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Meistbietend ersteigert

Meistbietend ersteigert

Titel: Meistbietend ersteigert
Autoren: Ashan Delon
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verzehren zu wollen, zu Asche verwandeln. Doch seine Beine verweigerten ihm plötzlich den Dienst, schienen dem gebellten Befehl Folge zu leisten. Er stolperte und fing sich gerade noch, bevor er die Treppe zur Einfahrt hinunterstürzen konnte. Vor innerem Schmerz keuchend, verkrampfte er seine Hände um das Geländer, das die Treppe säumte, und focht einen aussichtslosen Kampf mit sich selbst. Er wollte nur noch weg, sein Körper schien jedoch anderer Meinung zu sein.
    Eduard war neben ihm und legte eine Hand auf die von Jens, die sich am Geländer festklammerte.
    „Es tut mir so leid“, sagte er. „Ich habe die Fassung verloren. Die ganzen Jahre versuchte ich es, zu verbergen, niemanden wissen zu lassen, dass ich schwul bin.“
    Jens drehte den Kopf zur Seite und blickte in die dunklen Augen, die im fahlen Schein der Außenbeleuchtung gespenstisch glitzerten. Über ihnen leuchteten Abermillionen von Sternen und die silberne Sichel eines zunehmenden Mondes an einem tiefschwarzen Himmel.
    „Es tut mir leid“, entschuldigte sich Eduard erneut. „Komm rein. Schlafen wir erst einmal drüber und überlegen morgen, wie es nun weitergehen soll.“
    Jens schluckte den Kloß hinunter, der sich in seiner Kehle gebildet hatte. Er konnte nicht sprechen, nicht einmal einen Laut von sich geben. Sein gesamter Körper hatte ihm den Dienst verweigert. Nur sein Herz pochte wie wild in seiner Brust und schien ihn dafür zusätzlich bestrafen zu wollen, dass er sich in nur einer Nacht in einen Mann verliebt hatte, der es nicht verdient hatte.
    Jedes Pochen schürte das Brennen in seinem Hintern noch mehr an. Schmerz überflutete ihn und drohte, ihn in die Knie zu zwingen. Doch Jens kämpfte tapfer dagegen an.
    „Komm rein“, bat Eduard ihn abermals. „Bitte.“
    Endlich löste sich die Verkrampfung aus seiner Hand. Er drehte sich um, nahm seinen Koffer und trottete zurück ins Haus. Eduard führte ihn wieder in das Gästezimmer, das er ihm in der ersten Nacht zur Verfügung gestellt hatte. Die Zweite hatten sie in dessen Schlafzimmer verbracht. Dann ließ er ihn allein.
    Jens sank auf das Bett, ließ sich rücklings fallen und starrte an die Decke. Tränen quollen aus seinen Augen und rannen aus dem Augenwinkel heraus über seine Schläfen herunter.
    So hatte er sich das ganz und gar nicht vorgestellt. Er wollte wieder mit Eduard zusammen sein, so wie er es die ganze letzte Nacht gewesen war. Eduard sollte ihn lieben, ihn verwöhnen, ihn vor Lust zum Stöhnen bringen. Er wollte sich ihm hingeben, sich von ihm leiten lassen, sich ihm im Bett unterordnen. Es war so schön gewesen, alles fallen zu lassen, sich bedingungslos in die Hände des Anderen zu begeben, auch wenn dieser in seiner Gier manchmal sehr grob gewesen war. Doch jedes Mal hatte er ihn gleich darauf mit Zärtlichkeiten überschüttet, ihn besänftigt und sein Verlangen nach ihm ungefiltert in ihn hineinfließen lassen. Es war so schön gewesen, so herrlich, einfach die Augen zu schließen und sich gänzlich auf den Genuss zu konzentrieren.
    Die Tränen rannen schneller. Er hielt sie nicht auf. Warum auch? Sie befreiten ihn von dem enormen Druck, der sich in ihm aufgebaut hatte, lösten den Schmerz in ihm, spülten Tropfen für Tropfen die Verzweiflung hinfort, die ihn erfüllt hatte, als Eduard ihn so schroff abgewiesen hatte.
    Nein, das hatte er ganz und gar nicht gedacht.
    Er war wirklich kein guter Menschenkenner. Aber dass er sich so getäuscht hatte, war schlimmer, als die Tatsache, dass sein ganzes Leben nun ein einziger Trümmerhaufen war.
    Was passierte nun mit ihm?
    Er stand vor dem Nichts.
    Sein Studium würde er vergessen können. Sein Vater hatte bisher die Gebühren beglichen und würde die Zahlungen höchstwahrscheinlich einstellen. Wenn Jens es fortführen wollte, würde er arbeiten gehen müssen, Geld verdienen. Aber wer nahm ihn schon. Eine gestrandete Persönlichkeit, ohne Wohnsitz und schwul.
    War er das wirklich?
    Jens nickte mechanisch. Ja, er war es. Eduard hatte es ihm bewiesen.
    Die Tränenflut schwoll an. Er schluchzte inzwischen heftig.
    Wenn er nur wüsste, was jetzt passierte. Noch nie war er auf sich selbst gestellt. Selbst in Afrika hatte er einer Gruppe angehört, die sich einem Leiter unterordnen musste und selten eigene Wege gehen durfte. Wenn auch aus reinen Sicherheitsgründen.
    Ein Klopfen an seiner Tür ließ ihn zusammenfahren.
    „Jens?“, hörte er Eduards Stimme.
    Er richtete sich auf, wischte sich die Nässe aus dem
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