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Meleons magische Schokoladen

Meleons magische Schokoladen

Titel: Meleons magische Schokoladen
Autoren: Ann-Merit Blum
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hängte Hut und Mantel fort und ging nach oben.
    Meleons Kleider lagen am Boden verstreut.
    Auf seinem Bett stand eine äußerst große, dunkelbraune Katze.
    Ein Dashân.
    Isabell erschrak. Einen Augenblick lang sah sie die schreckliche Szene vor sich, wie irgendjemand die Schokoladenkatze aus dem Kasten nahm, aufaß, sich verwandelte, und Meleon in Stücke riss.
    Aber die Kleider waren nicht zerfetzt, sondern heil. Das Zimmer sah ordentlich aus wie immer. Und die riesenhafte, bedrohliche Katze gab so etwas wie ein Schnurren von sich.
    „Meleon?“, fragte sie vorsichtig.
    Der Dashân gähnte, streckte sich und sprang vom Bett. Bernsteinaugen sahen zu Isabell auf.
    „Schöne Katze“, sagte sie und der Dashân purrte. Dann war er mit zwei geschmeidigen Sätzen an der Tür und die Treppe hinunter. Isabell hörte, wie die Hintertür geöffnet und wieder geschlossen wurde.
    Als sie nach unten kam, drehte Niklas gerade den Schlüssel.
    „Was bedeutet das?“, fragte Isabell. „War das Meleon?“
    Niklas nickte. Er klappte den Deckel über den Sekoy zu.
    „Er verwandelt sich selbst?“, vergewisserte sich Isabell.
    „Manches vertraut man anderen nicht gerne an. Geht er selbst, ist es gefährlich und äußerst wichtig.“
    Isabell setzte Wasser auf und nahm eine Dose aus dem Schrank, um Kaffee zu kochen, wie jeden Abend.
    „Hast du den Laden abgeschlossen?“
    „Habe ich. Ich gehe wieder nach vorne, um alles fortzuräumen und auszufegen.“
    Kaum war er durch den dunklen Gang verschwunden, klopfte es an der Hintertür. In der Erwartung, Meleon sei noch einmal umgekehrt, öffnete Isabell und stand plötzlich Phineas gegenüber. Im Reflex wollte sie die Tür zuschlagen, doch schon hatte er die Schuhspitze in den Spalt geschoben und drückte sich nach drinnen, nicht ohne sich gleichzeitig vor ihr zu verbeugen.
    „Ich wünsche einen guten Abend! Der Herr des Hauses ist abwesend?“
    „Niklas“, rief Isabell.
    Phineas zuckte nur mit den Achseln.
    „Ich fürchte mich nicht vor einem vierzehnjährigen Zauberschüler.“
    „Was wollen Sie?“, fragte Isabell.
    „Die Gelegenheit nutzen, um mit Ihnen zu reden.“
    „Dann reden Sie!“
    Phineas bediente sich ungefragt an den Pralinen, die noch auf dem Gitterrost trockneten. Als er die Hand danach ausstreckte, sah er, wie sich Isabells Augen erschrocken weiteten, klappte den Kasten auf und starrte die Sekoy an, als könnten sie sich im nächsten Augenblick auf ihn stürzen.
    „Finger weg!“, fauchte Isabell. „Haben Sie denn nicht die geringste Erziehung?“
    Phineas packte den Kasten, machte zwei schnelle Schritte und riss die Ofenklappe auf. Isabell bekam ihn an der Jacke zu fassen und riss ihn rückwärts, doch es war zu spät. Flammen zuckten.
    Isabells flache Hand klatschte Phineas mitten ins Gesicht.
    „Gehen Sie!“, sagte sie. „Sofort!“
    Er hielt sich die Wange, auf der sich ihre Finger sichtbar abzeichneten.
    „Ich gehe, sobald ich Sie gewarnt habe.“
    „Wovor?“
    „Nun, vor Meleon. Er ist ein gefährlicher Mann und umso gefährlicher, wenn es um Frauen geht.“
    „Ich weiß nicht, was Sie mir damit zu verstehen geben wollen. Ihre Worte sind geschmacklos und ich bedarf Ihrer Warnung nicht.“
    „Da irren Sie sich leider. Meleon versteht es, Eindruck zu machen. Doch darf man eben nicht vergessen, dass er ein mächtiger Zauberer ist. Er umgarnt Sie, benutzt Sie, und dann…“
    Isabell schlug ihre Röcke enger um ihre Beine.
    „Was Sie Warnungen nennen, Herr Phineas, sind nichts als Unverschämtheiten. Ich lasse mich nicht umgarnen und schon gar nicht benutzen, und es wirft ein trauriges Licht auf Ihren Charakter, dass Sie es wagen, so mit einer Dame zu sprechen.“
    „Sie missverstehen mich. Ich meine es vollkommen ernst. Es gehört zu seinen Zauberkräften, sich andere gefügig zu machen und sie für seine Zwecke einzusetzen. Er kennt keine Skrupel und entledigt sich jener, die er nicht mehr benötigt. Meleon ist ein dunkler Magier, der letzte von vier Zauberern des Königs, ausgebildet, um zu binden und zu unterwerfen…“
    „Mach den Mund zu, Phineas!“ Niklas war von vorne gekommen, den Besen noch in der Hand. „Du beschmutzt mit deinen Worten ein Wesen, gegen das du nichts als Abschaum bist. Und du würdest dich nicht über die Schwelle wagen, wenn er hier wäre.“
    „Geh kehren, Junge“, erwiderte Phineas und wandte sich wieder Isabell zu. „Bitte, schlagen Sie meinen Rat nicht in den Wind! Meleon hat finstere Pläne und man weiß
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