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Melodie der Sehnsucht (German Edition)

Melodie der Sehnsucht (German Edition)

Titel: Melodie der Sehnsucht (German Edition)
Autoren: Veronica Wings
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wolltest das Land deiner Vorfahren pflegen und irgendwann an deine Kinder übergeben. Und nun, nun komme ich und ...«
    Philippe runzelte die Stirn. »Aber warum sollte unsere Ehe nicht mit Kindern gesegnet werden, Sabine? Wir ...«
    Sabine sah ihn verständnislos an.
    »Philippe, ich bin eine Parfaite!« Konnte es wirklich sein, dass Philippe nicht begriff? Im Aufruhr ihrer Gefühle kam sie die Treppe nun endgültig herunter und wäre Philippe beinahe nähergekommen als die üblichen zwei Schritte Abstand, die rund um eine Parfaite frei zu bleiben hatten. Dann wich sie jedoch noch rechtzeitig aus, wobei ihr Blick auf den edlen Wein in seinem Pokal fiel. »Weißt du nicht mehr, was dein Vater zu Henriette zu sagen pflegte? ›Eine Parfaite in meinem Haus zu betreuen und zu schützen ist wie die Sorge um die schönste Rebe, den reinsten Wein in meinen Kellern.‹ Das ist es, worum ich dich bitte.«
    Sabine griff nervös nach dem Glas und hielt den Wein ins Licht, als wolle sie ihn jetzt ihrerseits prüfen wie Philippe zuvor.
    »Aber Henriette war seine Schwester!«, protestierte Philippe und schwieg dann betroffen. Erst jetzt, da er den Wein in Sabines Hand sah, kam ihm zu Bewusstsein, was sie sich von ihm erhoffte. Sie wollte ihn heiraten. Ja. Aber er sollte sie nicht anrühren.
    »Ich würde dir auch eine liebende Schwester sein«, sagte Sabine leise. »Ich will dir Vertraute sein und Freundin. Aber du verstehst, dass ich dir nicht beiliegen kann. Ich kann nicht!«
    Ihre Wangen waren vor Aufregung und Scham leicht gerötet, ihre Finger spielten nervös mit einer Locke, die sich aus der strengen Frisur gelöst hatte. Philippe war sie nie so schön erschienen.
    »Aber du hast keine Gelübde geleistet, Sabine!«, sagte er qualvoll. »Montségur fiel, bevor du eingeweiht wurdest. Du bist frei!«
    »Ich wäre auch frei, wenn es mir vergönnt gewesen wäre, mich ganz dem Geheimnis des Glaubens zu widmen«, gab Sabine fast heftig zurück. »Verstehst du nicht, Philippe, ich will es so! Ich will mein Leben damit verbringen, selbst weiter zu träumen und zu forschen, selbst hinter die Dinge zu kommen, die Henriette mir nicht mehr vermitteln konnte. Aber dazu brauche ich Schutz, Philippe! Einen Ritter mit einer reinen Seele, der mir hilft, die zarte Pflanze des Glaubens zu bewahren. Auch um der Gemeinde willen. Ich werde gebraucht, Philippe!«
    Ja, ich brauche dich! Er hätte es beinahe hinausgeschrien. Brauchte er sie doch nötiger als die ohnehin zögerliche Gemeinde, für die sie, nach Ansicht von Philippes Vater, eher eine Gefahr als eine Gnade darstellte! Philippe wollte sie lieben, sie heiraten und mit ihr zusammen sein. Er sehnte sich nach ihr mit jeder Faser seines Körpers. Aber würde er so mit ihr leben können, wie sie es von ihm erwartete?
    »Ich könnte natürlich auch jemand anderen fragen«, meinte sie zögerlich. »Vielleicht ein älteres Mitglied der Gemeinschaft, einen Witwer. Ihm würde das Opfer vielleicht leichter fallen. Aber ich dachte, du, Philippe ...«
    Sie blickte zu ihm auf, und zum ersten Mal seit ihrer Eröffnung schöpfte er wieder Hoffnung. Sie musste doch etwas für ihn empfinden! Gut, in ihrem Blick lag weder Begehren noch Erregung – aber doch etwas wie Liebe. Sabine empfand etwas für ihn! Mehr als für alle anderen Männer in ihrem Umkreis. Gut, das war nicht viel, aber doch immerhin ein Anfang. Vielleicht konnte er darauf aufbauen, vielleicht würde ihre Zuneigung wachsen – als ihr Ehemann würde er sie berühren müssen, zumindest zum Schein in der Öffentlichkeit. Er würde die Gelegenheit nutzen. Bei Gott, Sabine war ein leidenschaftlicher Mensch, er hatte sie so oft leuchtend vor Aufregung und Glück erlebt – bei den Unterweisungen durch seine Tante, aber auch beim Reiten, im Galopp auf der wilden Jagd hinter dem Fuchs, den sie dann doch stets laufen ließen, weil Sabine das Töten missbilligte. Er hatte sie ihre Stute streicheln und liebkosen sehen, mitunter fast Neid auf Henriettes Kätzchen empfunden, das sich während der Unterrichtsstunden auf Sabines Schoß kuschelte und dort anhaltend sanft gekrault wurde. Dieses Mädchen brauchte nur jemanden, der es erweckte. Und das einem anderen überlassen? Niemals!
    Philippe schüttelte den Kopf. »Du brauchst niemanden sonst zu fragen, Sabine«, sagte er leise und versuchte, nicht nur zuversichtlich und sachlich zu klingen, sondern auch einen winzigen Hauch von Zärtlichkeit in den Worten mitschwingen zu lassen. »Ich werde dich
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