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Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich

Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich

Titel: Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich
Autoren: Kristan Higgins
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Rosa?“, frage ich ungläubig.
    Olivia kommt ins Zimmer gerannt. „Oh, Tante Chassie, du siehst aber gut aus!“, staunt sie atemlos. „Wie Cruella de Ville aus 101 Dalmatiner !“
    Ich sehe meine Nichte scharf an. „Danke, Livvie. Das wollte ich jetzt unbedingt hören.“
    „Das ist wegen deinem Haar“, erklärt Olivia. „Es ist schwarz und weiß, wie bei Cruella.“
    „Es ist nicht schwarz und weiß“, protestiere ich ungehalten. „Ich habe nur ein oder zwei graue Haare. Mein Haar ist schwarz.“
    „Tatsächlich hast du hier eine ganze Strähne“, sagt Elaina und fährt mir über den Kopf.
    Ich schlage ihre Hand weg. „Wo sind die anderen Mädchen?“
    Alle Brautjungfern – also meine Nichten und ich – tragen Rosa. Ich Dunkelrosa, die Mädchen Hellrosa. Ich bin sehr überrascht, dass meine Mutter ein rotes Kleid trägt. Sie sieht wundervoll aus. Ihre Wangen glühen, ihre blauen Augen blitzen vor Aufregung, und jegliche Bitterkeit oder Schuldgefühle, die sie vielleicht im Innersten verborgen hatte, scheinen durch die große Geste meines Vaters ausgelöscht.
    Die Männer dürfen das Haus jetzt nicht mehr betreten; nur wir Frauen und Mädchen sind hier und ziehen uns an, schminken und frisieren uns. Sarah und Tara kümmern sich um ihre Töchter, und ich helfe bei kleinen Schuhen und Reißverschlüssen mit. Meinen Vater, meine Brüder und Neffen –und natürlich Harry – werden wir erst in der Kirche treffen.
    Nachdem die Fotografin uns eineinhalb Stunden mit diversen Aufnahme-Arrangements gequält hat, verbringen wir etliche Zeit mit der Diskussion, wer mit wem zur Kirche fährt. „Ich gehe gleich zu Fuß“, drohe ich irgendwann. „Das dauert auch nicht länger als diese Streiterei.“
    Doch es regnet, sodass ich mit meiner Drohung nicht ernst machen kann.
    Schließlich verteilen wir uns auf die Minivans und Autos und fahren los. Mom, Elaina und ich sitzen in Moms Chrysler – ich am Steuer, die anderen beiden hinten.
    „Du siehst wundervoll aus, Mamí “, sagt Elaina und schiebt Mom eine Strähne hinters Ohr.
    „Hat Chastity dir erzählt, dass sie Ryan abgeschossen hat?“, will meine Mutter wissen.
    Elaina seufzt. „Ja. Zu schade um den Ring! Damit hätte sie meinem Sohn das Studium finanzieren können.“
    Ich grinse in den Rückspiegel. „Tja, du könntest immer noch die Scheidung durchziehen und Ryan selbst heiraten, Lainey.“
    „Du weißt sehr wohl, dass ich mich nicht von Mark scheiden lasse“, entgegnet sie. „Tatsächlich kann ich es euch auch gleich sagen: Ich bin schwanger.“
    Der Wagen macht einen leichten Schwenk nach rechts, als Mom und ich überrascht aufschreien. „Lainey! Das ist ja wunderbar!“
    Sie wird rot. „Ja, er ist irgendwie ganz anders geworden, wisst ihr? Dann wird es diesmal vielleicht auch ein Mädchen.“
    Mom tupft sich vorsichtig die Tränen ab. „Ich freue mich für dich, Elaina, mein Liebling“, sagt sie und nimmt ihre Schwiegertochter fest in den Arm.
    Ich freue mich auch, obwohl ich zugleich Neid verspüre, aber das bin ich ja gewohnt.
    „Da drüben ist die Kirche!“, ruft Mom. „Das ist ja so aufregend! Ich kann mich kaum an meine Hochzeit mit Mike erinnern, weil mir damals dauernd schlecht war wegen Jack.“
    „Was? Dann ist Jack also vor der Ehe gezeugt worden?“, frage ich und spiele die Entsetzte. Natürlich hatten wir Kinder uns immer schon so was gedacht, da wir ja rechnen können, doch Mom und Dad haben es nie zugegeben. Sie bestanden immer darauf, dass Jack mit seinen viertausendvierhundertdreiundzwanzig Gramm einfach zwei Monate zu früh dran gewesen war.
    Männer in Anzügen warten vor der Kirche, die Gesichter unter Regenschirmen versteckt. Einige davon sind mit Sicherheit meine Brüder. Und Trevor. Und Dad.
    Jack hilft mir beim Aussteigen, was mit dem langen Kleid ziemlich schwierig ist. „Lucky, warum trägst du heute ein Kleid?“, fragt er mich. Ich schlage ihm lachend auf den Arm. „Entschuldige, Chas“, sagt er und führt mich in die Kirche. „Du siehst toll aus.“
    „Danke, Jack. Wie geht es Dad?“ Ich sehe mich um. Dad spricht gerade mit Matt. Angela winkt mir von einer Bank aus zu.
    „Dad wirkt erschreckend gefasst“, meint Jack.
    „Chas, kannst du mir eben den Film einlegen?“, bittet Lucky. „Ich habe heute zwei linke Hände.“
    „Und so was entschärft Bomben“, gebe ich zurück. „Nicht zu fassen!“ Ich nehme ihm den Fotoapparat ab.
    Lucky lacht. „Kaum trägt sie mal Kleider, wird sie schon frech.
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