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Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich

Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich

Titel: Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich
Autoren: Kristan Higgins
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ganze Familiemit aufs Parkett bitten“, dröhnt der DJ pathetisch ins Mikro.
    Wehmütig sehe ich, wie sich Jack und Sarah, Lucky und Tara, Mark und Elaina sowie Matt und Angela auf der Tanzfläche versammeln. Jack beugt sich vor und küsst Sarahs Bauch, Lucky bringt Tara zum Lachen, Elaina und Mark starren einander glutheiß in die Augen, als wollten sie gleich einen Paso doble hinlegen, Matt lehnt seine Wange an Angelas Blondschopf. Was für eine tolle Familie! denke ich. Natürlich sind auch Harrys Töchter irgendwo, aber ich finde, Mom und Dad haben besonders gute Arbeit geleistet.
    „Komm mit, Küken“, sagt mein Vater und führt mich zu ihnen auf die Tanzfläche.
    Sein vertrauter Duft hüllt mich ein, Johnson’s Babyshampoo und Old Spice, und ich lege meine Wange an seine Schulter. „Geht es dir gut?“, fragt er mich. „Deine Mutter hat mir von Ryan erzählt.“
    „So viel zu ihrem Versprechen, es niemandem zu sagen“, murmele ich.
    „Und?“
    „Es geht mir gut“, sage ich.
    „Was war denn los mit euch beiden?“
    „Er war einfach nicht der Richtige, Dad. Bla, bla, bla, du weißt ja, wie das ist.“
    Dad schmunzelt und gibt mir einen Kuss aufs Haar. Dann bleibt er plötzlich stehen.
    „Darf ich abklatschen, Mike?“
    Als hätte ich heute gefühlsmäßig nicht schon genug durchgemacht! Aber der Anblick von Trevor, wie er dasteht und meinen Vater bittet, mit mir tanzen zu dürfen … Irgendetwas passiert in diesem Moment. Es ist, als wollte mein Herz mit seinem verschmelzen, es zieht mich zu ihm hin, zu diesem Mann, den ich liebe, seit ich zehn Jahre alt bin, und den ich immer lieben werde. Ich fühle mich so hilflos undschutzlos wie eine kleine Maus in einem Zimmer wilder Katzen. Dad sieht Trevor an, lächelt, zwinkert mir zu und tritt zurück, und Trevor nimmt mich in seine Arme.
    Seine Hand greift meine warm und fest, und ich spüre die Wärme seines Körpers, obwohl wir korrekt Abstand halten. Meine Wange streift seine ganz leicht, und ich spüre, dass er sich frisch rasiert hat. Mir wird heiß. Ich bin wie benommen von seiner Nähe.
    Dann klingt das Lied aus, Trevor bleibt stehen, und bestimmt kommt gleich der Ententanz. Aber nein! Das Schicksal meint es gut mit mir, und der DJ spielt einen weiteren Song von Norah Jones, Come Away With Me. Ausgerechnet! Ich kann kaum noch atmen. Wir tanzen weiter.
    „Hallo“, flüstere ich.
    „Ich habe dir noch gar nicht gesagt, wie wunderschön du aussiehst“, flüstert er zurück, und ich wage nicht, ihm in die Augen zu sehen.
    „Danke.“ Meine Stimme funktioniert nicht richtig. Meine Hand liegt an seinem Nacken, meine Finger berühren gerade eben sein Haar, und ich wünschte, ich könnte hineingreifen. Mein Herz schlägt so schnell, dass ich fast Angst bekomme, ich könnte umkippen. Eine Weile sagen wir gar nichts. Ich versuche, alles ganz genau in mich aufzunehmen – seine Wärme, seine Hände, seinen Duft.
    „Wo ist dein Verlobter?“, fragt er dann wie beiläufig.
    Ich versteife mich ein wenig in seinen Armen, und Trevor geht leicht auf Abstand.
    „Nun ja“, sage ich leise, „wir … wir sind nicht mehr zusammen.“
    Trevor zieht überrascht die Brauen hoch und bleibt stehen. Die anderen Paare scheinen es nicht zu bemerken. „Warum?“, flüstert er und hält weiter meine Hand, hält mich weiter im Arm.
    Ich sehe ihm in die Augen und höre jeden Schlag meinesHerzens, als würde es auf meine Antwort warten. Ich öffne den Mund, um zu antworten, irgendetwas Unverbindliches wie Es hat nicht funktioniert , doch stattdessen höre ich mich etwas ganz anderes sagen.
    „Er ist nicht du.“
    Trevor sieht mich an und blinzelt irritiert. Er sagt kein Wort. Das Lied endet.
    „Und nuu-un“, sagt der DJ in dramatischem Singsang, „ein anderes Tempo. Die Macarena!“ Alle klatschen und jubeln, und ich fühle, wie an meinem Kleid gezogen wird.
    „Tante Chassie! Tante Chassie! Ich will Macarena!“, ruft Claire. „Komm, das ist lustig! ‚Hey … Macarena!‘“
    Ich lege meine Hand auf ihren Kopf, und Trevor weicht zurück. Ohne ein weiteres Wort verlässt er die Tanzfläche und geht aus dem Saal.
    Für den Rest der Feier ist mein Kopf wie leer. Mein Herz auch. Vielleicht gewöhnt es sich gerade an den Zustand, gebrochen und unvollständig zu sein. Wer weiß? Hey, du hast getan, was du konntest , scheint es zu flüstern. Danke für den Versuch.
    Ich tanze mit meinen Nichten und Neffen. Ich hebe sie hoch und wirble sie herum und tue so, als wollte ich
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