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Melodie der Sehnsucht (German Edition)

Melodie der Sehnsucht (German Edition)

Titel: Melodie der Sehnsucht (German Edition)
Autoren: Veronica Wings
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genug gewesen. Wo fand man schließlich sonst ein Mädchen, das einem Ritter mit gezücktem Schwert erst einmal Vorwürfe entgegen schleuderte? Inzwischen wurde ihm auch klar, was den sonst so gelassenen Danseur aufgeschreckt hatte. Jean Pierre hatte das Pferd oft gefüttert, kein Wunder, dass es zu seiner Begrüßung wieherte.
    »Keine Sorge, Demoiselle«, lächelte Florimond und ließ das Schwert sinken. »Deine Herrin ist hier. Und ihr beide solltet auch hereinkommen, sonst machen wir noch jemanden auf uns aufmerksam. Wer weiß schließlich, wer hier sonst noch nachts herumschleicht?«
    Jean Pierre schüttelte den Kopf. »Hier schleicht keiner rum, Herr. Die Leute im Dorf vergehen vor Angst vor der Burg der Ketzer. Sie sagen, hier spuken die Geister der Verbrannten. Deshalb sind wir ja hergekommen. Wir wollten uns ein paar Tage verstecken, bevor wir weiterziehen. Fleurette sagte, sie kenne einen Kellerraum, der vielleicht unversehrt sei.«
    Florimond nickte. Natürlich, Fleurette war schon als Kind mit Sabine zusammen gewesen. Die beiden mussten die Anlagen der Burg gemeinsam erforscht haben. Auch jetzt kletterte das Mädchen behände voraus in Florimonds und Sabines Zuflucht. Sabine hatte hier bang gewartet, aber als sie Fleurette erkannte, stieß sie einen Freudenschrei aus. Die Männer schauten lächelnd zu, wie sich Herrin und Zofe umarmten.
    »Ich bin so glücklich, dass ich wieder bei Euch bin«, schluchzte Fleurette. »Oh, Ihr könnt mir glauben, ich war außer mir, als ich von der Verhaftung erfuhr. Ich wollte mich ebenfalls stellen, aber... aber Jeannot meinte, es brächte doch nichts, wenn man mich nun auch noch hinrichte, und da hatte er ja eigentlich recht, oder?«
    Sabine lachte. »Da hatte er völlig recht, Fleurette«, meinte sie großzügig. »Im Gefängnis bin ich auch ohne Zofe ausgekommen. Und ich fürchte, in Zukunft werde ich das auch müssen. Wir können nicht zusammenbleiben, Fleurette. Schon das hier ist Wahnsinn. Was tut ihr überhaupt hier? Seid ihr weggelaufen? Um uns zu suchen womöglich? Ihr solltet schleunigst zurückgehen, dann kommt ihr vielleicht mit einer kleinen Strafe davon. Wenn man euch anderswo aufgreift, wird es härter werden!«
    Fleurette und Jean Pierre schüttelten beide die Köpfe. Es sah fast aus, als hätten sie es geprobt.
    »Ich kann nicht zurück«, sagten sie wieder wie aus einem Munde. »Ich habe nämlich gestohlen.«
    Während Sabine und Florimond noch die Stirn runzelten, sahen die Zofe und der Reitknecht einander verblüfft an.
    »Was hast du denn gestohlen?«, fragte Fleurette verwundert.
    Jean Pierre lachte. »Dreißig Sous, wenn du dich erinnerst. Das war der Preis, den der Herr mir für dich nannte. Ich nahm dich mit, und ich nahm dich zur Frau, ohne das Brautgeld zu entrichten.«
    »Ach das«, murmelte Fleurette und wurde glühend rot. »Schaut nicht so, Herrin, es ist rechtens. Gut, es war keine Gemeinde da, vor der wir einander Schwüre leisten konnten. Aber Gott war da. Und so zählt es.«
    Sabine lächelte.
    »Wir Katharer brauchen keinen Priester, um die Ehe zu schließen«, erklärte sie Florimond. »Gewöhnlich leisten wir uns Eide vor der Gemeinde – oder auch einfach nur so, vor Gott.«
    »Wie wir es vorhin getan haben?«, fragte Florimond leise.
    Sabine nickte. Sie zog sich nicht verschämt zurück, als er sie daraufhin küsste, sondern nahm die Liebkosung ihres Gatten stolz entgegen.
    Fleurette registrierte das jedoch gar nicht.
    »Ich hab was viel Schlimmeres gestohlen«, fuhr sie mit ihrer Beichte fort. »Aber Herrin, ich wollte es bestimmt zurückgeben! Ich dachte ... ich wusste, ich würde Euch wiedertreffen. Und dann würdet Ihr es doch brauchen.«
    Vorsichtig löste Fleurette einen Schal, den sie um ihre Hüfte gewunden hatte. Sorglich darin verpackt befanden sich drei Samtbeutel. Sabine hielt den Atem an, als Fleurette sie in den Schoß ihrer Herrin leerte.
    »Meine Juwelen!«, stammelte sie. »All mein Schmuck! Oh Gott, Fleurette, wenn sie dich dabei erwischt hätten, gevierteilt hätten sie dich!«
    »Da seht Ihr, dass ich nicht zurück kann!« sagte Fleurette mit ihrem spitzbübischen Lächeln. »Und mein Gatte auch nicht. Den würden sie auch gleich hängen.«
    Florimond dachte bereits weiter.
    »Das ist ein Vermögen wert! Genug, um das Land zu verlassen, ins Ausland zu fliehen, irgendwohin, von mir aus in die Lombardei oder an einen anderen Ort, an dem man den Katharern Zuflucht gewährt. An eure Ketzerei könnte ich mich
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