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Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich

Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich

Titel: Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich
Autoren: Kristan Higgins
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Ich mag dich lieber, wenn du wie einer von uns Jungs rumläufst.“
    „Ihr könnt ja einen Verein gründen“, murmele ich und gebe ihm die Kamera zurück. „Hier, bitte.“
    „Hallo, Chastity.“
    Ich dreh mich um. „Hallo, Trevor.“ Ich beiße mir auf dieLippe. „Du siehst klasse aus.“ Und müde und ein bisschen traurig.
    Er lächelt, doch seine Augen bleiben ernst. „Du … das ist ein hübsches Kleid.“ Er schließt kurz die Augen, weil er selbst merkt, wie lahm das war.
    „Danke“, sage ich und habe ihm schon verziehen.
    Er räuspert sich. „Chastity, was macht denn dein Vater hier?“
    „Ach, weißt du das gar nicht? Er führt die Braut zum Altar“, antworte ich und zwinge mich zu einem Lächeln.
    Trevor macht ein verblüfftes Gesicht. „Ehrlich?“
    „Trev! Komm hier rüber“, ruft Mark von einer der vorderen Bänke aus. Trevor zögert.
    „Geh ruhig“, sage ich. „Ich habe hier noch Brautjungferndinge zu tun.“
    Immer noch ganz verwundert, geht Trevor nach vorn und sieht sich noch einmal zu mir um. Ich zucke mit den Schultern.
    Jetzt kommt Mom zu mir. „Da bist du ja!“, ruft sie, als hätte ich mich versteckt. „Wo ist dein Vater?“
    „Hier bin ich, Betty. Darf ich die Braut nachher als Erster küssen?“ Dad gibt ihr einen Kuss auf die Wange. „Du siehst umwerfend aus“, sagt er und scheint es ernst zu meinen. Er selbst sieht heute fast aus wie Cary Grant, lässig, gewandt, charmant. Mom lächelt zu ihm auf.
    Als ich sie so einträchtig zusammen sehe, warte ich fast darauf, dass Mom blitzartig erkennt, was für einen Fehler sie begeht. Dass sie die Hochzeit absagt. Dass sie Harry anschaut –eins siebzig, zu alt für sie und zu pummelig – und dann meinen Vater – groß, gut aussehend, stark und heldenhaft – und erkennt, dass niemand ihn ersetzen kann. Dass sie verkündet, wahre Liebe habe gesiegt und sie und Dad blieben für immer zusammen, glücklicher denn je, bis an ihr Lebensende.
    Doch sie tut nichts dergleichen. Stattdessen rückt siedie Anstecknadel meines Vaters zurecht, die mit dem Malteserkreuz, dem Zeichen der Feuerwehr. Dann wirft sie einen prüfenden Blick auf ihre Brautjungfern, ein wuseliger Haufen in glänzendem rosa Satin. Sarah gibt ein Zeichen in Richtung Orgel und geht den Mittelgang hinunter zu Jack und den Jungen. Die Orgel setzt ein, und die Mädchen tapsen los. Zuerst Sophie, die rosa Blütenblätter streut, dann Olivia, deren rote Locken wippen. Dann kommt Annie, die eine Grimasse schneidet, als Luke sie fotografieren will, und als Letzte Claire mit Baby Jenny an der Hand. Als alle in den vorderen Bänken Platz genommen haben, bin ich an der Reihe.
    Ich sehe meine Eltern an, wie sie das letzte Mal so zusammenstehen, Arm in Arm, lächelnd. Tu es, Mom , bitte ich sie stumm. Sie lächelt mir zu, als könnte sie meine Gedanken lesen. Da sie meine Mutter ist, kann sie das vermutlich auch.
    „Geh los, Schätzchen“, sagt sie.
    Und das tue ich. Mein Herz brennt, aber ich gehe.
    Trevor beobachtet mich auf meinem Weg den Gang hinunter. Ich hoffe, dass ich lächle, aber ich bin mir nicht sicher. Ich kann mein Gesicht irgendwie nicht spüren. Trevor sieht so … seltsam aus. Düster. So wie ich mich fühle.
    Dann bin ich an ihm vorbei und stehe an dem kleinen, einfachen Altar.
    „Du siehst hübsch aus, Chastity“, raunt Harry mir zu.
    Wie kann Mom einen Mann heiraten, den ich erst vier Mal in meinem Leben gesehen habe? Wie kann dieser Kerl derjenige sein, der demnächst auf dem Stuhl meines Vaters sitzt?
    Mom und Dad sind direkt hinter mir. Dad gibt Mom einen Kuss auf die Wange, schüttelt Harry die Hand, und ich wische mir heimlich eine Träne fort. Dad dreht sich weg, und mir schnürt es die Kehle zu. Nein, Daddy! Kämpf um sie!
    Doch meine Mutter strahlt. Harry strahlt. Dad sitzt in derzweiten Bank neben Mark und Elaina und hebt Dylan hoch und küsst ihn kurz, wohl, um ebenfalls seine Tränen zu verbergen.
    Und dann, ohne großes Trara, wird meine Mutter Harold H. Thomastons Frau.
    Das Gemeindehaus ist mit rosa Bannern und Blumen geschmückt. Rosa Luftballons hängen in Trauben an den Säulen, und der DJ baut in einer Ecke seine Anlage auf. Es sieht eher aus wie der Geburtstag eines siebenjährigen Mädchens als wie die Hochzeit zweier Senioren. Sarah und Tara haben schlauerweise zwei ältere Mädchen aus der Highschool engagiert, die sich um alle Kinder kümmern, die mittlerweile schon im Zuckerrausch sind und wild herumtollen.
    Mein Plan war, so
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