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Mensch ohne Hund: Roman (German Edition)

Mensch ohne Hund: Roman (German Edition)

Titel: Mensch ohne Hund: Roman (German Edition)
Autoren: Håkan Nesser
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Augenblick«, sagte er stattdessen und nickte einem Kollegen zu.
    Der Kollege trat aus dem Schatten und schaute auf die Bordkarten, ihre und Kelvins. Lächelte ihnen dann beiden zu und bat sie, ihm durch eine andere Tür zu folgen.
    »Warum das?«, fragte sie.
    »Das hat mit der Schwangerschaft zu tun«, erklärte er freundlich und ließ sie in einen kleinen Raum mit zwei kleinen Tischen und je zwei Stühlen eintreten. »Wie Sie sicher wissen, bestehen gewisse Risiken beim Fliegen, wenn man schwanger ist, und wir möchten Sie bitten, einige Papiere auszufüllen. Das ist reine Formsache. Bitte, setzen Sie sich doch.«
    Sie ließ sich an einem der Tische nieder und setzte sich Kelvin auf ein Knie.
    »Warum haben sie nichts beim Einchecken gesagt?«, fragte sie. »Oder als ich die Tickets gekauft habe?«
    Er antwortete nicht. Stattdessen öffnete sich eine andere Tür.
    Zuerst wusste sie nicht, wer es war. Konnte – während der ersten Bruchteile der ersten Sekunde – nicht begreifen, was er hier zu suchen hatte.
    Doch dann begriff sie. Alles.
    Er räusperte sich.
    »Kristina Hermansson«, sagte er. »Ihr Ehemann ist gestern Abend tot in Ihrem Haus im Musseronvägen in Gamla Enskede aufgefunden worden. Ich muss Ihnen mitteilen, dass Sie hiermit festgenommen sind unter dem Verdacht, ihn ermordet zu haben.«
    Sie schloss die Augen eine Sekunde lang. Öffnete sie wieder.
    »Ich verstehe«, sagte sie. »Ja, Sie haben das vollkommen richtig aufgefasst. Es tut mir leid, dass ich gezwungen war, Sie anzulügen.«
    »Schon gut«, sagte er.

46
    E bba Hermansson Grundt beugte sich über den Küchentisch. Sie betrachtete ihren Sohn und ihren Mann mit ernster Miene, immer abwechselnd.
    »Eine Sache ist mir in den letzten Tagen klar geworden«, sagte sie.
    »Es war schwer«, sagte Leif Grundt. »Für uns alle.«
    »Mir ist klar geworden, dass wir Henrik als tot ansehen müssen. Er ist tot. Wir werden nicht weiterleben können, wenn wir uns etwas anderes einbilden.«
    »Ich habe auch darüber nachgedacht«, sagte Leif. »Ich denke, du hast vollkommen recht.«
    »Ich denke auch so«, sagte Kristoffer.
    Ebba Hermansson Grundt legte die Hände um die Teetasse und betrachtete die beiden noch eine Weile. »Das war ein schreckliches Jahr. Aber von jetzt an wollen wir versuchen, Henrik in guter Erinnerung zu behalten.«
    »Das machen wir«, sagte Leif Grundt. »Oder was meinst du, Kristoffer?«
    »Ja, das machen wir«, sagte Kristoffer und warf seinen langen Pony nach hinten, damit er seine Mutter und seinen Vater besser ansehen konnte. Es vergingen einige schweigsame Sekunden. Leif Grundt seufzte.
    »Gut, dann ist das abgemacht«, sagte Ebba. »Du musst zum Friseur, Kristoffer. Aber du hattest wenigstens eine schöne Woche in Uppsala?«
    Kristoffer warf seinem Vater einen Blick zu. »Ja, danke. Aber es ist auch schön, wieder nach Hause zu kommen.«
    »Das finde ich auch«, sagte Ebba. »Und wir wollen jetzt versuchen, nach vorn zu blicken.«
    »Ich denke, das würde nichts schaden«, sagte Leif Grundt.
     
    »Du könntest gern etwas in die Details gehen«, schlug Eva Backman vor.
    »Ist mir schon klar, dass du das gern hättest«, sagte Gunnar Barbarotti. »Aber ich habe seit mehr als einem Tag nicht mehr geschlafen, wenn du also nichts dagegen hast …«
    »Mit dem Messer, sagst du?«
    »Ja, mit dem Messer. Neun Stiche in den Rücken, die letzten sechs, nachdem er bereits am Boden lag.«
    »Und sie hat sofort gestanden?«
    »Ich brauchte nicht einmal zu fragen.«
    »Und er …?«
    »Hat Henrik Grundt ermordet, ja.«
    »Hat sie erzählt, warum?«
    »Darüber muss ich erst noch nachdenken.«
    »Was?«
    »Ich habe gesagt, darüber muss ich erst noch nachdenken.«
    »Das habe ich schon verstanden. Aber was meinst du bitte schön damit? Dass du darüber nachdenken musst, ob er …?«
    »Das ist etwas heikel. Ich habe genügend Informationen bekommen, sowohl was Henrik Grundts Tod als auch was Jakob Willnius betrifft. Aber es gibt da einiges an zusätzlicher Information. Und es dient niemandem, wenn die an die Öffentlichkeit kommt. Oder nur im Abschlussbericht auftaucht … ich muss darüber noch nachdenken. Wie gesagt.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Nein, das kannst du auch nicht. Aber lass es mich so sagen: Die Wahrheit ist manchmal ein stark überschätztes Juwel.«
    »Das hast du irgendwo gelesen... ja, in einem Donald-Duck-Heft oder in irgendeiner anderen Literatur, in die du deine Nase zu stecken pflegst.«
    »Ach, Scheiße, Eva,
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