     und wirbelte Lehm und Zweigeübers Ufer. Der Ballymag schrie auf – und fiel in Ohnmacht. So schlaff wie meine durchnässte Tunika lag er in meinem Schoß.
     Selbst seine Schwänze, einst so fest aufgerollt, hingen lasch auf seinem Rücken. Verwirrt legte Gwynnia den Kopf, der jetzt
     fast über uns war, auf die Seite.
    Ich streichelte das glatte Fell des Ballymags. »Dieser kleine Kerl ist einfach nicht für Abenteuer gemacht. Ich glaube, ich
     sollte ihn dorthin zurückschicken, von wo er gekommen ist.«
    »Ins verhexte Moor?«, fragte Hallia. »Das ist der letzte Ort, an den du ihn schicken solltest.«
    »Von dort ist er gekommen.«
    »Dann war es klug von ihm zu fliehen! Das ist ein schlimmer Ort, ein schrecklicher Ort mit Todesfallen an jeder Ecke. Mein
     Volk – wie jedes andere Volk außer den Moorghulen – meidet ihn, wann immer es kann.«
    »Schau, er muss offensichtlich
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