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Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe

Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe

Titel: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe
Autoren: Christian Frascella
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schüttelte den Kopf. Er war enttäuscht.
    »Ich brauche diese Arbeit.«
    Er nickte. »Natürlich … Aber musst du das wirklich so machen? Vielleicht gibt es eine bessere Methode.«
    »Ich hab einen Haufen Sorgen, Mario.« Auf einmal verspürte ich große Lust zu weinen, aber ich nahm mich zusammen.
    »Eben«, sagte er. »Wer zwingt dich zu so was?«
    Ich hob die Augen und sah Giulio mit Papieren in der Hand auf mich zukommen.
    »Wer zwingt mich dazu?«, murmelte ich.
    Giulio war nur noch dreißig Schritte entfernt.
    Ich legte den Magneten auf ein Blech. Zog mir die Handschuhe aus und blickte wieder zum Tor. Ein Meter noch, dann würde das Sonnenlicht verschwinden.
    Weniger als ein Meter.
    »Danke«, sagte ich zu Mario.
    »Wofür?«
    Ich wich ein, zwei Schritte zurück.
    Vielleicht begriff er noch eher als ich, was ich gleich tun würde, denn er lächelte. »Hey«, machte er.
    »Hey«, gab ich zurück.
    »Also …«, begann Giulio, mit den Papieren wedelnd. Ich drehte ihm den Rücken zu und machte die ersten Schritte in Richtung Tor. Ein halber Meter noch, und es würde sich ganz schließen.
    Ich beschleunigte ein wenig, dann immer mehr.
    Ich fing an zu laufen.
    Hinter mir brüllte Giulio etwas.
    Ich warf mich seitlich zu Boden wie bei einer Fußballgrätsche, rollte ein paarmal um mich selbst und kam mit knapper Not noch unter dem Tor hindurch. Dann hörte ich, wie es sich rasselnd hinter mir schloss.
    Aber ich war draußen, und die Sonne strahlte in mein zum Himmel gewandtes Gesicht.
    Der Tag duftete herrlich. Ich stand auf und lief weiter, in Richtung Eingangstor.
    Wenige Augenblicke später verließ ich das Gelände der Trak.
    Der Pförtner kam aus seinem überhitzten Container. Er war in vollem Ornat, Schweißflecken unter den Achselhöhlen.
    »Was ist los?«, rief er besorgt, als ich an ihm vorbeiflitzte. Einen Moment lang stand er wie angewurzelt da, dann begann er, hinter mir herzulaufen, wer weiß warum.
    Mit einer Hand hielt er seine Mütze fest, das Halfter der Pistole tanzte ihm auf dem Oberschenkel. »Was soll das?«
    Er holte mich ein. Entweder war er jünger, als es schien, oder ich war nicht mehr der Carl Lewis von einst.
    »Sag mir, was zum Teufel hier vor sich geht!«
    Ich antwortete nicht. Lief weiter.
    »Und?«
    Wir liefen im gleichen Rhythmus. »Wohin willst du?!« Jetzt kamen seine Worte nur noch abgehackt.
    Autos fuhren keine, auf der ganzen Länge der Straße schien es nur uns beide, unseren Atem und unsere Schatten auf dem heißen Asphalt zu geben.
    »Was soll das …«, versuchte er noch zu sagen. Ich war schon einen Meter vor ihm. »Wohin läufst du bloß?«, konnte er zum letzten Mal krächzen.
    Ich brachte noch ein paar Meter Abstand zwischen uns, es wurden mehr, dann lief ich weiter, ohne an ihn zu denken.
    Ich lief, bis meine Lungen schmerzten. Auf einmal bekam ich Angst, bückte mich keuchend, fast ging ich auf dem glühenden Asphalt in die Knie. Erst in diesem Augenblick wurde mir klar, dass ich meinen Job hingeschmissen hatte. Und umkehren konnte ich nicht. Wahrscheinlich würde Chiara, wenn ich es ihr erzählte, wieder mit dieser Leier anfangen, dass ich ein unreifer Junge sei, sie würde sich schämen wegen dem, was zwischen uns passiert war, und die Geschichte abwürgen, bevor sie richtig angefangen hatte. Vielleicht auch nicht. Vielleicht würde sie mich verstehen. Vielleicht würde es mir bei ihr gelingen, die Dinge wieder geradezubiegen.
    Doch ich muss zugeben, dass sie in diesem Moment gar nicht meine Hauptsorge war. Ich musste zu meinem Vater.
    Ich musste laufen.
    Mit einer wirklich bewundernswerten, aber völlig unbegründeten Kraftanstrengung gelang es dem Pförtner, mich einzuholen. Knallend schlugen die Sohlen seiner flachen Bullenschuhe auf die an den Straßenrand gemalte weiße Linie.
    »Ich kann nicht mehr«, keuchte er.
    Er hielt sich noch etwa zehn Meter an meiner Seite. Dann fiel ihm die Mütze aus der Hand. Noch sah man die Umrisse der Fabrik zu unserer Rechten.
    Ich hörte ihn hinter mir röcheln. »Ich bleibe jetzt hier stehen, verstanden? Ich bleib hier …«
    »Ich nicht.«

Danksagungen
    Ohne die Arroganz von Kaplani wäre dieser Roman niemals geschrieben worden.
    Ohne die Ermutigung von Seia Montanelli wäre die Arbeit daran nie wieder aufgenommen worden.
    Ohne die Liebe von Carlottina wäre er nie beendet worden.
    Ohne das Lob von Giuseppe Genna wäre er niemals veröffentlicht worden.
    Ohne die Eingriffe meines Lektors Cristian Soddu wäre er nicht so, wie
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