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Menschenfresser - Gargoyle - Posters Haus

Menschenfresser - Gargoyle - Posters Haus

Titel: Menschenfresser - Gargoyle - Posters Haus
Autoren: Martin Clauß
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einzigen Sponsor.“
    Jaqueline machte sich Notizen. „Ich verstehe“, meinte sie dann. „Es kommen also in der Zukunft noch einige Überraschungen auf uns zu. Jeder könnte ein Sponsor sein.“
    „Ich bin keiner“, meldete sich Harald. „Ich schwöre.“
    Als für eine Minute Stille eintrat, begannen mehrere Studenten zu gähnen. Mitternacht war längst vorbei, und es war ein anstrengender Tag gewesen.
    „Also, ich brauche jetzt eine Mütze Schlaf.“ Margarete streckte sich. „Machen wir Schluss für heute.“
    „Ich habe eine Idee!“, sagte plötzlich jemand.
    Es war Dorothea. Dorothea Kayser, das Mädchen, das keinen bleibenden Eindruck hinterließ und dadurch quasi unsichtbar war. In den letzten Wochen hatte sich das ein wenig geändert. Anstatt sich mit ihrer Unsichtbarkeit abzufinden und sie zu genießen, wehrte sie sich jetzt dagegen, und allmählich gelang es ihr, diese Gabe, die gleichzeitig eine Art Fluch für sie war, aufzuheben. Immer wieder starrten ihre Kommilitonen sie an, als würden sie sie zum ersten Mal sehen. Wenn sie sich konzentrierte und Mühe gab, drang sie bis in die Aufmerksamkeit der anderen vor und verharrte eine Zeitlang in deren Gedächtnis. Noch immer erlebte sie, dass sich Menschen, mit denen sie eben gesprochen hatte, plötzlich von ihr abwandten und sie vergaßen, und noch immer hatten alle Menschen auf Falkengrund Schwierigkeiten, sich ihren Namen und ihr Gesicht zu merken. Doch sie machte Fortschritte, war auf dem besten Weg, ein ganz normaler Mensch zu werden.
    „Was für eine Idee, äh, Do-… Dorothea?“, fragte Margarete.
    „Wie wir zu Geld kommen können. Wir müssen uns nur unsere Fähigkeiten und unser Wissen zunutze machen.“
    Harald klatschte in die Hände. „Ja, das ist es! Das ist die Lösung! Dorothea könnte zusammenstehlen, was wir zum Leben brauchen. Ob im Supermarkt oder im Antiquariat – niemand könnte sie beschreiben. Das perfekte Verbrechen.“
    „Dummkopf!“, schrie Dorothea. „Das habe ich nicht gemeint.“
    Werner Hotten ging langsam auf das Mädchen zu. Sie saß zwischen Sanjay und Jaqueline. „Ich kann dich sehen“, sagte der Rektor. „Du bist sichtbar.“
    „Du konntest mich immer schon sehen“, antwortete Dorothea. „Du konntest dich nur nach ein paar Sekunden nicht mehr an mich erinnern.“
    „Unvorstellbar“, schüttelte er den Kopf. „Bin ich schon so verkalkt?“
    „Es ging allen so. Wie ist mein Name?“
    „Dorothea“, antwortete er schnell.
    „Und der Nachname?“
    „König. Dorothea ... König. Graf. Herzog. Irgendetwas in der Richtung.“ Der Rektor wand sich unwillig. „Hör auf damit, bitte. Es macht mich … nervös …“
    „Mich auch“, gestand sie. „Aber ich bin dabei, es in den Griff zu kriegen.“
    „Kommen wir zurück zu deiner Idee“, bat Margarete, die das Gespräch ebenso befremdet verfolgt hatte wie die anderen Anwesenden auch.
    „Wir beschäftigen uns Tag für Tag mit dem Übersinnlichen“, begann Dorothea, „aber wir wenden unser Wissen nicht an – oder nur dann, wenn uns die Probleme ins Haus schneien, wie heute bei der Sache mit Sanjay. Warum machen wir nicht einen Beruf daraus? Kümmern uns um übersinnliche Fälle, vertreiben Gespenster … bannen Dämonen?“
    „Geisterjäger John Sinclair lässt grüßen“, warf Harald spöttisch ein, und Margarete meinte mit ernster Miene: „Stell dir das Bannen von Dämonen nur nicht zu einfach vor. Wenn du einem gegenüberstehst, willst du nur noch eines: Weit, weit weg!“
    Dorothea verstummte. Vielleicht hätten sie alle dieses Gespräch vergessen, hätte nicht Jaqueline im nächsten Moment den Faden wieder aufgenommen. „Ja, das ist es! Eine Detektei für okkulte Fälle“, sagte sie, und die Faszination war in ihrer Stimme zu hören. „Wir nutzen unser Wissen, unsere Bibliothek, unsere Erfahrung. Spukphänomene gibt es überall. Vielleicht können wir tatsächlich unseren Beitrag dazu leisten, dass ein paar lästige Geister ihre ewige Ruhe finden und undurchsichtige Begebenheiten aufgeklärt werden. Wir sind schon hinter viele Geheimnisse gekommen, die uns betrafen – warum versuchen wir es nicht bei fremden Leuten? Und lassen uns großzügig dafür bezahlen?“
    „Sehen wir es als Praktikum“, fügte Dorothea hinzu, sichtlich überrascht von Jaquelines Unterstützung. „Wir vertiefen unsere theoretischen Studien durch praktische Erfahrungen, helfen Menschen und verdienen dazu noch unseren Unterhalt. Und von den wirklich
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