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Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe

Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe

Titel: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe
Autoren: Christian Frascella
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dass es fast schon nicht mehr zum Aushalten war. Aber sie hatte mich erst vor wenigen Tagen zurückgewiesen. Zurückgewiesen. Mich!
    »Ich danke dir für deine Aufmerksamkeit«, sagte ich. »Mein Vater scheint noch einmal davonzukommen. Und ich auch.«
    »Du siehst müde aus.« Es gefiel mir, dass sie das sagte, dass sie so redete, als wären wir mehr als einfache Bekannte, als spielten wir jeder wirklich eine Rolle im Leben des anderen.
    »Es war nicht gerade angenehm im Krankenhaus.« Aber ich wollte nicht das Opfer abgeben, das getröstet werden muss. »Außerdem habe ich heute gearbeitet.«
    »Was sagen sie im Krankenhaus?«
    »Sie sind kryptisch, aber das sind sie ja immer.«
    Ihr Blick war abwesend.
    »Weißt du überhaupt, was ›kryptisch‹ bedeutet?«
    Ihre Augen wurden zu zwei Schlitzen. »Sogar unter solchen Umständen musst du unbedingt das Arschloch spielen, was?«
    Ich lächelte kurz, ohne die Zähne zu zeigen, wie Mickey Rourke es immer tut. Ein paar Augenblicke widerstand sie, dann öffneten sich ihre Lippen, und auf der linken Wange erschien ein Grübchen. Wir lachten zusammen. Vielleicht war es das erste gemeinsame Lachen von vielen, die noch kommen würden. Vielleicht würden wir aber auch nie wieder zusammen lachen.
    Ihr Blick ging über meinen Kopf hinweg. Ich wandte mich um: Hinter der Gardine beobachtete uns diese Eiterbeule Mauro. Er verschwand sofort vom Fenster.
    »Ich hab’s ja gesagt, dass du gerne spionierst!«, brüllte ich zu den sich bewegenden Gardinen hinauf.
    »Wer ist das denn?«, fragte sie.
    »Gefällt er dir?« Sie hielt sich zurück, aber ich lachte höhnisch. »Falls er dir gefällt, er wird gerade verramscht, Lieferung im Preis inbegriffen.«
    »Komm schon.« Sie lachte. »Im Ernst: Wer ist das?«
    »Das ist der, der meiner Schwester schon seit wer weiß wie langer Zeit sabbernd hinterhersteigt. Kannst du dir das vorstellen?«
    »Naja«, sagte sie, »kann ja sein, dass Unwiderstehlichkeit bei euch in der Familie liegt.« Einen Augenblick zu spät erkannte sie, dass sie sich verplappert hatte. »Das heißt«, versuchte sie, sich herauszuwinden, »kann sein, hab ich gesagt.« Dann wandte sie den Blick ab.
    Ich gefiel ihr. Das hatte ich ja immer gewusst.
    Ich überlegte, was das bedeuten konnte. Noch vor ein paar Tagen hätte ich Purzelbäume auf dem Rasen geschlagen. Doch jetzt empfand ich ein Gefühl der Erschöpfung, das alles andere mit sich riss. Vielleicht hatte sie das auch nur gesagt, um mich aufzumuntern …
    »Warum bist du hergekommen?«, fragte ich in barscherem Ton.
    Sie runzelte die Stirn. »Was meinst du damit?«
    »Wenn du hergekommen bist, um ein bisschen was von deinem Mitgefühl hier in der Gegend abzuladen, dann lass dir gesagt sein, dass du nur Zeit verlierst.«
    Sie war tödlich beleidigt. Oder sie war eine abgebrühte Schauspielerin, und ich verstand gar nichts.
    »Und das hältst du für ein angemessenes Benehmen?«, schrie sie, nachdem sie mich ein paar Sekunden lang fassungslos angestarrt hatte. »Meinst du wirklich, so was sagt man zu einem Menschen, der sich Sorgen um dich macht?«
    »He, wer hat denn gesagt, ich sei dir scheißegal? Dass du jetzt hier aufkreuzt und die Nummer, die du hier abziehst, das halte ich für eine Art Almosen. Immerhin hast du mich neulich entsorgt.«
    »Entsorgt?« Sie riss ihre sehr grünen Augen auf. »Entsorgt?« Dann nickte sie mit einem bitteren Lächeln. »Hm, im Grunde hast du wirklich recht. Arschlöcher wie du werden ganz einfach entsorgt!« Sie kehrte zu ihrem Prolo-Mobil zurück und öffnete die Tür. »Leck mich doch!«, hörte ich sie mehr zu sich selbst als zu mir sagen. »Was war das bloß für eine Scheißidee von mir!« Doch dann drehte sie sich zu mir um und brüllte: »Leck mich doch!« Es kam abgehackt heraus, als wäre ihre Stimme ein kostbarer, hauchdünner Stoff, der jeden Augenblick zerreißen konnte.
    Ich wollte etwas sagen, damit ich ihr durch das Tor nachlaufen konnte. Aber ich sagte nichts, und das verfluchte Gartentor war verschlossen.
    Sie stieg ins Auto, wendete, ohne mich anzusehen, und gab Gas. Das Silber des Autos verschwand im Nu hinter der Kurve.
    »Und du, was hast du zu glotzen, blöder Sack?«, knurrte ich Mauro an, als ich wieder im Haus war.
    Er stand mitten im meinem Haus, das aussah, als wäre es bombardiert worden, drei Tüten zu seinen Füßen, das breite Gesicht puterrot.
    »Warum ist sie denn so weggegangen?«
    »KÜMMER DICH UM DEINEN EIGENEN DRECK UND GEH MIR NICHT AUF DIE
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