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Menschenfresser - Gargoyle - Posters Haus

Menschenfresser - Gargoyle - Posters Haus

Titel: Menschenfresser - Gargoyle - Posters Haus
Autoren: Martin Clauß
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Konzelmann besteht darauf, dass sein Name nicht bekannt wird. Der Täter soll weiterhin unter uns bleiben. Das müssen wir akzeptieren. Sobald ich nicht mehr so wütend bin, werde ich es vermutlich verstehen und für richtig halten.“ Er seufzte, dann machte er mit der Hand eine Geste in Richtung der Tische. „Es wäre mir recht, wenn ihr euch alle setzen könntet. Ich habe eine Erklärung abzugeben.“
    „Richtig“, sagte Jaqueline. „Der Grund, warum heute der Unterricht ausfallen sollte.“ Am Vortag schon hatte Werner angekündigt, ihnen allen etwas Wichtiges mitteilen zu müssen. Angeblich sollte sogar die Zukunft der Schule davon abhängen. Doch die Geschehnisse rund um Sanjay und ihren Freund Paul hatten sie alle so auf Trab gehalten, dass keine Zeit dafür geblieben war.
    „Jetzt, kurz vor Mitternacht an einem ereignisreichen und verwirrenden Tag wie diesem, ist bestimmt nicht der ideale Zeitpunkt“, begann Werner. „Aber ich kann und möchte es nicht länger hinausschieben.“ Margarete Maus und Traude Gunkel, die allem Anschein nach eingeweiht waren, nickten simultan.
    Für einige Sekunden erhob sich aufgeregtes Tuscheln, untermalt von Stühlerücken, dann kehrte Ruhe ein. Die Holzscheite knackten im Kamin, alle Gesichter wandten sich Werner zu, der am Ende des mittleren Tisches stand und wartete.
    „Verehrte Studenten“, sagte er, und Jaqueline konnte sich nicht erinnern, diese Anrede jemals aus seinem Mund gehört zu haben. „Ich möchte nicht über die Gefahren spekulieren, die möglicherweise in der Zukunft auf uns warten – in der näheren oder ferneren. Wer oder was die Schatten sind, die Melanie und Madoka in Japan gesehen haben, weiß zu diesem Zeitpunkt keiner von uns. Wir sollten uns bemühen, mehr über sie zu erfahren, aber wir sollten darüber nicht in Panik verfallen. Es ist gut denkbar, dass sie nichts von uns wollen und wir ihr Geheimnis vielleicht sogar niemals lösen werden. Damit können wir leben. Womit Falkengrund nicht leben kann, das ist die Krise, die jetzt unmittelbar vor unserer Tür steht. Es ist etwas Großes – ihr merkt es schon daran, dass ich mein ganzes Redetalent einsetze.“
    Das stimmte. Werner zeigte sich außergewöhnlich wortgewandt. Er hatte die Augen geschlossen, sprach langsam und schien sich mit ganzer Kraft auf jeden Satz zu konzentrieren. Während er sonst öfters zerstreut und ungeschickt mit der Sprache war und sich gerne zurückhielt, wenn andere das Wort ergriffen hatten, gab er sich nun alle Mühe und wuchs über sich hinaus.
    Jaqueline hatte ein wenig das Gefühl zu träumen. Die Situation war unwirklich. Nicht einmal sie hatte einen blassen Schimmer, worauf er hinauswollte.
    „Ihr wisst alle, wie sich unsere Schule finanziert. Wir erheben kein Schulgeld und erhalten keine staatlichen Zuschüsse. Das ist unsere Stärke, aber auch unsere Schwachstelle.“
    Jetzt sahen die Studenten sich an. Niemand hatte damit gerechnet, dass Werner von Geld reden würde! Ihre Gedanken waren bei all den seltsamen Vorkommnissen gewesen, die sich auf und um Falkengrund herum abspielten. Sie hatten an den Baron von Adlerbrunn gedacht, der noch immer eine Bedrohung in ihrer Mitte darstellte. Das Verschwinden von Sir Darren war noch in ihren Köpfen, die Probleme rund um Arturs Schutzgeist und vieles mehr – aber Geld …
    „Unser Finanzkonzept steht auf tönernen Füßen“, fuhr Werner fort. „Dass wir hier unseren Studien nachgehen können, verdanken wir einer kleinen Handvoll Menschen, die uns unterstützen, unseren Sponsoren. Wie ihr wisst, habe ich die Auflage, keine Informationen preiszugeben, die dazu beitragen könnten, sie zu identifizieren. Ihre Motive, sich für unsere Schule einzusetzen, sind unterschiedlich. Nur ich kenne ihre Namen, und nicht einmal ich kenne alle ihre Beweggründe.“
    Er räusperte sich und suchte nach etwas zu trinken. Isabel wollte aufstehen, doch Margarete drückte sie sanft auf den Stuhl zurück, erhob sich selbst und verschwand über die Treppe nach oben in Richtung Küche.
    „Schon immer war unsere finanzielle Lage angespannt. Das Gebäude hätte eine Renovierung dringend nötig, aber dafür hat es nie gereicht. Wir alle wollen gefüttert werden“, er klopfte sich auf den Bauch, „und die Anschaffung von Büchern und Lehrmaterialien verschlingt erhebliche Summen. Unsere Dozenten arbeiten bereits für ein minimales Honorar. In den letzten Monaten hat sich die Situation zugespitzt, und nun sind wir in einer besonders
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