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Menschen und Maschinen

Menschen und Maschinen

Titel: Menschen und Maschinen
Autoren: Robert Silverberg
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verbotene Zone. Das Teleportsystem vollführte die entsprechende Operation mit Menschen und Gegenständen – oder hatte es getan, bis fünf Millionen in der »verbotenen Zone« steckengeblieben waren.
    Und so bestanden die Menschen nicht mehr aus greifbaren, lokalisierbaren Ganzheiten, sondern schwebten als weit verstreute Bewußtseinskomponenten durch ein Gebiet, das wahrscheinlich das gesamte Netz der Teleportransit und noch mehr umfaßte.
     
    *
     
    Als Johnny Peters merkte, daß er sich unter anderen Bewußtseins-Einheiten befand, spürte er das Verlangen, jemanden herauszufinden, den er kannte. Irgendwie formte sein Gehirn den Begriff »Trudy«.
    Es gab seinem Wesen Richtung und klärte die Dinge; nun bemerkte er, daß auch andere auf diese Weise Kontakt zu schließen versuchten. Einige hatten es bereits geschafft. Zwei kommentierten die Lage mit äußerst häßlichen Ausdrücken; seine Gedanken wurden vom Zuhören – bildlich gesprochen – rot. Ein anderer strahlte die Meinung aus, daß er nicht wüßte, wo er sei, aber wenigstens nicht mehr schwitzte.
    Johnny Peters versuchte es noch einmal. »Trudy!«
    Wenn ein völlig in seine Einzelteile aufgelöstes Wesen Gefühle besessen hätte, so hätte er vielleicht etwas gefühlt. Statt dessen bemerkte er nur, daß er dicht von anderen Wesenseinheiten umdrängt war. Das paßte zu seinem Begriff über die Wahrscheinlichkeitsausdehnung: Bei einer Energie von Null absolut konnte man sich irgendwo im Universum befinden. Aber sobald die Energie eine Rolle spielte, wurde der Wahrscheinlichkeitsumfang eingeschränkt. Darüber hinaus befand sich die größte Anhäufung im Zentrum. Die Ausstrahlung nach den Rändern hin erfolgte nach dem Gaußschen Gesetz und war entsprechend geringer.
    Dann bemerkte er eine Antwort. Den Begriff »Johnny?«
    »Ja, Trudy.«
    »Was ist geschehen? Wo sind wir?«
    »Wo wir sind, weiß ich nicht«, strahlte er aus. »Allem Anschein nach in einer verbotenen Zone zwischen den Haltestellen, die sonst niemals besetzt wird.«
    »Das verstehe ich nicht«, kam die zögernde Antwort. »Aber was ist geschehen?«
    »Keine Ahnung. Eine Art Verkehrsstockung im Teleport-System.«
    »Aber weshalb?«
    »Das weiß der Himmel. Wir können uns den Kopf darüber zerbrechen, wenn wir aus dieser Schicht herauskommen.«
    »Glaubst du, daß du es schaffst?«
    »Ich bin nicht ganz sicher, aber Joe Fellowes muß sich auch irgendwo in diesem Schlamassel befinden.«
    »Rufen wir ihn beide.«
    Gemeinsam formten sie den Begriff: »Joe Fellowes!«
    Wieder das Bewußtsein, daß sich etwas verschob, daß die Einheiten sich verlagerten und dichter zusammenrückten.
    »Johnny?« strahlte Trudy aus.
    »Ja?«
    »Johnny – ich habe den ganz bestimmten Eindruck, daß in der Nähe ein Baby weint.«
    »Äh – ja!«
    Das Bewußtsein der Zusammenballung wurde noch stärker. An einer Stelle fing Johnny Peters einen Gedanken auf, der eine Antwort Joe Fellowes’ hätte sein können.
    »Trudy?«
    »Ja, Johnny?«
    »Versuchen wir es noch einmal mit Joe Fellowes.«
    »Nein, versuchen wir es mit Irma. Ich glaube, Frauen sind sensibler.«
    »Diese Feststellung kann nur von einer Frau kommen«, erwiderte er. »Aber ich versuche alles.«
    Nun wurde die Zusammenballung fast zu einer körperlichen Bewegung; das Bewußtsein, durch ein dichtes Medium zu wandern; hin und wieder ein Blockieren durch eine andere Bewegung; ein ganz langsames Fließen zu einem Brennpunkt hin.
    »Irma Fellowes?«
    Schwach und unterdrückt kam die Antwort, ungeformt und ohne Worte, aber es war das Bewußtsein von Irma Fellowes. Die Bewegung wurde zu einem mühsamen Kampf, aber sie drängten weiter, getrieben von einer unbekannten Macht.
    Jetzt war das Bewußtsein von Irma Fellowes stärker. Hin und wieder blitzten Gedanken von Joe durch, und als sie klarer wurden, erkannte Johnny neue Bewußtseinsformen. Da war der Arzt – er machte sich Sorgen um seine Patientin. Der Assistent wollte nur zurück an seinen Posten. Die Schwester war ungeduldig, weil sie an diesem Abend eine Verabredung hatte. Das Baby beschwerte sich wie alle Babys über die rohe Behandlung, die es bei seinem Eintritt in die Erdenwelt erfahren hatte.
    »Ist es ein Junge oder ein Mädchen?« überlegte Irma Fellowes.
    »Wie können wir das in diesem – diesem Nichts herausfinden?«
    »Forschen Sie nach, ob das Baby rosa oder blaue Gedanken hat«, riet der Assistent.
    »Ist es geboren?« wollte die Schwester wissen.
    Joe Fellowes’ Gedanken waren
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