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Mensch ohne Hund: Roman (German Edition)

Mensch ohne Hund: Roman (German Edition)

Titel: Mensch ohne Hund: Roman (German Edition)
Autoren: Håkan Nesser
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Kollegen von der Stockholmer Polizei aufzunehmen. Die hatten sicher genug zu tun, und als trotteliger Provinzpolizist anzukommen und Hilfe in so einem Fall zu begehren, das erschien aus guten Gründen nicht besonders attraktiv.
    Aber er rief Eva Backman an und erklärte ihr, was er zu tun gedachte.
    Er wollte nach Gamla Enskede hinausfahren. Dort den Musseronvägen suchen, bei Nummer 5 klingeln und um Antwort auf ein oder zwei Fragen bitten. Ganz einfach.
    Er hoffte, dass er zu Hause war. Schließlich war es Samstag.
    »Toller Plan«, sagte Eva Backman. »Bist du dir sicher, dass sie ihm nichts von eurem Treffen erzählt hat?«
    »Ziemlich sicher«, sagte Gunnar Barbarotti. »Kannst du dafür sorgen, dass du erreichbar bist, falls ich einen guten Rat brauche?«
    Das versprach Backman. Sie hatte sowieso nichts Besonderes vor, schließlich war ja Samstag, wie gesagt. Mindestens drei verschiedene Unihockeyspiele, aber sie hatte beschlossen, daheim zu bleiben. Obwohl die vier Männer ihrer Familie bereits im Flur standen und ungeduldig warteten.
    »Gut«, sagte Gunnar Barbarotti. »Ich habe das Gefühl, als wären wir ziemlich nahe dran.«
    »Sei vorsichtig«, sagte Eva Backman.
     
    Er nahm die U-Bahn hinaus nach Gamla Enskede. Stieg am Skogskyrkogården aus, ging Richtung Nynäsvägen und erreichte Musseronvägen 5 kurz vor halb eins. Er blieb eine Weile draußen auf dem Bürgersteig stehen und betrachtete die schöne alte Holzvilla mit dem versetzten Ziegeldach, während er versuchte, der pochenden Nervosität Herr zu werden, die er in sich spürte. Es war etwas wärmer geworden, die Straßen waren matschig, aber in den Gärten lag immer noch hoher Schnee, auf den Bäumen wie auch auf dem Boden. Es war kein Leben im Haus zu bemerken. Es stand auch kein Auto in der Garagenauffahrt. Vielleicht waren sie einkaufen gefahren? Besorgten sich Essen, Wein und andere Dinge für den Abend. In der Östermalmshalle oder so. Er erinnerte sich, dass er das letzte Mal, als er sich in diesem Viertel befunden hatte, von einem gewissen Klassenbewusstsein überfallen worden war. Und dass er außerdem das Empfinden gehabt hatte, dass Kristina Hermansson nicht hierher gehörte.
    Er trat durch die Pforte, nahm die drei Treppenstufen zur Haustür und klingelte.
    Wartete eine halbe Minute und klingelte noch einmal.
    Keine Reaktion. Ich bin ein Idiot, dachte Gunnar Barbarotti. Natürlich sind sie nicht zu Hause. Jeder Mensch weiß, dass alle Menschen an einem Samstag um halb eins einkaufen sind.
    Er ging wieder zurück auf die Straße. Plan B, beschloss er. Ein kleines Mittagessen, dann ein neuer Versuch.
    Und wenn auch Plan B nicht funktionierte, dann gab es immer noch Plan C. Das Telefon. Trotz allem. Er hatte die Privatnummer und auch die Büronummer von Jakob Willnius. Er hatte seine Handynummer und die Handynummer seiner Ehefrau.
    Aber wie gesagt, das war Plan C. Es lag ein klarer Vorteil darin, wenn er Jakob Willnius Auge in Auge gegenüberstand. Das war der leitende Gedanke dabei. Ihm die Fragen stellen und seine Reaktion darauf beobachten. Ohne ihm die Möglichkeit zu geben, sich darauf vorzubereiten.
    Ja, das wäre ein unleugbarer Trumpf. Das Telefon hat seine Vorteile, aber auch seine Nachteile, dachte Inspektor Barbarotti. Man sah denjenigen nicht, mit dem man sprach. Zumindest war das bisher noch nicht der Standard, und dafür durfte man natürlich dankbar sein. Die meisten Gespräche, die man führte, waren glücklicherweise nicht von der Art, wie das Gespräch mit Jakob Willnius seinen Erwartungen nach wohl werden würde. Wie er erwartete und hoffte. Er nickte verbissen und begann zurück zu dem kleinen Marktplatz am Nynäsvägen zu gehen, wo es nach allen üblichen Normen und allen herkömmlichen Stadtplanungen wohl eine kleine Vorortgaststätte geben müsste.
     
    Sie hieß Röda Lyktan, und er verbrachte eine knappe Stunde darin in Gesellschaft eines Bauernfrühstücks, frisch gekochter roter Beete und eines Leichtbiers. Kaffee und ein klebriger Biskuit. Eva Backman rief einmal an und fragte, wie es laufe, er antwortete, es sei nur eine Frage der Zeit.
    Es war fünf vor zwei, als er zum zweiten Mal an der Tür vom Musseronvägen 5 klingelte, und beim dritten Mal war es halb vier geworden. Jetzt hatte außerdem die Dämmerung eingesetzt und einen diagonal peitschenden Regen im Schlepptau mitgebracht.
    Was zum Teufel mache ich hier?, dachte Inspektor Gunnar Barbarotti, als er sich übelgelaunt zurück zur U-Bahn-Station begab.
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