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Melodie der Sehnsucht (German Edition)

Melodie der Sehnsucht (German Edition)

Titel: Melodie der Sehnsucht (German Edition)
Autoren: Veronica Wings
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alabasterfarbenen Haut zu erkennen, geschweigedenn zu sehen, wie sie sich zum Zeichen ihrer Erregung aufstellten. Philippe schalt sich wieder einmal seiner Gedanken. Wie konnte er davon träumen, Sabine zu streicheln und zu küssen, wenn er ihr nicht einmal zwei Schritte näherkam? Das Mädchen stand allein auf der letzten Treppenstufe, als umgäbe sie eine geheime Aura, die sie vor jeder Annäherung schützte. Versponnen im Kokon ihrer Spiritualität und selbstgewählten Keuschheit. Philippe sagte sich zum hundertsten Mal, dass Sabine es genau so wollte. Niemand zwang sie dazu, sich derart von der Welt zurückzuziehen. Warum also erschien sie Philippe so herzzerreißend allein und verloren?
    »Ja, das Leben muss weitergehen«, sagte Sabine jetzt tonlos und spielte nervös mit der Spitze am Ärmel ihres Reitkleides. »Deshalb ... deshalb bin ich hier. Ich ... ich will dich um einen Gefallen bitten.«
    »Was immer du willst, Sabine, es ist gewährt.« Philippe fühlte sich beglückt ob ihres Vertrauens. Fast unmerklich schob er sich jetzt doch etwas näher an sie heran.
    Sabine schüttelte den Kopf und trat einen Schritt zurück. »Nein, ich ... Also es ist eigentlich mehr als ein Gefallen, Philippe, es ist eher ein Opfer.« Das Mädchen errötete zutiefst. Sie sah hinreißend schön aus im Licht der Fackeln, die den Keller nur schwach beleuchteten.
    Philippe lächelte ermutigend. »Ich will dir willig jedes Opfer bringen, Sabine.« Großartig verneigte er sich vor ihr wie ein Ritter vor seiner erwählten Dame. »Nenn mir dein Begehr, und ich reite für dich in die Schlacht. Und führte es mich selbst in den Tod!«
    Philippe ließ sich theatralisch auf ein Knie sinken.
    »Das ist nicht komisch, Philippe«, rügte ihn das Mädchen, offensichtlich peinlich berührt. »Ich ... ich ...«
    Sabine warf einen hilflosen Blick auf den Winzer, der immer noch neben Philippe stand und auf weitere Anweisungen wartete. Philippe verstand den Wink.
    »Du kannst gehen, Jerome«, wandte er sich an den Bediensteten. »Wie du siehst, fordert mich der Dienst an einer Dame, und der ist selbst dem edelsten aller Weine übergeordnet.« Nochmals verneigte er sich vor Sabine.
    Auch der Winzer versank in eine tiefe Verbeugung, bevor er sich trollte. Sabine atmete auf. Es würde leichter sein, ihre Bitte unter vier Augen zu äußern.
    »Also, Sabine, womit kann ich dir dienen?«, fragte Philippe noch einmal, diesmal ernster. »Sprich frei heraus, du weißt, du kannst mir vertrauen!«
    Sabine nickte. »Deshalb komme ich ja auch zu dir. Philippe ... du ... ich ... Willst du mich heiraten?«
    Philippe stockte der Atem. Er hätte mit vielem gerechnet, aber niemals mit einem so unverblümten Antrag! Ob Sabine seine Gefühle teilte? Durfte er hoffen, dass auch sie für ihn entflammt war, dass sie Liebe und Zärtlichkeit für ihn empfand und dem gemeinsamen Sehnen bereitwillig nachgeben wollte? Und war sie es leid zu warten, bis er sich endlich zu einem Antrag aufraffte?
    Sabine stand errötend vor ihm, offensichtlich unsicher, wie er ihren Vorstoß aufnehmen würde. Schließlich war es in jedem Fall unpassend und unkonventionell für ein Mädchen, den Mann ihrerseits um seine Hand zu bitten! Aber das entsprach Sabines Erziehung bei seiner Tante Henriette: Die Frauen der Katharer waren von jeher selbstbestimmter als die Mädchen, die unter der Fuchtel von Mönchen und Priestern aufwuchsen und ständig mit dem Vorwurf der Erbsünde lebten. Und Sabine war zudem zur Parfaite bestimmt und damit jedem Mann ihrer Gemeinde übergeordnet. Selbstverständlich wartete eine solche Persönlichkeit nicht demütig in ihrer Kammer, bis ein Mann um sie anhielt.
    Aber jetzt musste Philippe ihr antworten. Ihre Augen überzog ja jetzt schon ein Schatten der Zweifel und Unruhe. Philippe bemerkte verwundert und zugleich beglückt, dass sie ihn, vielleicht zum ersten Mal, seit er sie kannte, unverwandt ansah.
    »Das ist doch kein Opfer!«, brach es aus ihm heraus. »Im Gegenteil. Dich zu heiraten, dich zu lieben, was könnte ich mir Schöneres vorstellen.«
    »Nein, lass die ritterlichen Wendungen, Philippe«, unterbrach ihn Sabine. »Natürlich ist es ein Opfer. Schließlich verlange ich von dir, auf jede andere weltliche Verbindung zu verzichten. Du wirst niemals mit einer normalen Frau glücklich werden und Kinder aufziehen. Ich bin nicht dumm, Philippe. Ich weiß, warum du dich gegen die Laufbahn eines Parfaits entschieden hast. Du hast dir eine Familie gewünscht, du
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