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Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe

Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe

Titel: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe
Autoren: Christian Frascella
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Krankenhaus im Besonderen inzwischen gründlich auf den Sack. Ich fasste an meine Nase. Nur ein leichter Schmerz.
    Die Mönchsrobbe kam herein. Sie hielt eine Wasserflasche in der Hand und sah zum Fürchten müde und angespannt aus.
    »He!«, rief ich.
    Sie sah mich an – ohne große Begeisterung, das muss ich zugeben –, dann wandte sie den Blick in Richtung ihres Auserwählten. Der sprang auf wie von der Tarantel gestochen, so dass die Tüten in alle Richtungen flogen. Die Robbe machte einen zaghaften Schritt in seine Richtung, dann lief sie auf ihn zu. Er nahm sie in seine Fettarme, sie klammerte sich an ihn und fing an zu weinen. Mauro legte ihr eine Hand in den Nacken und wühlte mit seinen fetten Wurstfingern in ihren Haaren.
    Ich wartete darauf, dass diese Szene endete. Aber sie dauerte noch eine ganze Weile an. Inzwischen hatten die Verschwörer aufgehört, Putschpläne zu schmieden, und beobachteten den öffentlichen Austausch von Intimitäten mit offenem Mund. Dann bemerkten sie mich, sahen den Blick, den ich auf sie richtete, und kehrten zu ihrem Staatsstreich zurück.
    Mauro und die Robbe lösten sich aus ihrer Umarmung. Die feuchte Flasche aus dem Kühlschrank hatte einen Fleck auf seinem Hemd hinterlassen. »Oh!«, rief die Robbe und versuchte, ihn mit den Fingern zu trocknen, er ließ sie gewähren, dann nahm er ihre Hände in seine. Und auch die beiden begannen, miteinander zu reden.
    Ich räusperte mich ziemlich vernehmlich. »Nun?«, fragte ich, zur Robbe gewandt.
    »Vielleicht müssen sie ihn noch einmal operieren.«
    Mein Magen zog sich zusammen, als müsste er einen Boxhieb abfangen. »Wer hat das gesagt?«
    »Doktor Frescotti.« Sie legte die Stirn an die schlaffen Brustmuskeln ihres halben Mannes, der sie wieder umklammerte.
    » In siebzig Prozent der Fälle tödlich … « So hatte Doktor Frescotti gesagt. Ich ließ mich auf einen Stuhl fallen.
    Eine halbe Stunde später informierte uns eine erschütterte Virginia, die trotz allem versuchte, Haltung zu bewahren, dass der Chef in der ganzen Zeit nur sehr wenig mit ihr gesprochen hatte. Er hatte sie erkannt und nach uns gefragt.
    Dann sah Virginia mich an und fügte mit bebender Stimme hinzu: »Er hat mir gesagt, dass er sich jetzt ausruhen möchte, danach will er dich sehen.«
    »Was sagen denn die Ärzte?«
    Sie verschloss sich die Lippen mit der Faust, aber eine Träne verriet sie. »Sie warten ab, wie diese Nacht verläuft. Wenn die Blutung wieder anfängt, operieren sie ihn morgen Vormittag.«
    Ich ballte die Fäuste. »Scheiße …«
    Die Robbe umarmte Vì. Mauro bedachte mich mit väterlichen Blicken. Vielleicht erwartete er, dass auch ich mich in seine Arme warf. Ich ging raus, ich brauchte niemanden. Doch im Flur traf ich auf Onkel Cosimo, diesmal in Begleitung meiner Tante, und, ich weiß nicht wie, plötzlich fand ich mich in seinen Armen wieder.
    Kurze Zeit später saß ich wieder im Wartesaal und hörte dem Geschwätz meiner Tante zu, die mit den beiden Verschwörern plauderte, als würde man einander bereits ein Leben lang kennen. Wahrscheinlich erging sie sich in Interpretationen der letzten Folge einer Fernsehserie.
    »Na«, hörte ich meinen Onkel sagen, »lasst uns mal nicht zu pessimistisch sein. Es ist ja nicht gesagt, dass er noch einmal operiert werden muss, oder?« Ich hob die Augen von den Fliesen am Fußboden und sah Virginia mit geschwollenen Augen heftig nicken, als versuchte sie, sich selbst zu überzeugen.
    Auch ich nickte, so dass meine Nackenwirbel knackten. Es tat höllisch weh.
    Eine Viertelstunde später fing es an zu regnen.
    Das Warten bestand aus vielen Stunden, die eine nach der anderen vergingen, und aus einem Geschmack von Erde im Mund. Es gab nicht viel zu tun, und niemand wollte irgendwas tun. Mein Onkel sagte, er würde morgen wiederkommen. Aber er bestand darauf, dass wir ihn zu jeder Zeit anrufen sollten, wenn es Neuigkeiten gab. Seiner Frau schien der Regen, der an die Fenster trommelte, mehr Angst zu machen als unsere Situation. Sie gab ein paar höfliche Bemerkungen von sich, wozu sie sich verpflichtet fühlte, seit die Verschwörer gegangen waren. Ich hörte nicht mal, was sie sagte, verabschiedete mich aber mit einem Lächeln von ihr.
    Gegen Mitternacht hörten wir jemanden über den Flur schlurfen.
    Die neapolitanische Krankenschwester teilte uns mit, der Chef sei aufgewacht. »Er will mit seinem Sohn sprechen«, verkündete sie.
    Mit den flehenden Blicken von Virginia und der Robbe im Rücken
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