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Meister der Stimmen: Roman (German Edition)

Meister der Stimmen: Roman (German Edition)

Titel: Meister der Stimmen: Roman (German Edition)
Autoren: Rachel Aaron
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dir keine Sorgen. Ich bin nicht hier, um dir zu drohen. Eigentlich möchte ich dir ein Angebot unterbreiten.«
    Renauds Finger entspannten sich. »Und was könntest du mir anbieten?«
    »Etwas, das dir dabei helfen wird, deine Ziele zu erreichen.«
    Renaud zog eine Augenbraue hoch. »Was weißt du von meinen Zielen?«
    »Ich habe es dir schon gesagt: Es gehört zu meinem Geschäft, das zu wissen.«
    »In Ordnung.« Renaud zog seine Hand aus der Tasche und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich lausche.«
    Coriano sprang grinsend vom Fensterbrett. Renaud warf dem schmutzigen, verzogenen Glas einen warnenden Blick zu, und das Fenster schloss sich mit einem verängstigten Quietschen, um so die Worte der Männer gegen den heller werdenden Himmel abzuschirmen.

Kapitel 4
    A ls König Henrith die Augen öffnete, wusste er, dass er tot war. Ein paar Lidschläge später hatte sich die Lage an sich nicht geändert, aber er fing an, sich ein wenig darüber aufzuregen. Dann allerdings verdrängte das, was als Nächstes geschah, alle anderen Gedanken aus seinem Kopf, denn das große Nichts, in das er gestarrt hatte, die grenzenlose Leere, die außerhalb menschlicher Erfahrung liegt, stand auf und fing an, im Feuer herumzustochern. Nachdem seine Augen sich an den plötzlichen Lichtschein gewöhnt hatten, stellte er fest, dass es ein Mädchen war. Oder zumindest vermutete er das. Aus seiner Perspektive konnte er lediglich ein Gewirr von kurzen, schwarzen Haaren und ein kleines Stück fahle Stirn erkennen. Der Rest war unter einem riesigen, kohlenschwarzen Mantel verborgen, der, wie er jetzt verstand, das Nichts gewesen war, das seinen Kopf bedeckt hatte.
    Die plötzliche Erkenntnis, dass er tatsächlich nicht tot war, wurde noch von seiner extrem unbequemen Haltung unterstrichen. Er lag auf der Seite auf einem Boden aus festgestampfter Erde, Hände und Füße hinter dem Körper gefesselt, so dass sein Bauch nach vorne gedrückt wurde. Das Feuer, um das sich das Mädchen kümmerte, war zu groß für die kleine Steinhütte, in der sie sich befanden, und die Hitze störte ihn mindestens so sehr wie die Fesseln.
    Das Mädchen hörte auf, im Feuer herumzustochern, ging zum Holzstapel, rollte die Ärmel hoch und warf trotz der erstickenden Hitze weitere Scheite hinein. Das Feuer akzeptierte sie zögerlich, wobei es jedes Mal vor ihren langen, bleichen Händen zurückzuckte. Henrith sah das matte Glänzen von Silber an ihren Handgelenken und legte langsam den Kopf schief, um besser sehen zu können. Das waren keine Armbänder. Das stumpfe, dicke Metall war verkratzt und lag eng um ihr knochiges Handgelenk, wie eine Handschelle. Seine Hoffnung stieg. Wenn sie auch eine Gefangene war, dann konnte sie ihm vielleicht bei der Flucht helfen.
    Doch noch bevor er ihre Aufmerksamkeit auf sich lenken konnte, wurde die klapprige Tür aufgestoßen, und grelles Sonnenlicht ergoss sich in den Innenraum der Hütte, als zwei Männer in den Raum gestampft kamen. Der erste, mittelgroß und schlaksig, trug einen riesigen Haufen Holz auf dem Arm. »Nico!«, schrie er und streckte seinen Kopf über die Scheite. »Versuchst du, uns zu verbrennen?«
    Das Mädchen zuckte mit den Achseln, dann drehte sie sich um und starrte böse auf das Feuer. Die Flammen zitterten, und das Feuer sank auf halbe Größe zusammen. Kaltes Entsetzen jagte dem König einen kalten Schauer über den Rücken, aber der Mann mit dem Holz seufzte nur und fing an, seine Scheite auf den Holzstoß zu stapeln. Der zweite Mann, eine hoch aufragende Gestalt mit kurzgeschnittenem, sandblondem Haar, trug über einer Schulter zwei tote Hasen und über der anderen etwas, das aussah wie eine angespitzte, einen Meter achtzig lange Eisenstange. Der Rest seines Körpers, von den Schultern bis zu den Schenkeln, war mit Klingen bedeckt. Er trug zwei Schwerter an der Hüfte, ein weiteres quer über dem Rücken und Messer aller Größen in Gürtel, Stiefeln und Ärmeln. Zwei lange Lederbänder voller Wurfmesser zogen sich in einem Kreuz über seine Brust, und zwei weitere um seine Hüften. Überall, wo er eine Scheide unterbringen konnte, war auch eine, bis es schwer war, unter der Masse von Lederscheiden die eigentliche Farbe seiner Kleidung zu erkennen.
    Der König zuckte verängstigt zusammen, als der Schwertkämpfer an ihm vorbeiging, aber der Mann sah nicht mal in seine Richtung. Er trat unbeeindruckt auf den verbrannten Boden, den das Feuer gerade erst freigegeben hatte, und schlenderte dann zu
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