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Meister der Stimmen: Roman (German Edition)

Meister der Stimmen: Roman (German Edition)

Titel: Meister der Stimmen: Roman (German Edition)
Autoren: Rachel Aaron
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Chance, irgendeine Chance gewartet hatte – schien es, als hätte das Schicksal ihm in die Hände gespielt.
    Er fing an zu lachen. Und all das nur wegen eines einfachen Magierdiebes.
    Sein Lachen wurde bösartig, und Renaud sank mit zitternden Schultern in sich zusammen. Er lachte, bis das schüchterne Klopfen der Metzgersfrau ihn unterbrach.

    In dieser Nacht gab es im Haus des Metzgers viel Kommen und Gehen – genug, um die Aufmerksamkeit der Nachbarn zu erregen. Entgegen seiner sonstigen Gewohnheit schwieg der Metzger, und das machte alles nur noch interessanter. Ein Stück die Straße hinunter, in der lärmenden Frohberg-Taverne, schlossen Männer mit fehlenden Zähnen Wetten darüber ab, was vor sich ging. Manche setzten ihr Geld auf einen Mord; andere sagten, es habe etwas mit dem Aufruhr in der Burg zu tun. Ein Mann machte die Magier verantwortlich, auch wenn ein wenig unklar blieb, wofür genau er sie verantwortlich machte. Das führte zu weiteren Wetten und Spekulationen. In der ganzen Aufregung bemerkte niemand den Schwertkämpfer, der still an einem Ecktisch saß und seit Stunden dasselbe Bier vor sich stehen hatte.
    An einem weniger interessanten Abend wäre der Schwertträger ein gutes Gesprächsthema gewesen. Besonders dieser, mit der bösartig aussehenden Narbe, die sich über seine linke Gesichtshälfte zog. Aber bei dem Geheimnis im Haus des Metzgers und den Gerüchten über eine Magierin, die auf einem monströs großen Hund Richtung Burg geritten war, hatte man keinen Atemzug für einen Schwertkämpfer übrig. Ihm selbst schien der Mangel an Aufmerksamkeit nichts auszumachen. Er saß einfach in seiner Ecke, schwenkte sein Bier im Humpen und lauschte. Je weiter die Nacht fortschritt, desto mehr drehten sich die Unterhaltungen im Kreis. Schließlich, nachdem innerhalb einer Viertelstunde dieselbe Theorie dreimal präsentiert worden war, stand der Schwertkämpfer auf, legte eine Münze auf den Tisch, schob vorsichtig sein mit Stoff umwickeltes Schwert in seinen Gürtel und glitt in die Nacht hinaus.

    Er ging mehrere Blocks nach Norden und huschte dabei fast zufällig zwischen den Gebäuden hindurch. Erst als er sich sicher war, dass niemand ihn verfolgte, drehte er um und ging entschlossen zurück in Richtung des Metzgerhauses.

    Renaud schloss gerade die gestärkten Manschetten seiner neuen Jacke, als er es hörte – ein eisiges, blutrünstiges Heulen, das wie Fingernägel über seinen Geist huschte. Er erstarrte. Die Frau des Metzgers stand in einer Ecke und ihr Blick huschte im Raum umher, richtete sich auf alles, nur nicht auf ihn. So war es nun schon seit vier Stunden. Sie schien nichts gehört zu haben.
    »Raus«, sagte Renaud.
    Die Frau zuckte zusammen und gehorchte eilig, wobei sie die Tür hinter sich schloss. Renaud beschäftigte sich weiter mit den kleinen Knöpfen an seinen Handgelenken. Vor dem kleinen Fenster wurde die Nacht langsam von der Dämmerung verdrängt. Im fahlen Licht sah er den Schatten eines Mannes, nur Sekunden, bevor das Fenster sich öffnete.
    »Wenn du dich an jemanden heranschleichen willst«, sagte Renaud kalt und drehte sich zu dem Mann um, der jetzt auf dem Fensterbrett kauerte, »dann lerne, dein Schwert still zu halten.«
    Der Mann lächelte, aber die Narbe in seinem Gesicht machte daraus eine anzügliche Grimasse, als er sich aufs Fensterbrett setzte und eine Hand auf den mit Stoff umwickelten Griff des Schwertes legte. Das Heulen verstummte, und Renaud atmete erleichtert auf.
    Das Lächeln des Mannes wurde breiter. »Also ist es wahr«, sagte er. »Es gibt einen Magier in Mellinor.«
    Renaud bewegte sich nicht, doch trotzdem wirkte seine Haltung plötzlich nicht mehr gelangweilt, sondern bedrohlich. »Wer bist du? Was willst du?«
    »Erste Antwort«, der Mann lehnte sich gegen den Fensterrahmen, »mein Name ist Coriano, und ich bin ein Kopfgeldjäger. Zweite Antwort, ich war neugierig. Du hast einen ziemlichen Aufruhr verursacht.«
    »Ein Kopfgeldjäger?« Renaud lachte. »Ich fürchte, du hast den falschen Magier gefunden. Der, den du suchst, hat bereits zugeschlagen und ist verschwunden.«
    Coriano kniff sein gutes Auge zusammen. »Im Gegenteil, du bist genau der Magier, den ich finden wollte, Renaud von Allaze.«
    Renauds Hand glitt in seine Tasche und packte die gläserne schwarze Kugel, die dort in den Falten verborgen lag. »Woher kennst du meinen Namen?«
    »Es gehört zu meinem Geschäft, so etwas zu wissen«, erklärte Coriano trocken. »Aber mach
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