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Meine Spur löscht der Fluß

Meine Spur löscht der Fluß

Titel: Meine Spur löscht der Fluß
Autoren: Othmar Franz Lang
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mehr versucht. Nur Ishi und der junge Saxton waren noch einigermaßen fit. Sie halfen dem jungen Apperson, das Gepäck von den Tragtieren zu heben, während der Alte die Sättel von den Reitpferden herunterholte, dann liefen die Pferde ans Wasser und begannen nachher zu grasen.
    Ishi begab sich mit Saxton in den Wald, um trockenes Brennholz herbeizuschaffen. Etwas später kamen Popy und Watamany nach, aber sie nahmen sehr oft das falsche Holz. Ishi mußte ihnen einen Vortrag halten. Als sie zurückkehrten, war es gerade Zeit, Kroeber beim Aufstellen der Zelte zu helfen. Er kam mit den beiden Appersons nicht ganz zurecht. Schließlich stellte sich heraus, daß nicht er, sondern die Appersons recht gehabt hatten.
    Da geschah etwas ganz Seltsames. Die Appersons fanden, daß Ishi nicht so faul war, wie sie es von einem Indianer erwartet hatten, im Gegenteil, sie wunderten sich über seine diversen Handfertigkeiten, seine rasche Auffassungsgabe, seine allgemeine Verwendbarkeit, während ihnen die drei Doktoren mit ihrer Studiertheit ziemlich dämlich und ungeschickt erschienen.
    Kaum stand das eine Zelt, zwar noch ein bißchen windschief, aber immerhin, stolperte Kroeber über eine Verspannungsschnur, und das stolze Gehäuse fiel in sich zusammen.
    Als es dann ans abendliche Kochen ging, verbrannte sich Watamany die Finger, weil er offenbar vergessen hatte, daß das Wasser, in dem man Eier hartkochte, zu heiß war, um die Eier mit den Fingern herauszuholen.
    Dr. Pope war noch der Geschickteste von den dreien. Er kam jedoch gegen Abend pitschnaß vom Deer Creek zurück. Er hatte gleich Ishi versucht, einen Fisch zu stechen, und war durch die Wucht seines Zustechens aus dem Gleichgewicht geraten und ins sehr kühle, schnelle Wasser geplumpst, natürlich ohne einen Fisch an der Harpune zu haben.
    Die beiden Appersons grinsten verstohlen. Sie wußten nicht, daß sie keinen Augenblick unbeobachtet waren. Ishi ließ sie nicht aus den Augen. Er wußte eine Menge von den beiden. Er hatte sie schon vor Jahren auf den Hängen des Waganupa beobachtet, als sie ihre Rinderherden hinaufgetrieben hatten.
    Ishi wußte noch viel mehr. Er kannte die Vorratskammer ihrer Ranch von innen. In seiner Verzweiflung, als er schon allein war, hatte er sich an Appersons Haus herangeschlichen und gewartet, bis der Augenblick günstig war. Er war nur zwei-, dreimal günstig. Da hatte er zusammengerafft, was er in die Finger bekam, nur keine Blechdosen, und war gerannt, was er konnte.
    Auch Schafe hatten die Appersons. Zwei-, dreimal konnte Ishi die Hunde überlisten und sich ein Lamm greifen. War das schlimm? Die Rancher hatten das Land der Yahi genommen, hatten alles an sich gerissen und verteidigten es mit ihren Gewehren. Die Rancher hatten seine Leute in den Hunger getrieben und sie getötet, wenn sie sich etwas holten, und nicht nur dann. Sie hatten »guards« aufgestellt, die nur einem Zweck dienten, jeden Yahi zu töten, den man aufstöberte. Kein Yahi hätte je einen Weißen bestohlen, hätten die Weißen den Yahi nicht ihr ganzes Land ohne jede Entschädigung genommen.
    War es wirklich möglich, daß sie ihn nicht kannten? Hatten sie ihn nie in ihrer Nähe gesehen? Waren sie tatsächlich so ahnungslos, damals wie heute, wie sie sich gaben? Gewiß, wenn er sich ein Lamm geholt hatte, vielleicht waren es insgesamt vier gewesen, dann hatte er, da er allein war, Spuren zurücklassen müssen. Es war keine Frau mehr da, die das Fell gerbte oder das Fleisch trocknete. Er selbst konnte kaum noch Vorräte anlegen. Er nahm sich das beste Fleisch und lockte mit seinem Ruf wilde Tiere heran, bevor er sich wieder auf den Weg machte. Er lachte, wenn er etwas später aus einiger Entfernung das fauchende Gezänk um den Rest seiner Beute hörte.
    Nachdem Waterman nur eine Fahne beißenden Rauchs anstatt eines Lagerfeuers zustande gebracht hatte, übernahm Ishi, assistiert von Pope senior und junior, das Geschäft. Besonders der blondschopfige junge Saxton hatte schnell begriffen, wie man es macht. Ishi konnte den beiden die Wartung überlassen.
    Als er sich erhob, stand der junge Apperson direkt vor ihm. Der Bursche lächelte verlegen, und Ishi lächelte zurück.
    »Gibt es noch wilde Tiere hier?« fragte Ishi.
    Der Junge nickte. »Wir schießen hin und wieder ‘ne Katze oder einen Koyoten. Aber es gibt noch ‘ne Menge.«
    »Richten sie Schaden an?« fragte Ishi lauernd.
    »Hin und wieder. Nicht mehr so viel wie früher. Früher haben sie sich öfter mal ein
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