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Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen

Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen

Titel: Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen
Autoren: Paul Bedel
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für mich, auch wenn es mich nicht
     stolz macht. Manche kommen auch, um zu sehen, ob ich meinen Schwestern vom Fischen wirklich Schnecken mitbringe oder ob ich
     ein Haustyrann bin, aber darüber müssen wir zu Hause eher lachen. Das nehmen wir nicht krumm. In einer Familie teilt man eben
     alles miteinander, auch die Sorgen. Der Hummer, das versichere ich hiermit, wird jedenfalls redlich geteilt. Und wenn Paul
     nicht richtig aufräumt oder die Serviette nicht ordentlich faltet, wird er von den Frauen ausgeschimpft wie überall.
    Den Stolz nimmst du mit dir ins Grab, die Zufriedenheit aber begleitet dich im Leben überallhin. MeinerAnsicht nach streben wir Menschen nicht nach Glück, sondern nach Wahrheit. Es geht nicht um Glauben. Was wir suchen, ist die
     Sicherheit, dass hinter dem Ganzen irgendetwas steckt. Die Wahrheit ist es, die uns beschäftigt. Das ist wie mit der Eifersucht,
     man denkt an nichts anderes als daran, die Wahrheit herauszufinden.
    Dass ich Mesner bin, hilft mir bei der Arbeit. Ich ziehe eine lange Furche und im Lärm des Traktors hebe ich die Augen zu
     ihm, der über mir wohnt, den ich nicht sehe, auch wenn ich ihn in der Natur spüre.
    Ich komme immer wieder auf Gott zurück.
    Selbst beim Traktorfahren denke ich an die Menschen, die leiden. Nächstenliebe ist wichtig. Ich persönlich habe keine Feinde,
     aber trotzdem lebe ich allein mit meinen Schwestern. Ich habe all meine Vorhaben sausen lassen und aus Liebe den Hof meines
     Vaters übernommen. Ich habe mein eigenes Leben aufgegeben, um sein Erbe zu übernehmen und seine Arbeit fortzuführen. Vielleicht
     war es nicht das, was ich ursprünglich wollte, aber ganz sicher das, wofür ich mich entschieden habe.
    Ich könnte noch von den Meeresvögeln erzählen, die sich der Kraft des Windes entgegenstemmen, die einfach vor dir in der Luft
     stehen bleiben, als wären sie auf Zelluloid gebannt, und warten, bis die Bö abflaut. Im Grunde muss man das selbst sehen.
     Wir haben hier Raben, die vom Wind so sehr zerzaust werden, dass ihre Flügel aussehen wie eine menschliche Hand.
    Ich habe erzählt, wieso mich meine Art des Landbaus so glücklich macht. Natürlich kann man sagen, ich sei ein »altes Fossil«.
     Ich möchte auch nicht unbedingt andere Leute dazu ermutigen, hier zu leben. Ich würde mich nur freuen, wenn die jungen Leute
     hier weiter die Steine beackern. Meine Steine.
    Wir haben schon unseren Dialekt verloren, die Sprache, in der sich unser Landstrich ausdrückte, unsere Ecke, ja unser Dorf,
     denn wir verwendeten hier Wörter, die schon im Nachbardorf nicht mehr verstanden wurden. Wir lebten für uns mit unseren Eigenarten,
     jeder in seiner Ecke, aber wenn wir uns trafen, dann war der Dialekt wichtig. Er zeigte, woher wir kamen, nämlich von hier,
     im Gegensatz zu denen, die von außerhalb kamen, zu den Politikern und den anderen Leuten, die uns mit ihren scheelen Blicken
     beleidigten, die wir den Umständen entsprechend hinnahmen oder auch nicht.
    Paul hat sich in seinem Leben zurechtgefunden, ohne dass man ihm sagte, wie er was zu machen hatte. Aus diesem Grund weigere
     ich mich auch, anderen Menschen Lehren zu erteilen, weil ich es selbst nicht mochte, wenn man mich behandelte wie einen Zurückgebliebenen.
    Man soll mir nicht vorwerfen können, dass ich von anderen verlange, alles genau so zu machen wie ich. Ich habe mein Leben
     so geführt, wie meine Vorstellung von Wahrheit und Freiheit es mir gebot. Ich habe lange Zeit nicht an mich geglaubt, doch
     seit einiger Zeit glaube ich an mich, und das verdanke ich Ihnen, liebe Leser und Zuschauer.
    Ich bin seit jeher mit wenig zufrieden und ich brauche nichts von dem, was man kaufen kann oder was man so sieht. Ich bin
     glücklich mit dem Leben, das mir geschenkt wurde.

Pauls Sprüche
    Was ich erlebt habe, passiert einem nur, wenn man am Leben ist.
     
    Ich bin auf dem Bauernhof geboren worden, als Bauer.
    Ich läutete die Glocken noch von Hand, da hieß es ordentlich ziehen.
    Meine Sprinkleranlage und mein Unkrautvernichtungsmittel: der Hund der Nachbarin.
    Besser ein lebender alter Gimpel als ein toter alter Gimpel.
    Tränen weint man, wenn man etwas bereut oder sich schuldig fühlt.
    Ich weiß nicht, ob es den Aufwand wert ist, so eine alte Karre wie mich, die bald aus dem Verkehr gezogen wird, noch einmal
     reparieren zu lassen.
    Früher war ein Tag genau ein Tag, nicht mehr und nicht weniger.
    Wenn du keine Zahnschmerzen mehr hast, bist du tot.
    Das Jahr geht heute
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