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Meister der Stimmen: Roman (German Edition)

Meister der Stimmen: Roman (German Edition)

Titel: Meister der Stimmen: Roman (German Edition)
Autoren: Rachel Aaron
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Gefolgsleute hierher, an den Rand eines großen Binnenmeeres. In einer mächtigen, magischen Kraftanstrengung verbannte König Gregorn das Meer und erschuf mit Hilfe der Magie ein neues Land, frei von zauberischer Korruption. Dieser Akt der selbstlosen Tapferkeit kostete ihn das Leben. Deswegen haben wir sein Opfer vierhundert Jahre lang gewürdigt, indem wir uns an sein Gesetz gehalten haben.« Der alte Mann schloss die Augen. »Gregorns direkten Nachkommen in den erpresserischen Händen eines Magierdiebes zu wissen …«, er holte schaudernd Luft, »das ist nur wenig schlimmer, als eine Magierin anzustellen, um ihn zurückzuholen.« Er hob das Kinn und starrte Miranda böse an. Seine Augenbrauen wirkten dabei wie ein düsterer Schneesturm. »Seid versichert, junge Dame, befänden wir uns nicht in einer ernsten Notlage, wärt Ihr nie auch nur in diese Burg gelangt.«
    »Wäre ich in dieser Burg gewesen«, meinte Miranda trocken, » wärt ihr nicht in einer so ernsten Notlage.«
    Alle drei Männer warfen ihr böse Blicke zu, die sie eisig erwiderte. »Ich denke, ihr werdet feststellen, dass die Magier sich in den Jahren seit der Gründung eures Landes verändert haben. Der Geisterhof existiert, um das Gleichgewicht zwischen der Macht der Menschen und der der Geister zu erhalten und um Magier davon abzuhalten, ihre Gaben zu missbrauchen. Die Aufgabe der Spiritisten und Gregorns Traum unterscheiden sich also vielleicht in der Vorgehensweise, aber nicht in der Essenz. Wir alle wollen die Welt vor Leuten wie Eli beschützen.«
    Die protzig gekleideten Männer rutschten unangenehm berührt auf ihren Stühlen herum, und Miranda sah ihre Chance. »Hier ist mein Angebot«, sagte sie. »Ich werde euch euren König zurückholen, und im Gegenzug lasst ihr mich ungehindert arbeiten. Wenn ich euren Monarchen zurückbringe, müsst ihr mir versprechen, dass ihr Abgesandte des Geisterhofes willkommen heißt und darüber nachdenkt, dauerhaft einen Spiritisten in diesem Königreich zuzulassen.«
    Die Beamten steckten für einen Moment die Köpfe zusammen, dann nickte der Gerichtsmeister. »Ihr verhandelt hart, Fräulein Lyonette, aber uns fehlt die Zeit. Eure Forderungen sind akzeptabel. Wir müssen unseren König wiederbekommen.«
    Miranda stand mit einem triumphierenden Lächeln auf. »In diesem Fall, meine Herren, gehen wir an die Arbeit.«

    Eine Stunde später, nachdem Miranda den alten Männern jede nur mögliche Unterstützung abgepresst hatte, vertagten sie die Verhandlung. Man führte sie auf ihr Zimmer, wo sie ihre Tasche aufs Bett warf und sich eine Handvoll Brot von einem Teller nahm, bevor sie Gin suchen ging. Das war ziemlich einfach, da er genau dort in der Nachmittagssonne lag, wo sie ihn verlassen hatte: am Haupteingang zur Burg. Nur war er inzwischen von einer glotzenden Menge von Stalljungen umgeben.
    Als Miranda sich grinsend näherte, stoben die Jungen auseinander wie aufgeschreckte Spatzen. »Zeit für die Arbeit, alte Promenadenmischung.«
    Gin setzte sich langsam auf und streckte die Pfoten. »Du bist guter Laune.«
    »Es gibt vielleicht noch Hoffnung für dieses Land.« Der Hund schnaubte. »Was ist mit diesem Artefakt-Ding, weswegen uns Banage hierhergehetzt hat? Schon etwas darüber herausgefunden?«
    »Die Bürokraten haben es nicht erwähnt, also hielt ich es nicht für nötig, es anzusprechen«, meinte sie. »Gregorns Pfeiler ist nur für Magier gefährlich, und der einzige Magier, um den wir uns Sorgen machen müssen, hält gerade eine Pyjamaparty mit dem König ab. Außerdem glaube ich nicht, dass ich es überlebt hätte, wenn ich schlecht über ihren Gründervater gesprochen hätte. Obwohl ich ihnen einiges über ihren geschätzten Gregorn erzählen könnte, das ihnen die Haare zu Berge stehen lassen würde.«
    »Und warum hast du es nicht getan?« Gin gähnte und zeigte dabei all seine Zähne.
    »Ihnen Dinge zu erzählen, die sie nicht hören wollen, bringt uns nicht weiter«, gab Miranda zurück. »Meine Pflicht ist es, Eli zu fangen, bevor er die Dinge noch mehr durcheinanderbringt. Ich bin nicht hier, um alte Männer dazu zu zwingen, ihre Vorurteile zu überdenken. Das wird der undankbare Job des armen Würstchens sein, das Meister Banage zum Turmwächter von Mellinor ernennt, wenn wir hier fertig sind.« Sie ließ sich mit einem Seufzen auf die marmornen Stufen sinken. »Solange Eli sich nicht für Gregorns Pfeiler interessiert, tue ich es auch nicht. Es bringt nichts, ein völlig verschrecktes
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