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Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen

Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen

Titel: Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen
Autoren: Paul Bedel
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unser Rüstzeug zusammenpacken. Du bist gastfreundlich, bist nett zu der alten Dame, obwohl du jung
     bist und andere Dinge im Kopf hast. Du bist anderen behilflich und denkst dabei auch an dich, aber nicht nur. Du gedenkst
     der anderen Menschen in deinen Gebeten oder in deinem Tun. Wenn du nur einen Funken Verstand mitbekommen hast, kannst du wählen
     zwischen Gut und Böse. Das gilt für alle gleichermaßen.
    Dann leidest du auch weniger, denn leiden ist nicht schön. Allerdings gibt es zwei Formen des Leids. Gegen das Leiden an einer
     Krankheit kannst du ankämpfen. Aber gegen Kriege kann man nichts machen. Ein einziger Mann kann in dir den Glauben an das
     Gute im Menschen zerstören. Und dieser Mann hat dann vielleicht auch noch Kinder und gibt das Unglück und die Grausamkeit
     weiter.
    Gegen Barbaren kann man nichts ausrichten. Das kann man auch nicht mit Tieren vergleichen, denn die töten, um zu fressen oder
     weil sie sich verteidigen müssen, zum Beispiel wenn man ihnen die Jungen wegnehmen will. Aber solchen Leuten gegenüber fühle
     ich mich hilflos wie ein Kind. Wie im Krieg, als ich mich bei jedem Bombardement fragte: Warum nur? Wozu soll das gut sein?
    Aus der Einfachheit eines gelungenen Lebens heraus kann man kämpfen. Aber natürlich muss man die Möglichkeit gehabt haben,
     sich sein Leben auszusuchen, wie es bei mir der Fall war. Nun werden einige Leute sagen,ich hätte mir mein Leben ja gar nicht ausgesucht, sondern mein Schicksal angenommen und mein Privatleben geopfert, um die
     Tradition fortzusetzen. Aber ich bin frei. Und das ist nicht wenig. Gerade wenn man eine Besatzungszeit erleben und den Kopf
     einziehen musste. Und unsere Väter konnten nichts dagegen tun.
    Wenn du dein Haupt wieder ganz unbefangen erheben kannst, gehst du stolz über deinen Grund und durchstreifst die Landschaft.
     Und doch merkst du gar nicht, wie schön sie ist. Ich erkenne erst jetzt, wie schön es hier ist und wie sehr mir La Hague fehlt,
     wenn ich nicht hier bin. Diese Landschaft ist mir eingewachsen, woanders kann ich einfach nicht richtig atmen.
    Ob das ist wie bei Gott und mir, Gott und seinen Sündern?
    Wenn ich mein Dorf verlasse, fehlt mir die Luft zum Atmen. Und der Raz Blanchard, den ich plötzlich nicht mehr rauschen höre.
     In dieser Hinsicht geht es mir wie meiner Mutter, wenn sie ihre alte Uhr nicht hören konnte. Was schön ist, ist letztlich
     auch einfach, sehr einfach. Nichts extra. Es ist, wie es ist. Oder es wurde auf einfache Weise geschaffen, entstand aus einer
     Eingebung heraus. Geschichte, das ist für mich die Geschichte meiner Familie, meines Traktors, meiner Felder, meiner sorgfältig
     über Jahrzehnte handverlesenen Getreidesorten, die ich geerbt habe.
    Das ist nicht viel, aber trotzdem fühle ich mich damit reich. Robustes Getreide, das keine Sonderbehandlung braucht, um hier
     zu wachsen. Das mich nicht vergiftet, wenn es von der Henne gefressen und in ein Ei verwandelt wird, das morgens auf meinem
     Tisch steht. Das Ei, das ich jeden Morgen mit ein bisschen Brot esse, das ist mein ganzes Bauernleben.

Keine Zeit zum Sterben
    Ich habe vieles Unnütze aus meinem Leben verbannt, da kam Gott näher, um zu sehen, was da vor sich ging.
    Christian Bobin
     
    Ich bin nicht lange zur Schule gegangen. Meine Schwester Françoise sagt sehr schön, was die Schule für uns bedeutete: »Die
     Schule hat einen nur daran gehindert, in der Natur zu sein.« Vor allem bei Springflut hätten wir am liebsten ganze Tage draußen
     zugebracht. Ich habe dort nichts gelernt. Alles, was ich weiß, habe ich selbst entdeckt oder von meinen Vorfahren vermittelt
     bekommen, auch wenn sie schon lange tot sind.
    Natürlich war es früher nicht besser, aber ich könnte nicht so arbeiten, wie das heute üblich ist. Die Leute haben sich immer
     mehr von der Erde entfernt. Wenn man eine Handvoll Erde aufnimmt, spürt man, dass der Boden lebt. Dies ist unsere Grundlage,
     die wir nicht zerstören dürfen. Das hat nichts mit Nostalgie und Rückwärtsgewandtheit zu tun. Die Arbeit war früher auch nicht
     härter. Damals war man längst nicht so verrückt wie heute, mit dem ganzen Papierkram und so. Der Körper hat gearbeitet und
     die Zeit hat den Takt vorgegeben. Das musste man nehmen, wie es war. Es gab ja keinen Termin oder so etwas. Das ist heute
     anders. Ich hatte zweiundsiebzig Felder und Wiesen im Dorf und der Umgegend! Aber für mich war das alles eins. Wir folgten
     der Furche, und diehing von der
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