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Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich

Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich

Titel: Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich
Autoren: Kristan Higgins
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Laut sage ich nichts, sondern schaue nur auf Hayden hinunter (bildlich und wörtlich).
    „Und?“, fragt sie und schwingt ihre lange blonden Haare über die Schulter zurück.
    „Ich rede niemandem ein schlechtes Gewissen ein, Hayden. Trevor und ich stehen uns nun mal sehr nahe, ob dir das gefällt oder nicht.“ Ich sehe sie scharf an.
    „Er liebt mich.“
    „Klar.“
    „Wir werden vermutlich heiraten.“
    „Klar.“
    „Also verzieh dich.“
    „Klar.“
    Das ist ein alter Trick von uns O’Neills aus Kindertagen –den anderen zur Weißglut zu bringen, indem man einfach immer zustimmt. Es funktioniert auch jetzt.
    Hayden bekommt rote Flecken im Gesicht, doch sie reckt selbstbewusst das Kinn vor. „Wenn er dich wirklich haben wollte“, zischt sie, „meinst du nicht, dann hätte er schon etwas unternommen? Glaubst du, er wäre dann mit mir zusammen? Wo ist dein Stolz, Chastity?“
    Damit dreht sie sich auf ihren schmalen Absätzen um und stakst die Treppe hinauf, zurück zu Trevor.
    Als ich bei Ryan ankomme, sieht er gerade Nachrichten auf CNN. „Chastity! Wir waren aber nicht verabredet, oder?“
    „Nein. Ryan, ich muss dir etwas sagen.“
    Er stellt den Fernseher ab. Dann beugt er sich vor, um mich zu küssen, hält aber auf einmal inne. „Was ist los?“, fragt er freundlich.
    Ich kann nicht antworten. Meine Kehle brennt, mein Mund ist trocken und Tränen schießen mir in die Augen.
    Ryan sieht mich an. „Ich verstehe“, murmelt er.
    Die Tränen fließen. „Es tut mir leid“, flüstere ich. „Es tut mir ja so leid.“
    Er führt mich zum Sofa und reicht mir eine Schachtel Taschentücher. Die Szene spielt sich fast genauso ab wie die nachts bei Trevor, aber ich habe im Moment keinen Sinn für Ironie. „Du brichst unsere Verlobung?“, fragt er nach.
    Mein Schluchzen ist eine deutliche Antwort.
    Ryan setzt sich neben mich, seufzt und fährt sich mit der Hand durch sein perfektes Haar. „Was ist denn bloß passiert?“
    „Nichts … also nichts Besonderes. Ryan, du bist ein wunderbarer Mann“, plappere ich drauflos. „Du hast so viele gute Eigenschaften. Und ich mag dich wirklich. Du bist so rücksichtsvoll und …“
    „Bitte, Chastity“, meint er trocken. „Du musst hier nicht mein Ego aufplustern.“
    „Okay. Entschuldige.“ Ich greife in die Tasche und gebe ihm den Ring zurück. Er sieht ihn stirnrunzelnd an.
    „Ich fand immer, dass es sehr gut läuft mit uns.“
    „Ja, das stimmt. Es ist auch nichts falsch gelaufen … es ist nichts passiert, Ryan, nur …“ Ich breche ab. Was soll ich sagen? Es gibt keine logische Erklärung.
    „Es ist Trevor, oder?“
    Ich senke den Kopf. Dieser Mann hat in Harvard und Yale anscheinend doch mehr gelernt, als Leute aufzuschneiden. „Ja“, hauche ich.
    Ryan schluckt. „Ich hoffe, er … er ist gut zu dir“, sagt er großmütig und schüttelt leicht den Kopf.
    „Wir sind nicht zusammen“, sage ich und knete meine Hände.
    „Warum machst du dann mit mir Schluss?“
    Ich schlucke. „Weil … Ryan, ich finde, du hast eine Frau verdient, die dich von ganzem Herzen liebt.“
    „Nun, das klingt ausgesprochen nobel, wenn nicht sogar kitschig“, erwidert er. „Bist du sicher, Chastity? Ich finde nämlich, dass wir trotzdem gut zusammenpassen.“
    Ich rücke ein Stück von ihm ab, um ihm besser ins Gesicht sehen zu können. „Ryan“, sage ich, „ich liebe einen anderen Mann. Ich mag dich sehr, und ich verbringe gern die Zeit mit dir, aber … aber das ist mir einfach nicht genug.“
    „Mir würde das reichen“, entgegnet er leise, und ich erkenne, dass er es ernst meint.
    „Mir nicht“, flüstere ich, während mir erneut die Tränen kommen. „Es tut mir leid. Ich hoffe, du findest, was du suchst.“
    Er schweigt einen Moment. „Du wirst mir fehlen, Chastity. Es hat Spaß gemacht mit dir.“ Einen Augenblick lang denke ich, dass er doch noch sentimental wird – aber nein. „Tja, dann viel Glück.“
    „Dir auch“, sage ich, und damit ist meine Verlobung offiziell gelöst.
    Ich habe keine Ahnung, wie es weitergehen soll.

36. KAPITEL
    Z um Glück habe ich am nächsten Tag unglaublich viel Arbeit, sodass ich kaum dazu komme, über Ryan oder Trevor oder Super-Hayden nachzudenken. Stattdessen lektoriere ich Artikel, verteile Aufträge, spreche mit Alan über Leitthemen für diverse Ausgaben und lege Penelope Ideen vor. Lucia gibt mir ihren Artikel des Monats – sechshundert Wörter über das Binden eines Kranzes für die Haustür.
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