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Mensch ohne Hund: Roman (German Edition)

Mensch ohne Hund: Roman (German Edition)

Titel: Mensch ohne Hund: Roman (German Edition)
Autoren: Håkan Nesser
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warum musst du immer so sein? Kannst du mir nicht einfach gratulieren, dass ich den Fall geklärt habe?«
    »Das würde dir so passen«, sagte Eva Backman und legte den Hörer auf.
     
    Bevor er einschlief, lag er noch eine Weile da und dachte nach.
    Es hatte nur so wenig bedurft, dachte er. Eine Minute – mehr wäre nicht nötig gewesen, um das überschätzte Juwel der Wahrheit auszugraben. Aber sehen Sie nicht ein, hatte er gefragt, sehen Sie nicht ein, dass ich mich damit nicht zufriedengeben kann? Wenn Sie mir keinen Grund angeben, warum Ihr Mann Henrik Grundt getötet hat, dann könnte ich ja auf die Idee kommen, Sie hätten auch ihn getötet. Oder dass Sie es gemeinsam getan haben. Sie müssen mir schon einen Grund nennen.
    Sie hatte einen Augenblick lang gezögert.
    Ich war der Grund, hatte sie dann geantwortet.
    Eine schwarze Sekunde lang hatte er nicht begriffen. Anschließend gab es keinen Zweifel mehr, da verstand er alles.
    Dafür hatte es nicht einmal eine Minute gebraucht.
    Wie haben Sie es geschafft, die Leiche zu beseitigen?, hatte er dennoch gefragt.
    Es gab einen Feuerbalkon. Und eine Treppe. Es war ganz einfach.
    Er hatte beschlossen, nicht nachzufragen, wo sie die Leiche begraben hatten. Nicht jetzt. Das erschien ihm nicht wichtig.
    Wichtiger war, zu entscheiden, wie er mit dieser zusätzlichen Information umgehen sollte, über die er mit Eva Backman gesprochen hatte. Dieses dunkle Wissen darüber, was der Grund für diese ganze Geschichte war. Kristina und Henrik. Tante und Neffe, die die Grenze zu einem verbotenen Land überschritten hatten.
    Wenn man es so poetisch ausdrücken wollte. Rausch und Geilheit wahrscheinlich, wenn man prosaisch bleiben wollte. Durch ihre Tat war viel Porzellan zerschlagen worden, aber war es wirklich nötig, das wenige, was noch heil war, auch noch kaputt zu machen?
    Gute Frage. Das Geheimnis ruhte momentan bei vier Personen: bei ihm selbst und Kristina. Kristoffer Grundt und seinem Vater. Konnte es dort bleiben? Hatte Gunnar Barbarotti – als Kriminalinspektor und als Mensch – eine Art Pflicht, dafür zu sorgen, dass alles ans Tageslicht kam zur allgemeinen, unbarmherzigen Ansicht?
    Zweifellos eine wichtige Entscheidung, aber in seinem augenblicklichen Zustand war er nicht bereit, sie sich vorzunehmen. Genau wie er es Kollegin Backman erklärt hatte. Auf dem Rücken im weichen Hotelbett liegend, die Gardinen vorgezogen, die Sache im Kasten, sah er es als angemessen an, Kontakt mit dem möglicherweise existierenden Gott aufzunehmen.
    Um die Wette zu kontrollieren und daneben das eine oder andere – aber nicht einmal das durchzuführen, blieb ihm die Zeit, bevor der Schlaf sich wie ein warmer, träger Sommertag über ihn senkte.
     
    Rosemarie Wunderlich Hermansson saß in einer der Bars auf dem Flughafen von Málaga.
    Seit das Flugzeug, mit dem Kristina und Kelvin hatten kommen sollen, gelandet war, waren jetzt zwei Stunden vergangen. Sie hatte drei Gläser süßen Wein getrunken und zweimal so oft versucht anzurufen, um herauszufinden, was passiert war. Nirgends bekam sie eine Antwort. Das war unbegreiflich. Verwöhntes Kind, dachte sie. Hätte doch wohl von sich hören lassen können und wenigstens mitteilen, dass sie mit dem nächsten Flugzeug kommt. Das war nun wahrlich nicht zu viel verlangt.
    Erst sich so kurzfristig ankündigen und erklären, sie habe ihren Mann verlassen und müsse nach Spanien kommen. Und dann nicht kommen. Wahrscheinlich hatte sie es bereut. Und war zu ihm zurückgekehrt. Und hatte dann vollkommen eine wartende Mutter vergessen, die sich Sorgen machte.
    Sie hätte gern versucht, etwas über die Passagierlisten und so von dem Flughafenpersonal zu erfahren, aber sie wusste selbst, wie schlecht ihr Englisch war. Das gab ja doch nur Missverständnisse. Außerdem erschien ihr das aus irgendeinem Grund einfach peinlich. Eine Tochter, die nicht auftauchte wie versprochen. Die würden doch denken, dass mit ihr etwas nicht stimmte, wenn ihr so etwas passierte. Rosemarie Wunderlich Hermansson war es so leid, dass immer ihr so etwas zustoßen musste.
    Und in eineinhalb Stunden sollte wieder ein Flugzeug landen, das hatte sie herausgefunden. Zwar über Kopenhagen, aber das war ja auch gleich. Karl-Erik war weggefahren, um Golf zu spielen. Mit dem Taxi brauchte man zwischen fünfundvierzig Minuten und einer Stunde vom Flugplatz bis zu ihrer urbanización. Das kam auf den Verkehr an. Sie hatte nichts anderes Wichtiges zu erledigen. Konnte also
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