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Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich

Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich

Titel: Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich
Autoren: Kristan Higgins
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„Sieht prima aus, Lu“, sage ich und gehe schnell weiter, damit ich mich nicht weiter dazu äußern muss. Plötzlich fällt mir etwas ein, und ich bleibe doch stehen.
    „Lucia, wie geht es dir jetzt eigentlich nach der Sache mit Teddybär?“, frage ich vorsichtig.
    „Gut!“, antwortet sie etwas schroff. „Es geht mir gut, okay?“
    „Meinst du, du könntest schon wieder mit jemandem ausgehen?“
    „Warum?“
    „Lass es mich mal so sagen: Möchtest du mal Kinder haben?“
    „Ja … zwei“, flüstert sie. „Einen Jungen und ein Mädchen – vorzugsweise in dieser Reihenfolge.“
    Ich lächle. „Hättest du etwas dagegen, wenn ich dich mit einem Chirurgen verkupple?“
    Seien wir ehrlich: So richtig das Herz gebrochen habe ich Ryan nicht. Und ich habe das Gefühl, dass er und Lucia ganz gut zusammenpassen könnten.
    Ich beschließe, vor Moms Hochzeit niemandem aus meiner Familie etwas von der geplatzten Verlobung zu erzählen. Falls Matt etwas ahnt, spricht er es zumindest nicht an. Oder er ist zu sehr mit Angela und seinen College-Plänen beschäftigt, um das – fehlende – Liebesleben seiner Schwesterzu bemerken. Ich verberge es, indem ich einige Male mit den Kollegen ausgehe, Ernestos Ruderstunden auf abends verlege und allein ins Kino gehe, nur mit einem Jumbobecher Popcorn zur Gesellschaft. Einmal lade ich meinen Dad zum Essen ein, aber wir fahren nach Lake Champlain, sodass uns niemand aus der Stadt über den Weg laufen kann.
    Kurios ist, dass ich mich nun als Single ohne Aussicht auf Ehemann viel entspannter fühle. Glücklicher sogar. Ich schätze, ich habe eingesehen, dass ich lieber allein bin als mit dem Falschen zusammen. Selbst wenn der Richtige mit einer anderen liiert ist.
    Ich meide das Emo. Ich meide die Feuerwache. Ich möchte Trevor im Moment noch nicht sehen.
    Ich frage meine Mutter, ob ich die letzten Tage vor der Hochzeit bei ihr wohnen soll.
    „Oh, Schätzchen, das wäre toll.“ Sie lächelt. „Ich habe dich in letzter Zeit kaum gesehen. Ja, komm auf jeden Fall!“
    Und so sitzen sie und ich zwei Tage vor der Hochzeit im Wohnzimmer meiner Kindheit, trinken Pinot Grigio und amüsieren uns. Buttercup schläft auf meinem alten Bett, und wir können sie bis hier unten schnarchen hören.
    „Du liebst diesen Hund wirklich, oder?“, meint meine Mutter.
    „Irgendjemand muss es ja tun“, antworte ich. Ich lasse meinen Blick über die Wohnzimmerwände schweifen und sehe Dutzende Fotos von uns, den O’Neill-Kindern und -Enkelkindern, mit Zahnlücken, bei Taufen, Erstkommunionen, Schulabschlüssen, beim Baseball, Basketball, Rudern, Wandern, Skifahren, Zelten, in Zeitungsartikeln, Matt mit dem alten Ehepaar, das er aus einem brennenden Haus gerettet hat, Jack, als er seinen Orden bekommt, Lucky mit seinen Kollegen nach dem Entschärfen einer hochexplosiven Amateurbombe in einer Highschool, Mark und das gerettete Kätzchen.
    Und Dad. Überall ist er zu sehen, mit strahlendem Lächeln und leuchtend blauen Augen – glücklich.
    „Wo ist euer Hochzeitsfoto?“, frage ich, als ich einen leeren Fleck entdecke.
    Mom seufzt. „Im Schrank.“
    Ich schlucke schwer. „Kann ich es haben?“, frage ich leise.
    „Natürlich.“ Sie sagt nichts weiter und trinkt einen Schluck Wein.
    „Mom?“
    „Bitte keine weitere Predigt, mein Schatz“, sagt sie und blickt aus dem Fenster auf die dunkle Straße.
    „Nein, nein.“ Ich zögere. „Ryan und ich haben uns getrennt.“
    Sie scheint nicht überrascht. „Das habe ich mir schon gedacht. Du hast ihn lange nicht mehr erwähnt. Warum denn?“
    „Ich … na ja … wir haben nicht … Trevor. Er ist der Grund.“
    Meine Mutter stellt ihr Weinglas ab. „Was ist denn passiert?“, fragt sie fast ein wenig drohend.
    „Überhaupt nichts“, lüge ich. Doch mir steigen Tränen in die Augen, was meine Mutter sehr wohl bemerkt. „Ich liebe ihn einfach, Mom. Auch wenn er nicht ganz so empfindet.“
    „Nicht ganz?“
    „Na ja, ich weiß, dass ich ihm viel bedeute und so weiter, aber er will keine feste Beziehung. Jedenfalls nicht mit mir. Er meint, wir hätten zu viel zu verlieren.“
    „Dann hast du einen wunderbaren Verlobten für nichts und wieder nichts sausen lassen?“
    Ich schnaube. „Ja. Ich bin lieber allein als mit jemandem zusammen, der … mir nicht genug ist.“ Ich wische mir über die Augen. „Sag bitte noch niemandem etwas, okay?“
    Sie nickt und geht dann in die Küche, um die Weinflasche zu holen. „Wie auch immer. Ich finde es
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