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Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe

Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe

Titel: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe
Autoren: Christian Frascella
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Brillengläsern. Bestimmt war er älter als ich, auch wenn ich nicht erkennen konnte, wie viel. Unter meinem Blick wurde er puterrot.
    »Mich begrüßt du nicht?«, fragte ich.
    »Natürlich«, stammelte er. »Wie … wie geht’s?« Er sah in Richtung Francesca, die schon mit Laufschritten über den Kirchplatz hinaus war. Dann verschwand auch er eilig in die andere Richtung.
    »Sehr gut«, sagte ich mir. Ich lief hinter ihr her, bis ich an ihrer Seite war. »Wer war das?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Ist das dein Verehrer?«
    Sie blieb abrupt stehen. »Darf man erfahren, worauf du heute Abend eigentlich hinauswillst?«
    Ich steckte mir eine Zigarette an. »Ich will Klarheit.«
    »Ich kenne ihn nicht«, und sie ging weiter. Ich blieb ihr auf den Fersen.
    »Du und der Chef, ihr verheimlicht mir was. Aber ich bin schlau. Ich habe alles verstanden. Der Alte hat einen Flirt und du auch.«
    »Ich hab dir schon gesagt, dass ich ihn nicht kenne.«
    »Du lügst! Wer ist die Frau des Chefs?«
    Sie antwortete nicht. Ich packte sie an einem Arm und verdrehte ihn. Ein Paar mittleren Alters sah uns und ging kopfschüttelnd weiter. Francesca schrie auf.
    »Also?«, drängte ich. Ich kam mir vor wie der Bösewicht in einem Film noir. Das gefiel mir. Ich hielt ihren Arm weiter verdreht.
    »Hör auf!«
    »Sag mir die Namen!«
    »Nein!«
    »Ich brech dir diesen Scheißarm!«
    Sie nuschelte unzusammenhängende Sätze, in denen das Wort »Gott« vorkam. Dann ergab sie sich. »Virginia«, sagte sie.
    »Gut. Und deiner?«
    »Ich hab noch nie mit ihm geredet!«
    »Aber?«
    »Nichts aber! Ich weiß nur, dass er Mauro heißt!«
    Ich ließ sie los.
    Sie massierte sich den Arm. »Du kotzt mich an«, sagte sie im Weggehen. Diesmal folgte ich ihr nicht.
    Virginia und Mauro. Sehr gut. Das Geheimnis begann sich zu lüften. Meine Mitbewohner waren in Herzensangelegenheiten verwickelt. Sie flirteten! Das passte mir nicht. Es passte mir ganz und gar nicht. Ich zog an der Zigarette wie Humphrey Bogart. Ein paar Mal. Dann fing ich an zu husten.
    »Chef«, sagte ich beim Reinkommen. »Was ist das für eine Geschichte …?«
    »Still!«, unterbrach er mich. Dann: »Sonntag haben wir einen Gast zum Mittagessen da.« Seine Augen leuchteten.
    »Nämlich?«, Ich staunte.
    Francesca erschien an der Küchentür. »Oh«, rief sie aus.
    Sie senkte den Blick. Schwer zu erkennen, ob sie sich über die Nachricht freute oder nicht.
    »Sonntag haben wir einen Gast«, wiederholte mein Vater, wem er das sagte, war unklar. Er ließ sich in den Sessel fallen, sein Gesichtsausdruck verriet, dass er ein von Weibern eingewickelter Mann war. Widerlich.
    »Und wer ist das?« Ich ließ nicht locker.
    »Eine … Person, die ich kennengelernt habe und seit einiger Zeit sehe.«
    Wie erbärmlich! »Ist es ein Mann, eine Frau oder ein Affe?«, fragte ich.
    »Hör auf mit diesen drittklassigen Blödeleien!«, knurrte er, wieder ganz Macho.
    »Ich wollte nur wissen, welche Art Zweibeiner am Sonntag über die heilige Schwelle unseres Heims treten wird, Chef.«
    »Eine Freundin.«
    Meine Schwester deutete ein Lächeln an, sah mein Grinsen und wurde ernst.
    »Gut«, sagte ich. Dann zur Nonne gewandt: »Du gehst in die Küche, Mädchen, hier müssen Männer sich intime Geheimnisse anvertrauen.«
    »Sei nett zu deiner Schwester«, drohte der Chef, »sonst steh ich auf und blase dir die wenigen Lichter aus, die du im Hirn hast.« Dann lächelte er die Robbe an: »Machst du mir einen Kaffee, Schätzchen?«
    »Natürlich, Papa«, antwortete sie etwas zögerlich und ging zurück in die Küche.
    Ich und dieser unbegreifliche Mann, der mir Chromosomen und Nachnamen vererbt hatte, starrten uns eine Weile an.
    Dann sagte er, jedes Wort sorgfältig betonend und auf jede Silbe einen bedrohlichen Akzent legend: »Am Sonntag wirst du dich gründlich waschen, anständig anziehen, meine Freundin empfangen, wie es sich gehört, nur sprechen, wenn du gefragt wirst, essen, ohne jeden Bissen einzusaugen, wie du es sonst tust, nicht vom Tisch aufstehen, bevor sie es getan hat, und jede Art Gesichtsausdruck vermeiden, der die guten Sitten verletzt.«
    »In Ordnung. Aber darf ich wenigstens leise furzen, wenn ich absolut nicht mehr kann?
    »Andernfalls«, fuhr er fort, ohne auf mich einzugehen, »wirst du die Morgenröte an deinem achtzehnten Geburtstag niemals erleben.«
    Es war ihm ernst. Die Liebe hatte ihn zum Despoten gemacht. Insgeheim schwor ich mir, dass ich mich nie verlieben würde. Niemals. Ich wollte
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