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Melodie des Südens

Melodie des Südens

Titel: Melodie des Südens
Autoren: Gretchen Craig
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darf.«
    Josephine errötete. »Kurz vor Mitternacht«, bestätigte sie.
    Bertrand reichte Marianne seinen Arm. »Ich habe mir gedacht, dass dies meine einzige Chance auf einen Tanz mit Ihnen ist, Yves hat Sie ja in skandalöser Weise mit Beschlag belegt.«
    »Ja, nicht wahr?«, strahlte Marianne.
    Der Ballsaal war überhitzt vom Gaslicht und den vielen tanzenden Paaren, aber die Musik lockte sie dennoch. Marianne nahm Monsieur Chamards Hand und ließ sich von ihm auf die Tanzfläche führen.
    »Sie haben meinen Sohn glücklich gemacht, Madame«, sagte er.
    Marianne dachte, sie könnte nie mehr aufhören zu lächeln. »Und ich bin eine glückliche Frau, Monsieur.«
    »Ich würde mich freuen, wenn Sie Papa zu mir sagen würden.«
    Marcel klopfte seinem Vater auf die Schulter. »Darf ich?«
    Marianne stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihren Schwiegervater auf die Wange. »Vielen Dank, Papa.«
    Immer noch lächelnd streckte sie die Arme nach Marcel aus, und er drehte sie wieder in den Tanz. »Was für ein wunderbarer Abend«, sagte sie. »Und ich darf mit jedem einzelnen Chamard tanzen.«
    »Aber ich bin der beste Tänzer, wie du hoffentlich bemerkt hast«, lachte Marcel.
    »Tatsächlich?«
    Er zwinkerte ihr zu. »Und der beste Küsser.«
    Darüber musste sie laut lachen. »Jetzt hast du meine Gefühle verletzt«, erklärte Marcel grinsend. »Und hier ist dein Geliebter, gerade kurz vor Mitternacht, und ich werde wieder ins neue Jahr gehen, ohne es dir bewiesen zu haben.«
    Yves schob seinen Bruder mit dem Ellbogen zur Seite. »Weißt du was, da drüben steht Lindsay Morgan und beobachtet dich. Willst du nicht vielleicht ihr etwas beweisen?«
    Das Orchester spielte einen Tusch und schwieg dann. Die Uhr begann zu schlagen, und Yves schloss Marianne in die Arme, um sie innig und heiß zu küssen.
    »Skandalös!«, hörte Marianne eine ältere Matrone flüstern. Ja, es war skandalös, und es war so wunderbar!
    In der ersten Minute des Jahres 1861 spielte das Orchester eine fröhliche Melodie, und die küssenden Paare ließen einander aus den Armen, manche nur sehr zögernd.
    »Können wir jetzt gehen?«, flüsterte Marianne.
    Yves küsste sie auf die Nasenspitze und flüsterte ihr ins Ohr: »Gehen? Lass uns rennen!«
    Um so wenig Aufsehen wie möglich zu erregen, bat Marianne Charles um ihr blaues Seidencape und schlüpfte mit Yves durch den Seitenausgang, wo eine Kutsche auf sie wartete. Sie würden ihre erste gemeinsame Nacht auf der anderen Seite der Stadt im Haus der Chamards verbringen, während der Rest der Familie bei den Johnstons weiterfeierte.
    Abgesehen von einer einzelnen Lampe am Eingang war das Haus dunkel. Yves klopfte mit dem Spazierstock an die Tür, und der Butler der Chamards ließ sie ein. »Ich habe in Ihrem Zimmer den Kamin angezündet, Monsieur Yves. Guten Abend, Madame. Gehen Sie nur hinauf, ich komme morgen früh mit dem Kaffee.«
    Yves ging mit einer Kerze in der Hand voraus. Marianne konzentrierte sich darauf, ihre Röcke heil die enge Treppe hinaufzubringen. Ja, natürlich hatte sie stundenlang getanzt, und ihr Korsett drückte ihr die Rippen zusammen, aber daran konnte es nicht liegen, dass sie kaum Luft bekam. Sie wusste, was sie im Brautbett erwartete, natürlich wusste sie das. Und sie wünschte sich all das, was seine Küsse und Zärtlichkeiten ihr versprachen. Und doch war ihre Erwartung nicht ohne leise Furcht. In diesem Zimmer dort oben würde es um mehr gehen als um ein paar leidenschaftliche Küsse.
    Yves öffnete die Tür. Das Kaminfeuer aus Eichenholz mit Spänen vom Apfelbaum wärmte und duftete. Mitten im Zimmer stand ein Himmelbett; weich und voller Kissen, erregte es Mariannes Gefühle, sowohl die ängstlichen als auch die lustvollen.
    Yves schloss die Tür, und Marianne drehte sich zu ihm um. Ihr Mann.
    Mit beiden Händen zog sie das Cape fest um sich. Er zog sie an sich und legte sein Kinn auf ihren Scheitel. »Frierst du?«
    Sie schluckte. »Nein, gar nicht.«
    Er öffnete die Spange an ihrem Hals und ließ den seidigen Umhang über ihre Schultern gleiten. Dann schüttelte er sein eigenes seidengefüttertes Cape ab und sah, wie das sinnliche Gleiten über seinen Körper Mariannes Aufmerksamkeit erregte. Er sah ihre nackten Schultern an, ihren Busen, der von dem tief ausgeschnittenen Abendkleid noch betont wurde. Für einen Moment spielte er mit den Perlen am Ausschnitt, dann küsste er sie aufs Ohr und auf den Hals.
    Marianne wartete auf einen Kuss von der Art, wie
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